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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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für die muselmanische Bevölkerung zu viel. Es gab Proteste und Aufstände und die Mullahs von Jerusalem riefen zu Trauergebeten auf. Der Sultan ließ sich nicht beirren und begründete seine Entscheidung damit, dass ihm der Friede mit den Christen mehr wert sei als ein paar Meilen Land.
    Die Kreuzfahrer triumphierten, doch das Verhalten der Papsttreuen wurde zunehmend feindlicher, sodass die Templer und Johanniter es ablehnten, mit dem Kaiser in Jerusalem einzuziehen. Der Patriarch Gerold von Jerusalem überschlug sich fast vor Hass und Empörung. Den Friedensvertrag bezeichnete er als ein unsinniges Verbrechen und bezichtigte Friedrich der Falschheit, Niederträchtigkeit und Betrügerei, sein Verhalten als tückisch und verlogen. Dem gebannten Kaiser verbot er, die Stadt zu betreten, und warnte die christlichen Pilger davor, sich dem Kaiser anzuschließen.
    Friedrich bedauerte diese Entwicklung, doch er dachte keinen Augenblick daran, seine Pläne zu ändern. Zwar konnte er nicht damit rechnen, dass die Tempelritter, die Johanniter und papsttreue Prälaten ihn begleiteten, doch an seiner Seite waren immerhin die Deutschordensritter, die Erzbischöfe von Palermo und Capua und natürlich die kaiserlichen Würdenträger, an der Spitze Hermann von Salza und Petrus de Vinea.
    Die Grabeskirche platzte fast unter dem Ansturm der Pilger, die den Kaiser anstaunten, als er sich die hereingebrachte Krone selber aufsetzte. Er empfand dabei weder Reue noch Bedauern, dachte plötzlich an Bianca und flüsterte tonlos die Worte: Das hättest du sehen müssen, das hättest du sehen müssen – ja, Geliebte, wenn diese päpstlichen Lobhudler es nicht wagen, dann muss ich es selber tun. Und ich hab’s getan! Du hättest mich sehen sollen …
    Viele der Anwesenden wussten, dass es diesen Akt in christlichen Ländern noch niemals gegeben hatte. Nur Gott konnte durch seine geweihten Diener eine Krone verleihen, und noch dazu die heilige Krone von Jerusalem!
    Danach versuchte Friedrich den Versammelten sein Handeln begreiflich zu machen und hielt, was er höchst selten tat, eine kurze Rede. Er berief sich auf sein Kreuzzugsgelübde und betonte nachdrücklich, dass nur mit Gottes Zustimmung und Hilfe ein derart |140| überragender und noch dazu kampfloser Sieg möglich war. Dem Papst versicherte er seine unwandelbare Treue zur Kirche und seinen festen Willen zur Versöhnung.
    Noch während Friedrich in Jerusalem weilte, erreichte ihn eine durch die Winterstürme verspätete Botschaft: Bianca hatte ihm am vierundzwanzigsten Dezember vorigen Jahres eine Tochter geboren und sie – sein Einverständnis vorausgesetzt – Costanza genannt, nach seiner Mutter, der Großmutter des Kindes. In einem persönlichen Brief schrieb sie dazu:
    „Und nicht nur deshalb habe ich diesen Namen gewählt, sondern in Bezug auf die Bedeutung des lateinischen Wortes
constantia
, das man mit Stetigkeit, Beharrlichkeit und Übereinstimmung übersetzt. Trifft dies alles nicht auf uns zu? Meine Liebe zu dir ist beharrlich und wird stetig so bleiben. Dass wir in vielem – in sehr vielem! – übereinstimmen, hat sich in den gemeinsamen zwei Monaten so deutlich gezeigt, dass ich hoffe, ja fast gewiss bin: Es wird so bleiben! Zum anderen siehst du jetzt, wie gehorsam ich bin, da ich deinem Wunsch nach einer Tochter entsprochen habe – vielleicht deine erste überhaupt? Wer weiß …“
    Wie immer, wenn Friedrich wichtige Botschaften erhielt, ganz gleich, ob privater oder politischer Natur, lösten sie in ihm zuerst unterschiedliche Gefühle aus. Die überprüfte er dann in aller Ruhe, bis nur eine Empfindung blieb, die seiner Analyse standhielt.
    Biancas Brief löste zuerst Freude, dann auch Ärger aus, dazu kamen Stolz und eine gewisse Belustigung. Ärger, weil sie so eigenwillig und unabhängig handelte. Hätte sie ihn nicht fragen können, ob ihm der Name Costanza genehm sei? Doch der Ärger verflog schnell, denn sie hätte das Mädchen ja auch nach ihrer eigenen Mutter benennen können, deren Name ihm jetzt nicht einfiel. Stolz war er auf ihre freie und furchtlose Art, mit der sie durchs Leben ging und die auch aus diesem Brief zu spüren war, ebenso darauf, dass sie in diesem besonderen Tag – was die Tochter betraf – keine Bedeutung sah. Wie sie Mastro Micheles Verhalten schilderte, belustigte ihn so, dass er dabei laut auflachte. Was blieb am Ende? Die Freude, jetzt eine Tochter zu haben und die Vorfreude sie beide, Bianca und Costanza bald zu

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