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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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hatte überlegt, ob er Anais persönlich begrüßen sollte, sich aber dagegen entschieden. Es gab keine Begegnung mehr, denn die Flotte von vierzig Galeeren teilte sich vor Zypern, wo Friedrich anhielt, während zehn seiner Schiffe nach Akkon weiterfuhren, darunter jenes mit den syrischen Damen.
    Während der ganzen Überfahrt hatten die anderen Abstand zu Anais gehalten, weil niemand wusste, ob sie den Kaiser begleiten oder nur zu ihrer Familie zurückkehren würde. Anais war das ganz recht, sie hatte keine Lust, die Neugier der anderen zu befriedigen, irgendetwas erklären oder sich gar rechtfertigen zu müssen. Es ist schon seltsam, dachte sie, da fährt Friedrich auf seinem Schiff in Sichtweite zu dem unsrigen und doch scheint es mir, als sei er hunderte von Meilen entfernt. Meilen? Nein, er ist weltenweit entfernt und – sie griff in ihr Brusttuch – da ist sein Abschiedslied, eigenhändig geschrieben. Ist auch nicht von Anais die Rede, dann geht es doch um „die Blume aus dem Syrerland“ und das kann nur ich sein, denn sonst gab es keine Geliebte aus Syrien. Längst brauchte sie nicht mehr auf den Papyrus zu schauen, denn jedes Wort war unauslöschlich in ihr Gedächtnis gegraben. Fiel sie Trauer an, dann flüsterte sie den Anfang des Liedes, der zwar von Leid sprach, sie aber dennoch fröhlich stimmte.
    Weh mir, denn ich vermag es nicht zu fassen,
    Dass es mir brächte solche Herzensnot,
    Von meiner Herrin Abschied zu erbitten,
    Denn kaum, dass meine Süße ich verlassen,
    Da schien mir wünschenswert nur noch der Tod.
    Da war er ihr dann wieder ganz nah, doch diese Nähe bezog sich auf die drei gemeinsamen Jahre, davor und danach war er der weltenweit entfernte Imperator, Herr des christlichen Abendlandes, ein Monument, zu dem die Völker aufblickten.
     
    Als die Kreuzfahrer in Akkon landeten, war es schon September geworden, doch der Empfang des Langersehnten war überwältigend. Lang ersehnt deshalb, weil der Rest des einstigen Königreichs |138| Jerusalem um seine Existenz bangte. Dass Sultan Malik sich diesen Rest einverleiben wollte, war jedem bewusst.
    Zunächst sah es so aus, als sei der Bannspruch des Papstes nicht bis hierher gedrungen. Die Führer der verfeindeten Orden der Templer, Deutschritter und Johanniter küssten einträchtig dem Kaiser die Hand; auch der Patriarch von Jerusalem mit seinen Bischöfen huldigte ihm. Friedrich ließ es sich gefallen, doch sein Misstrauen blieb und bald zeigte sich, dass es berechtigt war. Aus Rom kam ein Breve des Papstes, das dem Kaiser das Recht absprach, christliche Ritter anzuführen. Sofort nahmen die Templer und Johanniter wie auch der Patriarch von Jerusalem eine feindliche Haltung ein, während der Deutsche Orden, geführt von Hermann von Salza, fest zum Kaiser stand. Das galt auch für seine eigenen Truppen sowie die Einheiten der Pisaner und Genuesen. Das waren freilich insgesamt nur fünfzehnhundert Berittene und etwa zehntausend Mann Fußvolk und damit waren sie der gewaltigen Heeresmacht des Sultans weit unterlegen.
    Zu seinen Vertrauten sprach Friedrich ganz offen darüber, dass eine militärische Auseinandersetzung so unklug wie sinnlos sei und er auf Verhandlungen setze.
    „Wenn wir dadurch nichts erreichen, können wir den Kreuzzug als verloren betrachten und der Papst wird doppelt triumphieren: Einem Gebannten und Unbußfertigen gebühre die Strafe Gottes und dies sei nun geschehen. Aber so wird es nicht kommen!“
    Dass Kaiser Friedrich nicht nur eine sarazenische Leibwache mit sich führte, sondern auch ein Teil seiner Truppe aus Muselmanen bestand, blieb nicht ohne Eindruck auf den Sultan, dem auch noch berichtet wurde, dass der Kaiser fließend Arabisch sprach. Sie wechselten freundschaftliche Briefe, aber es zog sich hin. Unterdessen ließ Friedrich die syrischen Festungen verstärken und ein Dutzend neue errichten.
    Die beiden Herrscher sollten sich niemals persönlich begegnen, doch Malik ließ seinen Vertrauten, den Emir Fahr-ed-Din die Gespräche führen, dem es nach fünfmonatigen zähen Verhandlungen endlich gelang, einen für beide zufriedenstellenden Vertrag auszuhandeln. Der beinhaltete einen zehnjährigen Waffenstillstand, die Überlassung Jerusalems mit Ausnahme der den Muselmanen heiligen Stätten und den freien Zugang der christlichen Pilger. Außerdem wurden Bethlehem und Nazareth sowie alle |139| Küstenorte von Sidon bis Jaffa dem Königreich Jerusalem angegliedert.
    Das war mehr, als Friedrich erwartet hatte, doch

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