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Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers

Titel: Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp von Zabern Verlag
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Schiff flatterte, hatte die Menschen am Hafen verwirrt, von denen die meisten glaubten, Friedrich sei tot und auf seiner Galeere müsste die schwarze Trauerfahne wehen. Hatten nicht Priester im Auftrag Seiner Heiligkeit
ex cathedra
verkündet, der Kaiser sei zur Hölle gefahren? Hatten |145| nicht Bischöfe und Kardinäle dies beschworen und im ganzen Reich verbreitet? Aber der Augenschein trog nicht: Der Kaiser zeigte sich hoch zu Ross in der ganzen Stadt, ehe er seine Festung am Meer bezog.
    Friedrich reagierte sofort. Das Geheimnis seiner Erfolge war, dass er schneller handelte, als andere denken konnten. Zum Glück ging es nur um Süditalien, denn im deutschen Reich hatte der Papst mit seinem kaum noch verständlichen Hass wenig Resonanz und auch keine Unterstützung gefunden. Dass er Friedrichs Abwesenheit genutzt hatte, um in Sizilien einzufallen, wurde scharf missbilligt. Übrigens hatte Gregor Friedrichs Untertanen in Süditalien und Sizilien von ihrem Treueid entbunden und maulfertige Prediger ins Land geschickt, die nicht ohne Erfolg Städte und Grafschaften zum Abfall verleiteten. Sie alle traf es wie ein Blitz aus heiterem Himmel, dass der Kaiser lebte und seine Truppen bereits auf dem Weg waren. Friedrich hatte nicht nur das Glück, sich auf fähige Heerführer wie Rainald von Spoleto verlassen zu können, auch aus Palästina heimkehrende Kreuzfahrer – von Stürmen an die Küste Apuliens getrieben – hatten sich des Kaisers Truppen angeschlossen.
    An ihrer Spitze zog Friedrich nun im Sommer durch die apulische Ebene – den Tavoliere –, dann über Berge und durch Flusstäler nach Capua. Sie hatten mit Widerstand und Kämpfen gerechnet, doch die Gegenwart des gefürchteten Imperators hatte die Aufrührer in ihre Schlupflöcher zurückgetrieben. Sein Hauptgegner und ehemaliger Schwiegervater Johann von Brienne floh mit dem kläglichen Rest seiner Truppen – die meisten hatten sich abgesetzt – auf päpstliches Gebiet.
    Der Kaiser machte sich nicht die Mühe, Stadt um Stadt und Grafschaft um Grafschaft zurückzugewinnen. Er bezwang die strategisch wichtige Stadt Sora, die über das Lirital und damit den Zugang zu den Abruzzen wachte. Die Einwohner wurden aus ihren Häusern gejagt und ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht niedergemacht, die Stadt eingeäschert. Was durch günstigen Wind von den Flammen verschont blieb, ließ Friedrich niederreißen. Angesichts dieses grausamen Exempels ergaben sich an die zweihundert Städte und Herrschaften, nur wenige verhielten sich störrisch, wie die Stadt Gaeta. Nach deren Eroberung verbreitete sich die Nachricht, der Kaiser habe befohlen, den Angehörigen der oberen Stände die Nasen abzuschneiden, sie zu blenden und nackt |146| aus der Stadt zu jagen, ihre Söhne hingegen zu entmannen. Der Befehl wurde freilich nicht ausgeführt, aber die Drohung tat ihre Wirkung.
    Gegen Ende Oktober herrschte wieder Frieden im Land und Friedrich war so klug, die „Schlüsselsoldaten“ – also die päpstlichen Truppen – nicht über die Grenze verfolgen zu lassen. Der Papst hatte die Lektion verstanden und wurde nun von den Reichsfürsten gedrängt, mit dem Kaiser endlich einen dauerhaften Frieden zu schließen. Mochte Gregor auch vom Hass verblendet sein, so spürte er doch, dass dies, auch vor Gott, kein Weg war. Mutige Kurienkardinäle setzten sich für den Kaiser ein, fanden Anhang und am Ende „ergab“ sich Gregor – so konnte er sein Gesicht wahren – den Argumenten seiner Berater.
    Am achtundzwanzigsten August wurde in einer feierlichen Zeremonie der Kirchenbann von Friedrich genommen. Daraufhin ritt er mit seinem Gefolge nach Anagni, wo Papst Gregor dauerhaft residierte, da er den wankelmütigen Römern nicht traute. Der Papst – fast doppelt so alt wie der Kaiser – empfing ihn freundlich mit dem Friedenskuss. Er sah nun, dass er in blindem Hass einen Menschen verteufelt hatte, der so gar nicht teuflisch auftrat und es an dem gebotenen Respekt nicht fehlen ließ.
    Und so erhielt der Patriarch von Jerusalem zu seiner Überraschung den päpstlichen Befehl, den vom Kaiser mit dem Sultan geschlossenen Vertrag in allen Punkten einzuhalten. Die Hochmeister der Templer und Johanniter wurden streng angemahnt, sich an den Waffenstillstand mit den Muselmanen zu halten. Da gab es viel Zähneknirschen im Heiligen Land. Ein großes Aufatmen ging dagegen durch Friedrichs Reich. Der Kaiser durfte wieder in der Gnade Gottes regieren, auf dem deutschen Thron saß

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