Bianca Lancia - die Buhle des Kaisers
geschehen war, fragte der Kaiser: „Eminenz, wäre es eine große Sünde, wenn eine Frau zu mir ins Bett käme?“
Der Erzbischof brachte ein Lächeln zustande. „Was könntest du in deinem Zustand mit ihr anfangen?“
„Sie an mich drücken, mich an ihrem Leib erwärmen. Vielleicht würde es die Genesung, von der unser Medicus spricht, beschleunigen?“
„Dass du schon wieder zum Scherzen aufgelegt bist, ist ein gutes Zeichen.“
Auch als Adelheid schwanger war, ließen sie nicht voneinander. Die Ansichten der Medici gingen da ziemlich auseinander. Einige meinten, es gäbe nur sehr wenig, was dem Kind im Mutterleib schaden könne, und führten Beispiele an: lange, scharfe Ritte, |21| schwere Stürze, Vergiftungen und manches mehr, das dem Körper der Mutter stark zugesetzt hatte, und trotzdem sei die Geburt normal verlaufen. Andere wieder wandten ein, dass die heranwachsende Leibesfrucht gegen den eindringenden väterlichen Samen zu kämpfen habe und dadurch geschwächt werde. Adelheid kümmerte das nicht und als ihr Bauch am Ende des siebten Monats dem Liebesverkehr hinderlich wurde, durfte Friedrich sie von hinten nehmen. „Was den Tieren recht ist, kann den Menschen nur billig sein“, scherzte er und meinte, nur der Verstand unterscheide uns von anderen Warmblütern. Wie gerne hätte Friedrich seinem Sohn Enzio erzählt, dass er zu Lebzeiten seiner Mutter zwar anderen Frauen beigelegen, aber nur sie geliebt habe.
Als Manfred gegen Abend erschien, fasste der Kaiser seine feste, jugendwarme Hand.
„Eines musst du mir versprechen, mein Sohn: Bemühe dich weiter, deinen Bruder Enzio frei zu bekommen – mit allen Kräften, hörst du? Biete ihnen Geld, Verträge, Privilegien, tue alles nur Menschenmögliche, um Enzio zu befreien!“
Manfred versprach es, beschwor es.
„
Decembris tertius decimus
“, sagte der Scriptor auf des Kaisers Frage.
„Warum soll diese Zahl Unglück bringen? Weißt du das?“
Der Schreiber, ein junger Mann, diente dem Kaiser noch nicht lange und erstarrte jedes Mal vor Ehrfurcht, wenn er angeredet wurde.
„N-nein, Majestät, das weiß ich nicht, a-alle halten die Dreizehn für – für eine Un-Unglückszahl …“
„Selbst wenn die ganze Menschheit dieser Meinung ist, so muss sie dennoch nicht richtig sein.“
Der Scriptor nickte eifrig. „Wie recht Eure Majestät haben!“
„Trotzdem erkläre ich es dir. Die Dreizehn wird als Unglückszahl verstanden, weil man die Zwölf für heilig hält: Jakobs zwölf Söhne, die zwölf Apostel und so fort. So glaubt man, etwa, dass, wenn dreizehn Menschen bei einem Mahl zusammensitzen, einer von ihnen binnen Jahresfrist sterben muss, um die heilige Zwölfzahl wiederherzustellen.“
Der Scriptor wollte etwas sagen, doch der Kaiser kam ihm zuvor.
„Es gibt jetzt Wichtigeres, ich brauche meine Freunde und Verwandten als Zeugen, sie sollen sich hier versammeln!“
|22| Da sie alle im Haus weilten, dauerte es nicht lange und sie standen um sein Bett. Dem Kaiser am nächsten Prinz Manfred, daneben sitzend der greise Erzbischof, dann Medicus Johannes, Richard von Caserta mit Violante, dazu einige hohe kaiserliche Beamte. Der junge Schreiber stand am Fußende des Bettes vor einem Stehpult. Friedrich hob die Hand, der Scriptor tauchte seine Feder ein.
„Im Hinblick auf die Vergänglichkeit des Menschen wollen Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden immer erhabener Kaiser der Römer, König von Jerusalem und Sizilien, für das Heil Unserer Seele sorgen und über Reich und Länder verfügen, da Uns das Ende des Lebens bevorsteht, in vollem Besitz der Sprache und des Denkvermögens, krank am Körper, aber bei klarem Verstande, auf dass Wir noch zu leben scheinen, auch wenn Wir dem irdischen Leben entrückt sind.“
Sein Erbe aber verteilte der Kaiser nach Rang und Gesetz, nicht nach persönlicher Neigung, denn sonst hätte Manfred alles erhalten. Jolandas Sohn Konrad – sie war bei seiner Geburt gestorben – war schon seit Jahren deutscher König und bekam nun Sizilien übertragen, würde er ohne Söhne sterben, sollte Manfred der Nachfolger sein. Der Kaiser wies mit zittriger Hand auf seinen Lieblingssohn.
„Da Konrad kaum nach Sizilien kommen wird, sollst du dort Statthalter sein.“
Als der Scriptor gegangen war, ließ Friedrich sich vor aller Augen das graue Habit der Zisterzienser anlegen, deren drittem Orden er seit seiner Krönung angehörte. Dann sprach der Erzbischof ein kurzes Gebet und ging mit den anderen hinaus. Nur
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