BIANCA SPEZIAL Band 04
ins Gesicht oder in die Rippen zu ertragen.“
Heathers Kehle war wie zugeschnürt. „Das tut mir leid“, murmelte sie.
„Danke.“ Flo lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Wie gesagt, fand ich endlich den Mut, ihn zu verlassen. Mein Mut war das Einzige, was noch übrig war. Ich war achtundvierzig, hatte nie gearbeitet, konnte nicht mal ein Bewerbungsformular ausfüllen. Ich war grün und blau geschlagen. Aber ich war entschlossen und ging zu Vorstellungsgesprächen. Wie erwartet, ohne Erfolg. Bis Jim Dyer mir eine Chance gab.“
Sie lächelte. „Damals konnte ich einen Helikopter nicht von einem Taxi unterscheiden. Er war sehr geduldig und freundlich. Er hat mir sogar eine Unterkunft für ein paar Monate besorgt, bis ich genügend Geld gespart hatte, um mir selbst eine Wohnung nehmen zu können. Jetzt habe ich eine Eigentumswohnung, das College zur Hälfte absolviert und einen anständigen Mann, der Arnie heißt. Es war ein langer, harter Weg, aber ich habe es überlebt.“
„Du hast mehr als das. Du hast Erfolg.“
„An manchen Tagen würde ich dir zustimmen.“ Flo blickte aus dem Fenster. „Aber du verstehst bestimmt, warum mich all die gut aussehenden Männer nicht reizen. Einigen vertraue ich, wie Jim natürlich. Er ist ein wundervoller Mensch. Eines Tages tauchte mein Ex hier auf, um mich nach Hause zu holen. Jim ging mit ihm hinaus und erteilte ihm eine Lektion darin, verprügelt zu werden.“ Sie lächelte. „Ich habe den armseligen Kerl nie wiedergesehen.“
Heather erinnerte sich an Jims Angebot, Dianes Vater dafür zu bestrafen, dass er sie verlassen hatte. „Er legt hohe Maßstäbe an männliches Verhalten.“
„Stimmt. Er ist der beste Mensch auf dem Planeten.“ Flo schüttelte den Kopf. „Aber genug davon. Ich hasse es, den Tag mit Sentimentalität zu beginnen. Ich muss ein paar Minuten dein Baby knuddeln, damit sich meine Stimmung wieder hebt.“ Sie stand auf und eilte ins Kinderzimmer.
Unwillkürlich glitt Heathers Blick zum Fenster. Sie sah mehrere Männer bei einem Helikopter stehen, unter ihnen Jim.
Sie dachte daran, was Flo über ihn gesagt hatte und was sie selbst von ihm wusste. War er ein Held? Sie wollte es glauben, aber sie war sich nicht sicher, ob Helden im wahren Leben existierten.
6. KAPITEL
Heather gab die Daten für die letzte Rechnung ein und klickte das Druckersymbol an. Neben ihr nahm der Laserdrucker leise die Arbeit auf und warf drei Kopien aus.
Es war fast sechs Uhr abends, und die übrige Belegschaft war bereits nach Hause gegangen. Nur Jim arbeitete noch an seinem Schreibtisch.
So gern Heather auch früh anfing und die Arbeit bis zum Nachmittag erledigt hatte, sprach einiges für die Stille nach Feierabend. Sie blickte hinüber zu Jim, doch er las einen Bericht und schien sie nicht zu bemerken. Um seinen Mund lag ein strenger Zug.
Sie richtete die Aufmerksamkeit wieder auf die Rechnungen und streckte sich. In den vergangenen Nächten hatte Diane ohne ersichtlichen Grund schlecht geschlafen. Heather hatte stundenlang mit ihr umherspazieren müssen und wusste die flexible Arbeitszeit mehr denn je zu schätzen, da sie sich dadurch um fünf Uhr morgens wieder hatte hinlegen können.
„Wo ist das Buch für Nummer sechsundzwanzig?“, fragte Jim, ohne aufzublicken.
Heather stand auf und brachte ihm den Aktenordner mit den Serviceunterlagen für den betreffenden Helikopter.
„Danke“, sagte er.
Sie kehrte an ihren Schreibtisch zurück, nahm den Stapel Rechnungen und ging zu den Aktenschränken. Die Bewegung half, die Schmerzen im Kreuz zu lindern. Sie war es immer noch nicht gewohnt, lange Stunden am Computer zu sitzen. Es fiel ihr schwer, sich auf die Arbeit zu konzentrieren. Sie hätte das Phänomen gern latenten Hormonen oder Schlafmangel zugeschrieben, doch sie wusste, dass es eher an dem Mann lag, der am anderen Ende des Büros saß.
Allein der Gedanke an ihn ließ ihren Magen flattern. Sie musste sich zwingen, tagsüber nicht mehr als nötig mit ihm zu reden, und wenn sie zusammen waren, sehnte sie sich nach seiner Berührung.
Die Ausrede mit den Hormonen wurde allmählich fadenscheinig. Denn Diane war bereits zwei Monate alt. Vielleicht lag es …
Die Bürotür öffnete sich, und ein attraktives Paar Mitte zwanzig trat ein. Jim blickte auf und grinste. „Rick! Was tust du denn hier?“ Er sprang auf und eilte zu ihnen.
„Ich wollte dich sehen.“ Rick schüttelte ihm die Hand und nickte dann der Frau an seiner Seite zu. „Du erinnerst
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