BIANCA SPEZIAL Band 06
sein. Er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis sie diese Farce einer Ehe beenden wollte, um sich einen anderen potenziellen Vater für ihr Baby zu suchen. Zum hundertsten Male dachte er zurück an ihre Bemerkung über einen jüngeren Erzeuger. Sie hatte es im Scherz gesagt, doch steckte nicht hinter jedem Scherz ein Körnchen Wahrheit?
Sie drehte sich in seinen Armen um und blickte ihn mit einem lieblichen Lächeln an.
„Ich weiß, dass du zappelig bist, aber der Arzt hat dir eine volle Woche Bettruhe verordnet. Also denke nicht mal daran, vor dem Wochenende zu arbeiten.“ Sie strich über die Bartstoppeln auf seinem Kinn. „Warum siehst du nicht nach, was im Fernsehen kommt?“
„Ich gehe nach draußen und hole die Post.“
„Na gut“, räumte sie wie eine Gefängniswärterin ein. „Aber komm ja nicht auf die Idee, mit den Farley-Zwillingen Seil zu springen oder mit Patrick Skateboard zu fahren. Du bist immer noch ansteckend.“
Er hielt die rechte Hand hoch, während er zur Tür ging. „Hiermit schwöre ich feierlich, die Nachbarskinder nicht anzustecken.“
Aus Gewohnheit nahm er seinen verbeulten Hut vom Haken neben der Tür und setzte ihn sich auf. Draußen atmete er tief die frische Luft ein und dankte dem Himmel, dass er nicht in einem stickigen Büro arbeiten musste.
Der Brombeerstrauch neben dem Briefkasten bog sich unter dem Gewicht unzähliger roter Beeren. Zwei waren bereits herangereift und schwarz. Er pflückte sie und steckte sie sich in den Mund, während er die Post herausnahm. Der aromatische süße Saft ließ ihn zusammenzucken, doch zum Glück war der Schmerz wesentlich schwächer als noch vor einigen Tagen.
Er sah die Post durch. Die Telefonrechnung, eine Postwurfsendung, eine Zeitschrift und ein an April adressierter Umschlag – von der Samenbank.
Das Schwindelgefühl, unter dem er in den vergangenen Tagen gelitten hatte, kehrte mit voller Wucht zurück, und er fühlte sich flau im Magen. Er wusste, dass die Symptome nicht durch Mumps, sondern durch den Brief in seiner Hand hervorgerufen wurden.
Der Umschlag war nicht richtig zugeklebt. Glen zögerte flüchtig. Er hatte noch nie Aprils Post geöffnet, doch dieser Brief betraf ihn ebenso wie sie. Dennoch verspürte er Gewissensbisse, als er zwei Bogen herausnahm und las.
Der erste bestätigte ihren Termin in einigen Wochen. Der zweite enthielt eine Liste potenzieller Spender mit Angabe von Größe, Gewicht, Haar- und Augenfarbe sowie Ausbildung und Beruf.
Der Umschlag war drei Tage nach seiner Erkrankung abgestempelt. Sie hatte keine Zeit verloren, um ihre Pläne zu ändern, und es nicht einmal für nötig gehalten, ihn zu informieren.
Vielleicht hatte sie seine Gefühle nicht verletzen wollen. Immerhin reagierten die meisten Männer nicht gerade entzückt, wenn ihre Männlichkeit infrage gestellt wurde.
Die Versuchung war groß, den Brief zu zerknüllen und in den Mülleimer zu werfen. Doch er faltete die Papiere zusammen und steckte sie zurück in den Umschlag.
Schweren Herzens erkannte er, dass er diese Farce einer Ehe nicht länger aufrechterhalten konnte. Er musste dringend etwas unternehmen.
Sobald Glen wieder auf den Beinen war, stürzte er sich mit mehr Eifer in seine Arbeit auf dem Campingplatz, als April für ratsam hielt. Doch er tat ihre Besorgnis ab und meinte, dass sie ihn nicht mehr zu bemuttern brauchte.
Dennoch gelang es ihr, ihn zu einer Pause zu überreden. Gerade hatten sie sich hingesetzt und etwas zu trinken genommen, als die Glocke über der Ladentür ertönte.
Aprils Herzschlag beschleunigte sich, als Alexander Dugg hereinspazierte. Sie hatte gehofft, dass der Friede, den sie bei der Tanzveranstaltung geschlossen hatten, das Ende seiner Schnüffelei in ihren Angelegenheiten bedeuten würde. Doch seiner ernsten Miene nach zu urteilen war er wie gewöhnlich einem Vergehen auf der Spur.
Diesmal trug er jedoch keine Uniform, sondern neue Jeans und ein kariertes Hemd, das bis zum Kragen zugeknöpft war. Er roch nach Aftershave.
Glen setzte sich auf die Bank und öffnete seine Dose Soda. „Falls Sie undercover arbeiten, funktioniert es nicht.“ Er nahm einen Schluck aus der Dose. „Wir durchschauen Ihre Verkleidung.“
„Ich bin heute nicht im Dienst.“ Dugg spazierte zur Theke, nahm sich ein Päckchen Fleischwurst und reichte April einen Dollarschein. „Ich suche jemanden.“
Maybelline kam von ihrem Schlafplatz unter dem Fenster herüber und setzte sich erwartungsvoll zu seinen
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