Bianca Spezial Band 8
vor allem auch Sophies Mutter. An Ihrer Stelle wäre ich außerdem vorsichtig – und zwar äußerst vorsichtig – mit allem, was Sie zu den Zwillingen sagen. Wenn ich nämlich einmal herausfinden sollte, dass Sie Carrie oder Mary angeschrien haben oder sie sonst irgendwie verstört oder ihnen Angst eingejagt haben … dann, James, wäre ich ziemlich unglücklich. Und Sie wissen ja, was passiert, wenn unverantwortliche Nichtsnutze unglücklich werden.“ In Max’ Blick lag ein gefährliches Funkeln.
„Drohen Sie mir etwa gerade Gewalt an?“, fragte James. Seine Stimme bebte.
Max lächelte nachsichtig und schüttelte langsam den Kopf. „Nein, natürlich drohe ich Ihnen nicht, James.“ Dann drückte er die Nase gegen die des kleineren Mannes, der daraufhin kreidebleich wurde. „Ich wollte damit nur sagen, dass ich wirklich sehr, sehr unglücklich wäre, wenn Sie sich den Mädchen gegenüber jemals so verhalten sollten. Und ich bin mir sicher, dass Sie daran kein Interesse haben.“ Max warf James noch einen letzten warnenden Blick zu, dann drehte er sich um und ging zu Sophie und den Zwillingen auf die andere Seite der Turnhalle. Fassungslos starrte James ihm hinterher.
7. KAPITEL
Das Zusammentreffen mit Beardsley ließ Max nicht los. Immer wieder hörte er die Worte, die der andere gesagt hatte, und so sehr Max sie auch als die letzten kläglichen Versuche eines verzweifelten Mannes abtun wollte, so fragte er sich doch, wer hier eigentlich der verzweifelte Mann war. Nun brauchte Max Zeit – nicht bloß, um über alles noch einmal nachzudenken, sondern auch, um mit Sophie darüber in Ruhe zu sprechen. Dabei wollte er allerdings nichts überstürzen und Sophie auf keinen Fall damit überrumpeln, dass er ihr zu früh offenbarte, was er wirklich für sie und die Mädchen empfand. Außerdem wollte er einen günstigen Moment abwarten, in dem Sophie und er sich ungestört unter vier Augen unterhalten konnten.
Seine Gelegenheit kam drei Wochen nach der Halloweenparty und dem schicksalhaften Gespräch mit Beardsley. Max gab dem neuen Spielzimmer für die Zwillinge an dem Abend gerade den letzten Schliff, als Sophie zu ihm hinunterrief, dass er einen Anruf hätte.
„Ich bin sofort oben“, rief er zurück. Dann sah er sich noch einmal im Raum um und lächelte. Mit dem Spielzimmer war er nun fertig, und der Spiegel für den Ballettraum sollte Freitagnachmittag geliefert werden.
Mit seinem zweiten Projekt, dem Kutschenhaus, kam Max ebenfalls gut voran. Die Innenwände waren bereits abgerissen und neu gezogen worden. Auch Wasserleitungen, Heizung und Elektrizität waren mittlerweile installiert. Max hatte immer darauf geachtet, dass die Handwerker tagsüber arbeiteten, während Sophie an der Schule war, damit sie nichts davon mitbekam und somit auch nicht neugierig wurde. Schließlich hatte es ja wenig Sinn, eine Überraschung zu organisieren, wenn es letztlich gar keine Überraschung mehr war.
„Max?“
„Hier bin ich schon“, erwiderte er, stieß die Kellertür auf und lächelte, als er Sophie sah.
„Du hast einen Anruf“, wiederholte sie und hielt ihm das Mobiltelefon hin.
Er betrachtete sie aufmerksam und fragte sich dabei, warum sie ihm bloß immer so angespannt und einsilbig vorkam, wenn er einen Anruf hatte.
„Danke schön.“ Er nahm ihr das Handy ab und blickte ihr nach, als sie sich umwandte und im Wohnzimmer verschwand. „Max McCallister“, sprach er in den Hörer und lehnte sich gegen die Wand. „Danke, Sam, mir geht es gut … Machst du Scherze? Wann genau soll das losgehen?“ Max runzelte die Stirn. „Im nächsten Semester?“ Er lachte. „Tja, Sam, es ist schon lange her, dass ich zuletzt eine Bildungseinrichtung besucht habe, also … Wann fängt denn das nächste Semester an? Ach, in der dritten Januarwoche?“ Max dachte kurz nach. „Hm, doch, ich glaube, das bekomme ich hin. Schick mir einfach die Verträge rüber, du hast ja meine Adresse von hier. Ja, natürlich bin ich mir sicher, Sam, aber trotzdem vielen Dank, dass du noch mal nachfragst. Wir sprechen uns dann bald wieder. Und gib mir doch bitte Bescheid, sobald diese andere Sache geregelt ist, ja? Okay, gute Nacht dann.“
Max seufzte zufrieden und klappte sein Mobiltelefon wieder zu. Dabei gab er sich alle Mühe, nicht über das ganze Gesicht zu strahlen. Von der dritten Januarwoche an war er, Max McCallister, der neuste Dozent am örtlichen Community College, an dem Leute aus der Umgebung berufliche und akademische
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