Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
Vom Netzwerk:
überall sein wollten, Blicke, die das Ausziehen vorwegnahmen. Himmel, ich war schon beim Tanzen kurz vor dem Explodieren. Ein Wunder, dass wir es noch bis ins Hotelzimmer schafften.
    Vor dem stand ich jetzt wieder und trat ein. Martha hatte das Fenster aufgelassen. Der Duft von Luc hatte sich verflüchtigt, fast so, als wäre er nie da gewesen. Ich suchte nach anderen Spuren von ihm. Im Bett, unter dem Bett, zwischen den Laken. Dann im Bad. Nichts. Wann war der Mann verschwunden? Und warum steckte mein Ausbeinmesser im Rücken eines Toten?
    Eigentlich wollte ich sofort zur Salle polyvalente rennen und nach dem Messer sehen, in der winzigen Hoffnung, es doch in meiner Messertasche zu finden, aber ich konnte jetzt nicht weggehen. Pierre Mueller hatte die Gendarmerie gerufen. Die würde gleich da sein. Ich nahm eine kalte Dusche und zog mich an.
    Â»Die komme us Schlettstadt«, sagte mir Pierre, als ich in der Winstub zu ihm und Martha stieß. Pierre jetzt in Hemd und Hose, Martha in einem fliederfarbenen Sommerkleid, das ich noch nie an ihr gesehen hatte. »Die sin schnell do!«
    Ich nickte dankbar, als er mir wenig später einen Espresso über den Tresen schob. Fünf Uhr zehn zeigte die Uhr inmitten des Spirituosenregals dahinter an. Die Zeiger der Uhr, ein geöffneter Storchenschnabel. Der Kaffee brannte im übersäuerten Magen. Er machte den Kopf nicht klarer, ich hatte gestern eindeutig zu viel Cremant d’Alsace gesoffen.
    Die Gendarmerie kam an, kaum dass ich das Tässchen geleert hatte. Zwei junge Männer in blauen Uniformen, beide eher klein, der eine mit der ledernen Haut eines Nordafrikaners, der andere hatte noch Aknereste im Gesicht. Die beiden sprachen nur Französisch. Pierre erklärte ihnen, was passiert war. Dann führte er sie zum Aubach, Martha und ich folgten mit Abstand. Immer noch herrschte frühmorgendliche Ruhe, immer noch schliefen alle, immer noch hatte niemand im Dorf bemerkt, was geschehen war. Doch zumindest einer wusste von dem Toten im Aubach. Der, der ihn umgebracht hatte.
    Wie ich zuvor stiegen die zwei Gendarmen die Treppe zu den Waschsteinen hinunter, besahen sich den Toten von dort aus, besprachen sich kurz, dann telefonierte der mit der Akne. Der andere eilte zum Polizeiauto und kehrte mit einer Rolle Absperrband zurück. Während der Mann mit der Lederhaut den Tatort absicherte, sprach der Pickelige wieder mit Pierre und winkte Martha und mich dann hinzu. Er nahm unsere Personalien auf und fragte mich, ob ich ins Wasser gestiegen sei, die Leiche berührt habe, mir etwas Besonderes aufgefallen sei, ob ich den Toten kenne und so weiter. Pierre übersetzte, mein Französisch war nicht so gut. Ich antwortete wahrheitsgemäß, nur über das Messer verlor ich kein Wort.
    Â»Sie haben die Section de recherche in Straßburg informiert«, flüsterte uns Pierre danach zu. Das sei so etwas wie die deutsche Kriminalpolizei. »Wir sollen uns zur Verfügung halten, die wollen noch mal mit uns reden.«
    Aber nicht sofort, wusste ich. Von Straßburg brauchten sie mindestens eine halbe Stunde, bis sie in Scherwiller ankamen. Genügend Zeit, um nach meinem Messer zu sehen. Vom Kochen wusste ich, dass Pierre einen Schlüssel für die Halle besaß, ich bat ihn darum, murmelte etwas von einem verlorenen Portemonnaie, das ich dort wiederzufinden hoffte. Es wunderte ihn, dass ich es ausgerechnet jetzt suchen wollte, dennoch rückte er den Schlüssel ohne weiteres Nachfragen heraus.
    Sechs Mal schlugen die Glocken der Scherwiller Dorfkirche, als ich am Bach entlang in Richtung Place de la Libération lief. Immer noch war kein Mensch auf der Straße, aber lärmiges Vogelgezwitscher füllte die Luft, und im Aubach führten zwei Entenmamas ihre Kinder zum Sonntagsspaziergang aus. Sie hatten keine Ahnung, wie mies dieser Sonntag ein paar Meter bachaufwärts begonnen hatte.
    Die Salle polyvalente lag proper und rotsteinig in der Morgensonne, aber mit sauber und sonnig war es drinnen vorbei, dort glich der Saal einem verlassenen Schlachtfeld. Mit offenem Mund besah ich mir das Chaos. Die Vorhänge der Bühne waren heruntergerissen, die Wappenschilder von Fautenbach und Scherwiller zerfetzt, die Blumengestecke auseinandergerupft, Tische und Stühle umgekippt und teils kaputt, der Boden war klebrig und voller Glasscherben. Da musste nach unserem Weggang ordentlich die Post abgegangen sein!
    Am schlimmsten

Weitere Kostenlose Bücher