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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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weg, um nicht indiskret zu erscheinen, nah genug dran, um mithören zu können. Eine Wirte-Disziplin, die er perfekt beherrschte. Ich sah auf die Uhr, pünktlich würde ich zu meinem heutigen Macarons-Backen auf keinen Fall mehr kommen.
    Â»Bitte schildern Sie Ihre Begegnung mit Emile Murnier auf dem Fest in Scherwiller noch einmal«, begann der Ältere.
    Ich versuchte, mich an zweierlei zu erinnern. Zum einen an das, was ich LeBoeuf gesagt hatte, und zum anderen an die Begegnung mit Murnier selbst. Beschwingt, aufgeregt, von Lucs Avancen berauscht war ich gewesen, ich hätte die ganze Welt umarmen können. Ich musste dringend pinkeln, sonst hätte ich Luc und die schummrige, enge Bar nicht verlassen. Von der Bar aus musste man auf dem Weg zu den Toiletten den ganzen Saal durchqueren. Grüppchen hier, Grüppchen da, ich achtete auf niemanden. Und wenn Felix mir nicht kurz auf die Schultern geklopft hätte, um mir mit Sophie zuzuprosten, hätte ich ihn auch nicht bemerkt. »Amüsierst du dich?«, hatte er gefragt. Und ob!
    Von der ausgelassenen Stimmung im Festsaal war in dem langen, schmalen Flur, der zu den WC s führte, nichts mehr zu merken. Und hier, da war ich mir sicher, war ich niemandem mehr begegnet. Außer Murnier.
    Â»Murnier lehnte an der Flurwand direkt neben dem Frauen- WC «, erzählte ich. »Dass genau da einer lehnt, hat mich stutzig gemacht. Hab gedacht, vielleicht ist ihm schlecht oder er braucht eine Pause, bin, als ich ihn erreicht hatte, ein bisschen langsamer geworden. Da hat er mir ohne Vorankündigung zwischen die Beine gefasst, und ich habe ihm eine geknallt.«
    Â»Und davor?«, fragte der Jüngere der beiden. »Im Laufe des Festes Bruderschaft getrunken? Oder getanzt? Oder schöne Augen gemacht?«
    Ich funkelte ihn an. »Dass ihr Männer immer noch denkt, wir Frauen provozieren solch ein sexistisches Verhalten. Seid ihr da bei der Polizei noch nicht weiter? Müssen sich Frauen, die so einen Dreckskerl anzeigen, so was bei euch immer noch anhören?«
    Â»Mein Kollege hat seine Frage unglücklich formuliert«, beeilte sich der Ältere, mich zu beruhigen. »Was wir wissen wollen, ist Folgendes: Sind Sie auf dem Weg zum Flur Emile Murnier zum ersten Mal begegnet? Oder gab es im Vorfeld schon irgendeinen Kontakt?«
    Â»Nein.«
    Â»Sie haben das Fest gegen ein Uhr morgens verlassen«, machte der Ältere weiter, »kurz bevor die Hellsass Devils an der Festhalle eintrafen. Sind Sie allein gegangen?«
    Der Ältere wirkte bei dieser Frage ganz unbeteiligt, aber der Jüngere lauerte auf meine Antwort, bereit, sofort zuzubeißen, sobald er mich beim Lügen ertappte.
    Â»Luc Murnier war bei mir. Wir haben die Nacht zusammen verbracht.«
    Â»Das haben Sie im Gespräch mit den französischen Kollegen nicht erwähnt«, warf der Jüngere ein.
    Der freut sich, dass er mir wenigstens das aufs Butterbrot schmieren kann, dachte ich und sagte: » Capitaine LeBoeuf hat mich nicht danach gefragt.«
    Â»Ach ja? Und nur weil er nicht danach gefragt hat …«
    Â»Kurz vor fünf Uhr morgens hat Ihre Mutter Sie geweckt«, unterbrach der Ältere seinen jungen Kollegen. »Ihre Mutter hat Sie auf den Körper im Bach aufmerksam gemacht. Was genau konnten Sie von Ihrem Fenster aus sehen?«
    Â»Dass es ein Mann war, dass er auf dem Bauch lag, dass der Kopf im Wasser lag. Aber weder die Kopfwunde noch das Messer habe ich gesehen.«
    Â»Warum konnten Sie die Verletzungen nicht sehen? War die Entfernung zu groß?«
    Â»Vielleicht. Vielleicht auch, weil ich noch nicht richtig wach war oder weil man ja nie an so etwas Schreckliches denken will. Ich habe zuerst gedacht, dass da einer besoffen in den Bach gefallen ist.«
    Â»Sie sind dann, gefolgt von Ihrer Mutter, zum Bach gelaufen?«
    Â»Korrekt.«
    Â»Wissen Sie, was Luc Murnier in dieser Zeit gemacht hat?«
    Â»Er war im Badezimmer, als meine Mutter ins Zimmer kam.«
    Â»Ist er ebenfalls zum Bach gelaufen?«
    Â»Nein.«
    Â»Hat er sich wieder ins Bett gelegt?«
    Der Jüngere mit Häme in der Stimme. Wieder lauerte er auf Antwort. Ungeduldig war er, stand unter Strom. Der wollte sich seine Sporen durch Angriff verdienen, aber so lief das mit seinem Kollegen nicht.
    Der Ältere bremste ihn mit einem strafenden Blick, bevor er sich wieder an mich wandte: »Was denken Sie, wie lange es gedauert hat, bis

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