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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Sie nach dem Leichenfund wieder zurück in Ihrem Zimmer waren?«
    Irgendwas zwischen fünf und zehn Minuten, schätzte ich.
    Â»Wartete Murnier im Zimmer auf Sie?«
    Â»Nein.«
    Â»Hat er Ihnen eine Nachricht hinterlassen?«
    Â»Nein.«
    Â»Wissen Sie, wohin er gegangen ist?«
    Ich zuckte mit den Schultern.
    Â Luc musste aus dem Fenster gesehen haben, nachdem Martha und ich gegangen waren. Jeder hätte das getan. Hatte er erkennen können, dass der Tote sein Vater war? Vielleicht, vielleicht nicht. Warum hatte er sich dann nicht vergewissert? Warum war er einfach verschwunden?
    Â»Ich habe Luc Murnier erst an diesem Abend kennengelernt« sagte ich, als ich merkte, dass die Polizisten auf eine Antwort warteten. »Ich weiß sehr wenig über ihn. Vielleicht hat er eine Frau, die nichts von unserer gemeinsamen Nacht wissen soll?«
    In meinem Herzen war ich felsenfest davon überzeugt, dass es diese Frau nicht gab. Aber vielleicht konnte ich mit der Frau eine kleine Nebelspur legen, damit meine Unruhe, was Lucs Verschwinden betraf, nicht bei den Polizisten ankam.
    Â»Haben Sie Murnier danach noch einmal gesehen?«, fragte der Ältere weiter.
    Â»Gestern, aber nur sehr kurz. Ich hatte in Straßburg zu tun und danach einen Abstecher zu seinem Weingut gemacht. Er war in den Reben, seine Tochter hat mir den Weg gezeigt. Kaum hatte ich ihn gefunden, rief seine Tochter an. Sie teilte ihm mit, dass die Polizei auf dem Weingut eingetroffen war, Murnier hat sich daraufhin sofort auf den Heimweg gemacht.«
    Â»Und danach? Es gibt doch Telefon, oder?«
    Wieder der Jüngere, diesmal noch eine Spur aggressiver. Wieder schickte ihm der Ältere einen mahnenden Blick. Vielleicht, fiel mir ein, spielten die zwei Theater? Gaben vor mir ihre Variante von guter Bulle, böser Bulle?
    Â»Wir haben nicht telefoniert«, beantwortete ich die Frage.
    Der Jüngere sah nicht so aus, als ob er mir das glaubte, hakte aber nicht nach. Der Ältere fragte mich wieder nach der genauen Uhrzeit meines Treffens mit Luc und danach, ob ich im Weingut oder im Weinberg noch jemanden getroffen hätte. Dann schien er zufrieden, denn er klappte sein Notizbuch zu. Aber der Jüngere musste noch mal nachkarten.
    Â»Sie waren also kurz nach ein Uhr nachts im Hotel und sind kurz vor fünf Uhr morgens von Ihrer Mutter geweckt worden. War Luc Murnier die ganze Zeit bei Ihnen?«
    Â»Was glauben Sie denn? Wo soll er denn sonst gewesen sein?«
    Â»Legen Sie dafür Ihre Hand ins Feuer?«
    Â»Denken Sie etwa, Luc Murnier hat seinen Vater umgebracht?«
    Â»Was wir denken, spielt keine Rolle. Bitte beantworten Sie die Frage meines Kollegen«, unterstützte der Ältere zum ersten Mal den Jüngeren.
    Â»Natürlich. Hundertprozentig«, sagte ich entschlossen. Luc war nicht weggegangen in der Nacht, das hätte ich gemerkt, gespürt, gefühlt, was auch immer.
    Die zwei Polizisten wechselten bedeutungsschwangere Blicke, dann standen sie auf.
    Â»Können wir jetzt noch Ihre Mutter sprechen?«, fragte der Ältere.
    Â»Natürlich«, sagte ich wieder und nickte Edgar, der beim Polieren eines Glases erstarrt war, beruhigend zu. »Ich gehe nach oben und sag ihr Bescheid.«
    Ich war mir sicher, dass Martha mit ihrer Obrigkeitsgläubigkeit sofort die Tür öffnen würde, wenn ich ihr sagte, dass die Polizei mit ihr sprechen wollte. Aber sie tat es nicht. Sie reagierte überhaupt nicht. War sie noch im Zimmer? Oder schon klammheimlich über alle Berge? Oder etwa … Ich klopfte heftiger und drohte, die Tür aufzubrechen, wenn sie nicht wenigstens ein Lebenszeichen von sich gäbe.
    Da knurrte sie deutlich hörbar: »Die können mich mal.« Danach wieder Funkstille.
    Ich flehte, bettelte, drohte, schimpfte und kam mir völlig bescheuert vor. »Mama«, flüsterte ich irgendwann entnervt, »wenn du nicht aufmachst, sag ich den Polizisten, dass du eine Affäre mit Emile Murnier gehabt hast. Das ist nämlich das, was Papa denkt.«
    Wenn Blicke töten könnten, wäre ich auf der Stelle tot umgefallen, als Martha kurz nach diesem Satz die Tür öffnete.
    Â»Des isch Bibbeleskäs«, spuckte sie mir entgegen. »Wieso bist du nicht bei dem Patissier-Kurs?«
    Dann stapfte sie ohne ein weiteres Wort in einer gestärkten blütenweißen Kochjacke und mit frisch geföhnten Haaren an mir vorbei und krempelte sich,

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