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Bibbeleskaes

Bibbeleskaes

Titel: Bibbeleskaes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Glaser
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Eltern. Sie sollten jetzt nicht allein sein.«
    Edgar würde ich mit Sicherheit nicht aus dem Schlaf reißen, und Martha, die ich mit Fragen löchern wollte, hatte sich selbst ausgeknockt. Es war mir auch lieber, allein zu sein, als ich mich brav auf den Weg zur Telefonzelle auf dem Rathausplatz machte.
    Aus Marthas Morgenmanteltasche klaubte ich ein Stofftaschentuch und hielt es über den Hörer, steckte zwanzig Cent in den Geldschlitz, dann wählte ich die 110.
    Â»Leiche im Fautenbach auf der Höhe vom Rückhaltebecken«, flüsterte ich ins Taschentuch und legte dann schnell auf. Ich kam mir unglaublich dämlich vor. Wie eine Schmierenkomödiantin aus einem billigen Film.
    Zurück in meinem Zimmer beobachtete ich, wie zehn Minuten später ein Streifenwagen in die Talstraße abbog. In spätestens fünf Minuten würden sie den Toten finden und die übliche Maschinerie in Gang setzen.
    Erst eine Leiche in einem elsässischen, dann eine in einem badischen Bach. Warum lagen die Toten im Wasser? Aus welchem Grund bereitete ihnen der Mörder ein kühles Grab? Murnier war bereits tot gewesen, als man ihn in den Bach schleppte – und Felix? War auch er bereits tot, als man ihn in den Bach warf? Von der kleinen Brücke aus? Durchaus möglich. Er hatte fast direkt daruntergelegen, als ich ihn entdeckte.
    Was hatte Felix getan, nachdem wir uns in Allerheiligen getrennt hatten? Wie war er ins Dorf zurückgekommen? Und wieso lag er oben am Rückhaltebecken im Wasser, wo er, zwei Kilometer entfernt, im Unterdorf direkt am Bach wohnte?
    Warum Felix? Er hatte doch überhaupt nichts mit Murnier zu schaffen. Wirklich nicht? Ich hatte mit ihm nur über seine Mutter und Murnier geredet. Ob er Murnier kannte, danach hatte ich gar nicht gefragt. Aber die Polizei würde das getan haben, fiel mir ein.
    Die zwei kannten sich nicht, da war ich mir fast sicher. Ein alter Winzer und ein Spediteur, der vom Alter her sein Sohn sein konnte. Verschiedene Alter, verschiedene Berufe, was sollten sie miteinander zu tun haben? Gehörte Felix überhaupt zu den Fautenbachern, die Scherwiller regelmäßig besuchten? Aber wenn Felix Murnier nicht kannte, warum musste er dann sterben? Hatte er mich angelogen, als er behauptete, dass er von seinem Zimmer in der Winstub Mueller keinen Blick hinaus zum Aubach geworfen hatte? Hatte er den Täter erkannt? Und was hatte Martha mit all dem zu tun? Aber wenn Felix den Täter erkannt hatte, warum hatte er das der Polizei nicht erzählt? Etwa aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich zur anonymen Anruferin degradiert hatte? Weil der, den er erkannt hatte, einer war, der ihm am Herzen lag? Oder die ihm am Herzen lag? Sophie?
    Jetzt fing ich wirklich an zu spinnen! Ich merkte, dass ich gleichzeitig einen völlig überdrehten Kopf und wahnsinnigen Durst bekam. »Bier auf Wein, das lass sein. Wein auf Bier, das rat ich dir.« Und wie war es mit Schnaps? Egal. Bier schien mir ein geeignetes Mittel gegen Durst und Kopfrasen zu sein, also raffte ich mich auf, stieg hinunter in die Gaststube und holte mir ein Tannenzäpfle aus dem Kühlschrank.
    Als ich wieder am Fenster meines Zimmers stand, sah ich, wie zwei Kombis und ein Audi von Offenburg kommend in die Talstraße abbogen. Spurensicherung und Kripo, vermutete ich. Wenn der Regen nicht alles weggewischt hatte, würden sie meine Fußspuren am Bach und die Reifenspuren im Maisfeld finden. Außerdem konnten sie den anonymen Anruf zur Telefonzelle am Rathausplatz zurückverfolgen. Und vielleicht hatte mich doch einer so spätnachts durchs Dorf fahren sehen. Keine rosigen Aussichten für mich, gute für die Polizei, sie würden bei der Spurenauswertung auf mich stoßen. Ich hoffte, dass mir genügend Zeit blieb, davor mit Martha zu reden.
    In Gedanken begleitete ich die Polizeiwagen hinauf ins Oberdorf, sah sie entlang des Maisfeldes parken, sah, wie die Polizisten zu Fuß zur kleinen Brücke gingen, den toten Felix auf der Uferböschung entdeckten, Lampen aufstellten, sich in ihre Schutzanzüge zwängten und anfingen, Spuren zu sichern.
    Trug Felix eigentlich Papiere bei sich? Ich hatte seine Taschen nicht kontrolliert. Wenn ja, dann würde die Polizei Sophie sehr schnell informieren, wenn nicht, konnte es eine Weile dauern. Sophie, die gestern sehr aufgebracht von Allerheiligen wegfuhr. War Felix zu Hause, als sie ankam? Wenn nicht, hatte sie weiter

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