Bibi Blocksberg - 07 - Die neue Schule
sehr, sehr gespannt!«
» Und noch was!«, bellte der Bürgermeister in den Hörer, bevor er grußlos auflegte. »Kommen Sie gefälligst ohne Ihre Hexenfreundinnen. Die kaputte Scheibe gestern hat mir gereicht!«
Karla Kolumna rieb sich die Hände. Der Bürgermeister hatte angebissen! Jetzt kam die Angelegenheit ins Rollen. Sie war sehr begierig darauf, was sie im Rathaus zu sehen bekommen sollte und war pünktlich um neun Uhr zur Stelle.
Der Bürgermeister erwartete sie in seinem pompösen Arbeitszimmer. Er stand selbstgefällig vor einem großen Tisch, auf dem das schneeweiße Modell eines riesigen Gebäudes aufgebaut war. Es sah aus wie eine stolze mittelalterliche Burg mit Zinnen, Türmen und gerundeten Fenstern, durch die man in einen prächtigen Saal sehen konnte. Um das Hauptgebäude herum verlief eine hohe Mauer mit vier trutzigen Wachtürmen.
Karla Kolumna klopfte an und der Bürgermeister rief mit neckischer Stimme: »Herein! Herein! Ich weiß, wer da ist!«
Karla trat ein.
»Oh, Sie haben ja heute prächtige Laune, Bürgermeisterchen!«, begrüßte sie ihn. »Das kennt man ja gar nicht von Ihnen.«
»Tja, Gnädigste!« Der Bürgermeister strahlte sie an und war so überaus freundlich, als hätte es das heftige Telefongespräch zwischen ihnen am frühen Morgen gar nicht gegeben. »Pichler!« Er wandte sich an seinen Sekretär, der bescheiden im Hintergrund stand. »Bieten Sie Frau Kolumna einen Kaffee an.«
» Mit Milch oder Zucker?«, fragte Herr Pichler.
» Mit ,ohne alles’. Schwarz wie die Nacht, Pichilein. Ich möchte gern schön bleiben, aha-haha!« Dann wandte sich die Reporterin wieder dem Bürgermeister zu: »Also, was gibt es denn, mein Guter?«
Er führte sie zu dem weißen Gipsmodell auf dem Tisch, betrachtete es einige Augenblicke lang liebevoll und sah dann Karla erwartungsvoll an.
» Na, was sehen Sie hier?«
» Ein Schloss.«
» Das haben Sie schön gesagt!«, rief der Bürgermeister entzückt. »Ja, ein Schloss. Schließlich bin ich ja auch so etwas wie ein König!«
Sekretär Pichler räusperte sich, was ihm einen strafenden Blick seines Chefs einbrachte.
» Na, Frau Kolumna«, fuhr der Bürgermeister fort, »was sagen Sie zu diesem gigantischen Bauwerk?«
» Ich bin sprachlos!« Das war alles, was Karla herausbrachte.
» Das freut mich, Gnädigste!« Der Bürgermeister rieb sich vergnügt die Hände. »Das freut mich außerordentlich, dass wir den selben guten Geschmack haben.«
Karla Kolumna erholte sich langsam von ihrem Schreck und eine schlimme Ahnung stieg in ihr auf. Sollte das am Ende…? Nein, das war unmöglich! Und doch, dem Bürgermeister war alles zuzutrauen. Sie blickte das Stadtoberhaupt von Neustadt scharf an.
» Bürgermeisterchen?«, fragte sie misstrauisch und holte tief Luft. »Eine klitzekleine Frage: Was ist das? Das Schloss des französischen Staatspräsidenten oder des dänischen Königs? Oder ist es etwa…?«
» Genau! Sie haben es erraten!« Der Bürgermeister freute sich wie ein kleines Kind. »Das ist das Modell von meinem neuen Rathaus!«
Ein paar Sekunden lang herrschte Schweigen. Es war so still im Raum, dass man eine Stecknadel hätte zu Boden fallen hören. Dann holte Karla Kolumna wieder tief Luft und stieß einen leisen Seufzer aus.
» Ich habe es geahnt! Deshalb hat es mir gerade die Sprache verschlagen!« sagte sie tonlos. »Aber jetzt ist sie wieder da.« Ihre Stimme wurde scharf. »Ich will Ihnen sagen, was ich davon halte: Nehmen Sie diesen ganzen Gipshaufen und schmeißen sie alles auf den Müll!«
Der Bürgermeister lief puterrot an.
» Bitteeee…?«, protestierte er empört, aber Karla Kolumna schnitt ihm mit einer Handbewegung das Wort ab.
» Sie glauben doch nicht im Ernst, dass ich den Bau eines solch kitschigen Monstrums gut finde, wo Bibi Blocksbergs Schule ein halber Trümmerhaufen ist? Kommen Sie ganz schnell von Ihrem hohen Thron herunter, Sie kleiner Möchtegern-König und backen Sie etwas kleinere Brötchen!«
» Ich backe meine Brötchen so groß, wie ich will!«, trumpfte der Bürgermeister auf. »Und außerdem haben Schule und Rathaus überhaupt nichts miteinander zu tun.«
» O doch!«, widersprach Karla. »Für das eine ist Geld in Massen da, für das andere keine müde Mark!«
» Verehrte Frau Kolumna!« Der Bürgermeister hob theatralisch die Arme, stolzierte durch das Zimmer und redete wie bei einer Wahlveranstaltung. »Sie sehen in Ihrer Zeitung immer nur das, was jeden Tag passiert. Ich aber, ich
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