Bibi Blocksberg - 14 - Bibi und die Piraten
Herrschaften?«
»Natürlich, Wachtmeisterchen!«, säuselte Karla. »Das sind unser Bürgermeister und sein Sekretär. Mit den beiden haben wir gestern einen… äh… Kindergeburtstag gefeiert, wissen Sie. Deshalb die putzige Verkleidung. Aha-ha-ha!«
Polizeimeister Blaulicht stand augenblicklich stramm.
»Na ja, wenn das so ist, dann nichts für ungut«, sagte er mit markiger Stimme. Er legte grüßend die ausgestreckte Hand an seine Schirmmütze. »Empfehle mich, Herr Bürgermeister! Herr Sekretär! Wünsche noch einen angenehmen Aufenthalt!«
Karla Kolumna atmete erleichtert auf, als der Polizist endlich verschwand. Puuh! Das war ja gerade noch mal gut gegangen.
»Kommen Sie, Bürgermeisterchen, Sie können im Haus weiter Pirat spielen«, meinte sie zu dem dicken Bruno und hakte ihn unter. »Nehmen Sie die Kiste mit, die Sie beide ausgegraben haben. Wir wollen doch alle wissen, was drin ist.«
Friedlich und ohne zu meckern packten der dünne Pichi und der dicke Bruno wieder an und schleppten die geheimnisvolle Nougat-Schatzkiste in die Piratenburg, die umgehexte Villa Nougat. Alle waren schon sehr gespannt. Als Erster wollte sich Pirat Bruno an der Kiste zu schaffen machen. Der Pirat Pichi schleppte eine Werkzeugkiste heran und holte Zange, Hammer und Feile heraus. Bibi aber wollte nicht, dass Gewalt angewendet wurde.
»Es wäre doch schade um das schöne Schloss«, sagte sie. »Ich kann das viel besser: Eene meene Dauerlauf, das Truhenschloss geht ganz schnell auf! Hex-hex!«
Sternchen blitzten, Funken sprühten, und der schwere Deckel der Schatzkiste flog auf. Was die Versammelten nun sahen, überstieg alle ihre Erwartungen. Gold! Die Kiste war randvoll gefüllt mit Golddukaten!
Karla Kolumna zückte wieder ihren Fotoapparat. »Sensationell!«, rief sie. »Morgenstunde hat Gold im Munde. Aha-haha! Wunderbar! Alle so stehen bleiben!«
Schnell machte sie ein Foto, bevor sich der dicke Bruno und der dünne Pichi auf die Kiste stürzten. Sie stießen begeisterte Schreie aus und wühlten mit beiden Händen in den Dukaten. Aber Bibi und den anderen kam die ganze Sache seltsam vor. Wieso hatte der Schokoladenfabrikant Norbert Nougat eine Kiste mit Golddukaten einfach am Strand vergraben? Das war doch purer Leichtsinn, und ein Geschenk für Ferienkinder war es auf keinen Fall. Was sollten die damit anfangen? Ja, wenn man die Taler wenigstens essen könnte…
Der dicke Bruno schien gerade den gleichen Gedanken zu haben. Nach alter Piratenart biss er misstrauisch auf einen Dukaten, um zu prüfen, ob es echtes Gold war. Da gab die goldene Hülle nach, und eine weiche, braune, süße Masse quoll hervor. Pirat Bruno schloss verzückt die Augen.
»Schokolade!«, rief er. »Das ist kein Gold, das ist Schokolade! Lecker!«
Er wollte nach einem zweiten Taler greifen, doch Bibi rief »Nichts gibt’s!« und klappte den Deckel der Truhe zu. »Die Schokotaler bleiben für die Schulkinder!«
Der dicke Bruno stieß einen lauten Schrei aus, denn vor lauter Gier hatte er nicht rechtzeitig die Finger zurückgezogen.
»Solange die Golddukaten reichen, werden sie für jede Gruppe neu verbuddelt, die in dem Ferienheim wohnt«, schlug Florian vor.
»He! Langsam!«, begehrte Bruno auf. »Der Boss hier bin immer noch ich!«
»Ruhe!«, übertönte Bibi die Streitenden. »Jetzt bin ich dran mit Reden!«
»Bruno-Chef!«, nölte der dünne Pichi. »Ich hab wieder nichts abgekriegt!«
Karla Kolumna fand auch, dass es jetzt reichte. Als Piraten waren die beiden zwar sensationell, aber nun war es genug mit dem Theater. »Hex sie zurück, Bibi«, sagte sie.
Bibi nickte. »In Ordnung. Eene meene Drosselbart, seid wieder das, was ihr mal wart. Hex-hex!«
Es war immer wieder lustig anzusehen, wie sich bei Bibis Hexereien die Personen verwandelten. Als wäre nichts gewesen, standen der Bürgermeister und sein Sekretär wieder in ihrer normalen Kleidung da. Nichts erinnerte mehr an die Piraten.
»Na also«, meinte Karla Kolumna zufrieden. »So gefallen Sie mir schon besser, Bürgermeisterchen.« Sie wandte sich an dessen Sekretär: »Sie ebenfalls, Pichilein.«
Der Bürgermeister warf Pichler einen fragenden Blick zu. »Was will denn die Tusnelda von mir? Und was soll das ewige Bürgermeister-Gelabere? Ich bin Pirat und bleibe Pirat. Stimmt’s, Döskopp?«
»Und ob, Bruno-Chef!«
»Und was heißt das?«
»Wir gehen auf Beutezug!!!«, rief Pichler begeistert.
»Sehr richtig.« Der Bürgermeister blickte sich suchend um.
Weitere Kostenlose Bücher