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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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will sagen, dass es mir leidtut, aber dazu komm ich nicht mehr. »Noch Kaffee?«, fragt Fiona, um das Ende des Mittagessens und meinen bevorstehenden Aufbruch zu signalisieren.
    »Danke. Ich steh nicht so auf Espresso«, sag ich.
    »Komm, wir gehen, Marn!«, sagt Kirkland, mit Betonung auf Marn .
    »Schön, euch kennengelernt zu haben«, sag ich zu Gus und Fiona, und auf Gus trifft das sogar echt zu, jetzt, wo ich mehr über ihn weiß und so.
    Bevor ich den Abflug mache, gehen wir noch in Kirklands Zimmer, um meinen Mantel zu holen, aber in Wirklichkeit, damit ich Kirkland zwei Benzos verkaufen kann, edle Spenden von Mick. Kirkland ist voll auf Benzos. Jetzt weiß ich auch, warum.

Lennie
    Er heißt Robert Macdonald und hat seine Frau und seine Tochter im Stich gelassen. Er erzählt mir, dass er Alkoholiker war und wie er sich dafür schämt, dass er Isabel und ihre Mutter geschlagen hat. Ich weiß nicht recht, was ich von all dem halten soll. Er erzählt uns, dass Isabel zehn Jahre alt war, als er gegangen ist. Er redet von seinem Bedauern und seinem Wunsch, sich bei einer Frau zu entschuldigen, die ja wiederum ihre eigenen Kinder im Stich gelassen hat. Angeblich hat er lange nach Isabel gesucht. Robert T. Macdonald ist heute Handwerker und will seine Fehler wiedergutmachen. Er baut Schaukelstühle und verkauft sie über das Internet, vor allem nach Amerika. Er will Nelly damit beeindrucken, wie sehr er sich verändert hat, aber ihr machen solche Beteuerungen offenbar Angst und sie weiß nicht, was sie zu bedeuten haben, zumal sie von einem praktisch Fremden kommen.
    Er hat etwas ziemlich Offenherziges an sich, und ich kann nicht verhehlen, dass mich seine Augen faszinieren, die Augen seiner jüngeren Enkelin. Ich erzähle ihm, Gene und Izzy wären in der Türkei. Wir wollen einfach nur, dass er wieder geht. Ich gebe mich als enger Vertrauter seiner Tochter aus und versichere ihm, sie käme vor September nicht zurück; sie ist Künstlerin und malt Landschaften, sage ich. Diese Geschichte gefällt ihm, und Nelly auch. In gewisser Weise erleichtert sie ihn und mildert ein wenig seine Reue, weil er sich vorstellt, wie dieses Leben ungeachtet seines Einflusses weitergegangen ist, nicht wegen seines Einflusses. Wenn es doch nur stimmen würde. In diesem Moment würde ich ihm am liebsten die Wahrheit sagen, er hat es verdient. Deine Hure von Tochter kann weiß der Geier wo sein. Aber das sage ich natürlich nicht. Er ist ein wahrer Hüne. Hände wie Schaufeln.
    Beim Verabschieden bedankt er sich für den Tee und den Zitronenkuchen, den ich am Abend zuvor gebacken habe. Ich persönlich fand ihn ja etwas trocken, aber er hat zwei Stücke gegessen, das war sehr nett von ihm. Jedenfalls gibt er mir ein Foto von seiner Tochter, und es ist frappierend, wie sehr sie darauf Marnie ähnelt. Robert bittet mich, Isabel das Bild zu geben, eine alte Aufnahme, stellenweise verblasst und mit einer gestempelten Nummer auf der Rückseite, auf der ein deutlich jüngerer Mann, der wohl er ist, ein Kind auf dem Arm hält, das Isabel sein muss. Nelly ist erschüttert von dem Bild. Sie schnappt es sich und will es nicht mehr hergeben. Er sieht das, und unsere Blicke treffen sich. Genau in diesem Moment kommt Marnie herein, die Tür fliegt auf und da steht sie, pitschepatschenass.
    »Isabel«, sagt er.

Nelly
    Ein Kerl mit grauem Haar, der behauptet, er wäre unser Großvater, der Vater unserer Mutter.
    Lennie war ein Gentleman wie immer und wusste seine gewalttätigen Züge zu ignorieren, doch mir machten sie Angst.
    Wir müssen diese Mannsperson anlügen, so viel steht fest. Auf die Wahrheit kommt es einem Fremden gegenüber nicht an, denn er weiß wenig und kann noch weniger beurteilen.
    Mutter ist fort, daran ist nicht mehr zu rütteln, und dieser Mann, der praktisch Lennies ganzen Kuchen aufgegessen hat, muss gehen, bevor Marnie zurückkommt, denn sie wird ohne Zweifel ohnmächtig werden bei seinem Anblick.

Marnie
    Angeblich war er in Barcelona, Sevilla, Marokko und Ägypten. Er guckt sich an, wie die Schreinerarbeiten in anderen Ländern gemacht sind. Lässt endlos Text raus über Stühle. Ich glaub, ich übergieß mich gleich mit Benzin und zünd mir eine Kippe an. Er ist langweilig. Stinklangweilig. Erzählt mir seine ganze Lebensgeschichte. Ich guck auf das Foto von Izzy als Kind, wie sie die Hand ihres Vaters festhält, und am liebsten würd ich ihm irgendwas an den Kopf schmeißen. Ich stell mir vor, wie weh es ihr tun würde, das

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