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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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getragenen Sportsachen nicht unter der Schuluniform anlassen«, keifte Sharon. »Das ist ekelhaft. Unhygienisch. Du musst dich wie jeder normale Mensch ausziehen und duschen.«
    »Ich werde tun und lassen, was mir beliebt«, gab ich zurück.
    Da schnappte sie mich am Kragen.
    »Du ziehst jetzt deine Scheißklamotten aus, sonst mach ich das für dich«, fauchte sie mich an.
    »Nein«, flüsterte ich.
    Also hat sie mich gepackt. Hat versucht, mich auszuziehen, und ich hab in die Luft geboxt und mich gewunden und herumgeworfen. Leicht wollte ich es ihr nicht machen.
    »Sie zappelt wie ein Fisch.« Sharon lachte. Sie alle lachten.
    »Halt sie doch mal irgendwer fest!«, schrie sie.
    Dann haben sie mich splitternackt ausgezogen, und ehe ich mich versah, stand ich unter der Dusche und würde von oben bis unten eingeseift.
    »Gib mal einer ein Handtuch!«, schrie Sharon.
    Ich schrie noch immer, oder weinte ich? Jetzt im Nachhinein ist alles verschwommen.
    »Abtrocknen«, befahl Sharon.
    Da ich wusste, dass Widerstand zwecklos war, trocknete ich mich ab.
    »Wenn du nach dem Sport noch einmal hier reinkommst und dich nicht duschst, bevor du gehst, oder deine Sachen unter der Uniform anlässt, mach ich dich fertig. Hast du das kapiert, du Drecksferkel?«
    Ich nickte, und von diesem Tag an achtete ich darauf, nur mein Unterhemd und meine Unterhose unter der Uniform zu tragen, und duschte immer erst, bevor ich ging. Danach war alles in bester Ordnung, wobei ich von Marnie die Anweisung bekommen hatte, einen Büstenhalter zu tragen.
    »So etwas tue ich nicht«, sagte ich zu ihr.
    »Na schön. Dann zieh halt keinen an. Geh ohne BH und lass dir von Sharon den Schädel einschlagen. Mir doch egal«, sagte Marnie.
    »Rede du mit ihr, Marnie. Auf dich hört sie.«
    »Sie soll nicht auf mich hören. Du sollst auf sie hören, und du sollst auf mich hören. Zieh jetzt einen Scheiß- BH an. Nimm einen von mir.«
    Ich öffnete Marnies Schubladen. Sie verstaut allerhand Utensilien darin, Spitzen und Satin. In Rot und Blau, Pink und Gelb. Ich entschied mich für einen weißen und einen schwarzen.
    »Prima, Nelly«, sagte Marnie in einem zustimmenden Ton.
    Als sie mir das Ungetüm umschnallte, war mir zum Weinen zumute. »Ich kann nicht«, sagte ich und versuchte mich herauszuwinden.
    »Aber ohne kriegst du Hängebrüste«, sagte sie. »Wenn du einen BH anziehst, hüpfen sie nicht mehr herum, und dann starren dich die Jungs auch nicht mehr so an.« Schließlich fand ich den richtigen.
    »Der passt, Nelly. Gut siehst du aus.«
    Als ich in der Woche darauf mit meinem Büstenhalter im Umkleideraum stehe, pfeift Sharon, und ich werde rot und will mich wieder anziehen.
    »Steht dir gut«, sagt Sharon. »Feines Figürchen hast du.« Die anderen Mädchen stimmen zu, und wir gehen zum Sport. Mein Körper fühlt sich angenehm an in dem Büstenhalter, und es fällt mir leichter, zu den Basketballkörben hochzuspringen. Es schmerzt weniger.
    Danach dusche ich. Sharon nickt anerkennend.
    Sie war nett zu mir im Umkleideraum, aber trotzdem, seit dem Vorfall neulich meide ich den Kontakt zu Sharon Henry so weit wie möglich; sie ist ein ungehobeltes Mädchen ohne jegliche Manieren und kichert andauernd mit den Jungen. Ich weiß nicht, wie sie sie ertragen.

Marnie
    Ich war spät dran. Ich musste laufen, weil ich kein Geld für den Bus hatte, und außerdem sollte Kirkland denken, ich komm vielleicht nicht. Ich will ihm nichts vormachen. Er ist ganz okay, glaub ich, aber ich will nichts von ihm und das soll er wissen, deshalb hab ich mir nicht gerade den Arsch aufgerissen, um hinzukommen, und außerdem hab ich mich verlaufen und es erst nicht gefunden. Ich musste bei jedem einzelnen Haus die Treppe hoch und auf die Schilder gucken. Bei einem standen zwölf Namen dran. Irgendwann hab ich seinen dann gefunden, Milligan, auf so einer verschnörkelten Messingplatte eingraviert, und ich wollte gerade anklopfen, da seh ich diesen Türklopfer, so ein Riesenteil. Ich hab ihn kaum hochgekriegt, echt jetzt, deshalb wollte ich einfach so klopfen, aber die Tür war hart und es hat scheiße wehgetan. Trete ich halt einfach gegen die Tür und mach mich bemerkbar, hab ich mir überlegt, weil, ich hatte allmählich keinen Bock mehr, in der Kälte rumzustehen, und das hab ich dann ein paarmal gemacht, und auf einmal geht die Tür auf und da steht Kirkland und freut sich voll, mich zu sehen, aber dann guckt er an mir vorbei und fragt: »Wo wart ihr?« »Einkaufen«, sagt eine

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