Bienensterben: Roman (German Edition)
dieser Bronze-Fettsack, da, wo mal ein Kamin war. Daneben blubbert so ein Minispringbrunnen.
»Dann glauben Sie jetzt also, er kann die Welt retten, oder so?«, frag ich.
»Kirkland kann jeden Weg gehen, den er will«, wirft Gus ein.
»Es muss ja nicht die dritte Welt oder so etwas sein, du brauchst nicht einmal Arzt zu werden, du sollst einfach nur deinen Beitrag zum Universum leisten, mein Sohn, eine Welt jenseits deiner eigenen entwickeln. Vielleicht auch im technischen Bereich.«
»Ich denk mal drüber nach«, sagt Kirkland, der einen Scheißdreck tun wird, aber nicht, weil es ihm egal wäre, sondern weil sie ihm vorschreiben, wer er sein soll, und das weiß niemand mit sechzehn.
»Was ist mit dir, Marnie? Hast du Pläne für die Zukunft?«
»Friseuse«, sage ich. »Aber nicht in der dritten Welt. Vielleicht auf der Byres Road.« Anscheinend hatten sie so was in der Art erwartet, und wie käme ich dazu, jemanden zu enttäuschen. Klar hätte es ihnen gefallen, wenn ich ihnen erzählt hätte, ich will Anwältin werden, dann hätten sie sich voll entspannt, und das haben sie nicht verdient.
Ich greife nach der Miniteekanne, aber nicht, weil mir ihr blöder Tee schmecken würde, sondern weil ich gemerkt hab, dass Fiona total angespannt ist, und auch wenn sie die ganze Zeit darüber geredet haben, dass globales Teilen ja ach so wichtig ist, macht es sie voll nervös, wenn ich mir selber nehme.
»Lass mich das machen«, sagt sie. Ich mache ein Riesentrara beim Trinken, »hmmm« und »aah«, so als würde sich mein ganzes Leben ändern, nur weil mein Tee grün ist.
Dann heben sie endlich den Arsch hoch und machen uns was zum Mittag. Paninis. Alles vegetarisch und bio, logisch. War bestimmt schweineteuer. Am liebsten würd ich die Dinger stehenlassen, nur um sie zu ärgern, aber das bring ich nicht. Ich bin halb am Verhungern. Dann fangen sie von Krebs an und dass Bio der Weg in die Zukunft ist, aber die haben echt keinen Schimmer, wie teuer der ganze Bio-Kack ist und dass eine Menge Leute schon froh wären, wenn sie sich normales Essen leisten könnten. Ich krieg kaum was runter.
Zum Dessert gibt’s auch Kaffee, bloß dass es kein Kaffee ist, sondern Espresso, und dass man ihn genau wie ihren blöden Tee aus Eierbechern trinken muss. Ich beschließe, Kirkland zu Weihnachten einen Kaffee-Pott zu schenken, so ein Riesenteil, neben dem das ganze Minigeschirr von seiner Mum so richtig albern aussieht. Fiona gibt mir ein Megastück Kuchen, aber man merkt ihr trotzdem an, dass ihr total unwohl ist; eigentlich will sie nur, dass ich mich verpisse und nie mehr blicken lasse, und hat die Hosen voll, dass ich ihren Sohn nach Sighthill schleife und mit Heroin vollpumpe.
Aus heiterem Himmel erzählt Gus auf einmal, dass er aus Sighthill kommt. Er sagt nichts weiter dazu, aber man merkt, dass es ihm peinlich ist. Ich stell nicht groß irgendwelche Fragen, obwohl ich gespannt bin wie ein Flitzebogen, wie es jemand aus Sighthill in ein Stadthaus in Kelvinside geschafft hat, während Gus sich fragt, wie ein Mädchen aus Sighthill in seiner Designerküche gelandet ist.
»Dass ich Fiona kennengelernt hab, hat mir das Leben gerettet.« Er legt die Hand auf ihre und sie spielt mit, aber eigentlich will sie nur, dass er von ihren Privatangelegenheiten verdammt noch mal die Schnauze hält, und wechselt schnell das Thema.
»Und, Marnie, was macht dein Vater?«
»Er ist Börsenmakler bei LGL , Fiona.«
»Ach, tatsächlich«, sagt sie.
»Nee. Mein Vater ist ein Alkie, er ist abgehauen, als ich noch klein war.«
Auf einmal könnte man eine Stecknadel fallen hören. Ich würde am liebsten lauthals loslachen, ich meine, es stimmt ja größtenteils, außer dass er garantiert nirgends mehr hingeht, nicht in seinem Zustand.
»Das tut mir sehr leid, Marnie«, sagt Gus.
»Marn«, korrigiere ich ihn, auch wenn das gar nicht mein Spitzname ist und scheiße klingt.
»Richtig, Marn.« Er findet auch, dass es scheiße klingt.
»Ich weiß, was du durchmachst«, sagt Gus schließlich, »wie es ist, mit solchen Leuten zusammenzuleben.«
Er ist total sanft geworden, und Fiona kriegt die Nase gar nicht hoch genug bei diesem Geständnis.
»Mein Dad war auch Alkoholiker, aber dann hat er aufgehört zu trinken. Hat wieder Kontakt zu mir aufgenommen, um seine Fehler wiedergutzumachen, aber es war zu spät. Er ist letztes Jahr gestorben«, sagt er.
»Und deine Mum?«, frage ich.
»Krebs«, sagt er. »Sie ist vor zehn Jahren gestorben.«
Ich
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