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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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schadet ihr auch nicht, wenn sie mal was selbst in die Hand nimmt. Ich kann mich nicht immer um alles kümmern. Ich will nicht.

Nelly
    Wie böse Marnie mit mir war, und wie erleichtert sie wirkte, als Bobby plötzlich durch die Hundeklappe in die Küche kam.
    »Ja, wo warst du denn bloß?«, fragte Lennie und umarmte und tätschelte ihn. »Oh je, was ist denn mit deinem Kopf passiert?«
    Der Hund wedelte nur mit dem Schwanz, die Schnauze voll schwarzer Erde. Ich wusste genau, wo der kleine Satansbraten gewesen war, und war ganz krank vor Sorge. Da schaute er mich an, und ich hatte und habe wirklich den Eindruck, dieser vermaledeite Köter weiß genau, was los ist, und will, dass man uns auf die Schliche kommt. Ich ziehe jetzt Gift in Betracht. Wir müssen uns seiner irgendwie entledigen, sonst ist es nur eine Frage der Zeit, bis alles herauskommt. Marnie und ich haben schon so viel durchgestanden; es wäre wirklich tragisch, wenn ein kleiner Köter namens Bobby uns nun sabotieren würde. Das kann ich nicht zulassen und das werde ich nicht zulassen. Unser Leben muss weitergehen und unsere Tarnung darf nicht auffliegen, und wenn Marnie nichts unternimmt, ist es wohl an mir.

Lennie
    Ich war froh, dass Marnie zu mir gekommen ist, und ich freue mich, dass ich etwas für sie tun konnte. Wir haben uns in den Garten gesetzt und Tee getrunken, und ich gab mir Mühe, nicht allzu sehr zusammenzuzucken, als sie sich eine Zigarette anzündete, auch wenn ich wünschte, sie könnte davon lassen, es ist ja doch sehr schädlich für die Lungen.
    Sie wollte alles über dich wissen, oh ja.
    »Wie hast du ihn kennengelernt?«, fragte sie.
    »Das war gar nicht so einfach. Ich war Musiklehrer. Er unterrichtete Englisch. Außerdem hatte er eine Freundin, Sadie. Eine ziemliche Schreckschraube.«
    Sie lachte. »Was ist aus Sadie geworden?«
    »Das ist mir so was von egal«, sagte ich, wobei man mir die Eifersucht wohl immer noch anhörte.
    »Er war also bi?«
    »Nein, er hatte Angst. Man hatte uns beim Küssen erwischt, oder vielmehr war ich dabei erwischt worden, wie ich ihn küsste. So haben wir es dann hingedreht, es wäre ja nichts gewonnen gewesen, hätten wir beide unsere Stelle verloren. Jedenfalls kursierten Gerüchte über uns, damit kam er nicht zurecht, also hängte er sich an Sadie. Um ein Haar hätte er sie geheiratet, aber sie hat gekniffen. Selbst Sadie wusste, dass er schwul war.«
    »Na ja, am Ende war er ja dann doch mit dir zusammen.«
    »Oder ich mit ihm.« Ich lachte. »Aber einfach war es nicht. Ihn zu lieben war eine Prüfung. Türen mussten verschlossen und Lügen aufgetischt werden, aber trotzdem, es war eine schöne Qual.«
    »Ich wünschte, ich hätte Kirkland nie kennengelernt. Ich wünschte, ich hätte auf meine innere Stimme gehört und ihm gesagt, er soll sich verpissen, aber er war so nett zu mir.«
    »Wie Mick?«
    »Nicht wie Mick, anders.«
    »Du musst nicht jeden lieben, der nett zu dir ist. Die Menschen sollten grundsätzlich nett zueinander sein.«
    Danach spielten wir ein wenig Scrabble. Sie ist sehr gut darin, aber sie kaute die ganze Zeit auf einer Haarsträhne herum, und als ich ihr sagte, sie soll damit aufhören, zwirbelte sie sie stattdessen um den Finger. Ein sehr hibbeliges Mädchen, kratzt sich andauernd das Knie oder reibt sich an der Nase herum. Wahrscheinlich die Nerven, aber als sie dann gewann, ach du meine Güte! Sie sprang vom Stuhl, riss die Hände hoch und schrie: »Gewonnen!« Ich musste lauthals lachen, deshalb spielten wir noch einmal. Es machte ihr unheimlich viel Spaß, aber dann veränderte sich plötzlich ihre Miene, ein Schatten legte sich auf ihr Gesicht und ich fragte mich, ob etwas nicht stimmt. Sie schaute auf den Boden, und kurz darauf sah ich, was sie sah. Mein Stuhl stand inmitten einer Urinlache.
    Ich hatte mich eingepinkelt.

Nelly
    Ich vermisse meine Schwester. Ich vermisse ihre Kraft. Irgendetwas ist ihr abhandengekommen in letzter Zeit, und ich sehe mich praktisch gezwungen, in unserem Leben das Ruder zu übernehmen, was mir ganz und gar nicht behagt. Es ist einfach nicht meine Position, und man sieht einen Gutteil seiner Zeit davon beansprucht.
    Robert T. Macdonald wird das Feld von selbst nicht räumen. Er ist ein Anruf, den wir nicht annehmen, ein Brief, den wir nicht lesen, aber er ist hartnäckig. Wir müssen ihm eine deutlichere Botschaft senden, doch wenn man Marnie das zu erklären versucht, steckt sie einfach den Kopf in den Sand. Ich habe ihn vor unserer

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