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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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Wohnung und vor der Schule herumlungern sehen in der Hoffnung, es gebe einen Weg zurück. Dieser Mann ist unbelehrbar. Ich frage mich oft, warum er nicht einfach die Behörden eingeschaltet und uns gezwungen hat, während der Abwesenheit seiner Tochter zu ihm zu ziehen. Vielleicht hat er seinerseits irgendetwas zu befürchten.
    Vlado ist ein interessanter Mensch, man könnte ihn sogar als feschen Burschen bezeichnen. Er war sicher Marnies Rettung. Offenbar ist er Lehrer und hat Marnie mit ihrem Prüfungsstoff geholfen. Doch vor allem muss wieder Leben in sie einkehren. Sie hat ihre Prüfungen vor sich und muss gut auf uns achtgeben, denn Robert T. Macdonald wird uns so schnell nicht in Frieden lassen. Er setzte große Hoffnungen in uns. Das habe ich an seinem Blick gesehen, und er wird nicht eher Ruhe geben, bis wir in dem Netz zappeln, das er Zuhause nennt. Wir müssen für alles gewappnet sein, und wenn nötig, müssen wir bereit sein zur Flucht.

Sommer

Marnie
    Prüfungen. Gefühlte dreitausend, und die ganze Zeit hockt mir Kirkland im Hinterkopf wie so eine Art Gothic-Amor mit einem Joint in der Hand statt einem Pfeil.
    Apropos stressiger Sommeranfang. Robert T. Macdonald ist die ganze Zeit kurz davor, das alles hier hochgehen zu lassen, und ich hab keine Ahnung, warum er mir nicht die Pistole auf die Brust setzt. Vielleicht lässt er einen gern ein bisschen schmoren. Keine Ahnung, aber das macht mich völlig wahnsinnig. Und der arme Lennie. Man kann zugucken, wie er alt wird. Ich dachte, ich seh nicht richtig, als er sich neulich nass gemacht hat. Und er hat es nicht mal gemerkt. Ich mach mir echt Sorgen um ihn. Er soll mal zum Arzt gehen, hab ich ihm gesagt, aber das hat ihn irgendwie geärgert. Anscheinend war es ihm peinlich. War es auf jeden Fall.
    Zum Glück ist das Thema Lorna und Kim jetzt durch, auf die zwei im Doppelpack kann ich echt verzichten, die sind ein Albtraum zusammen, aber die arme Kim, die ist echt down jetzt. Allerdings könnte ich auch drauf verzichten, dass sie jetzt wieder so eng mit Susie ist. Die hat mir tausend Entschuldigungs- SMS geschrieben. Für mich ist sie gestorben, ich will sie nie mehr sehen. Kim sagt immer nur, sie will sich da nicht einmischen, so als hätten wir uns über Lippenstift oder so gestritten.
    »Ey, verdammte Scheiße, die war mit meinem Dad in der Kiste!«
    »Ja, ich weiß, aber es tut ihr echt voll leid. Jetzt hasst sie ihn total. Was glaubst du eigentlich, wo er hin ist?«, fragt sie.
    »Wen interessiert denn das?«, schreie ich.
    »Ich frag ja bloß.«
    Ich hätte sie nicht so anschreien sollen, aber ich kann diese Frage echt nicht mehr hören. Als wir ohne Strom zu Hause gesessen und darauf gewartet haben, dass Tom und Jerry mit ein paar Tüten Fish and Chips zum Abendessen reinspaziert kommen, haben sich die Leute einen Scheißdreck dafür interessiert, wo Gene und Izzy sind. Manchmal wussten wir tagelang nicht, wo sie sich rumtrieben. Da hat keiner irgendwelche Fragen gestellt, aber jetzt, jetzt kommt es einem vor, als wären die Headhunter wegen irgendeinem verdammten Job hinter ihnen her.
    Ich hab einiges mitgemacht in den letzten Wochen und alle waren echt lieb zu mir, ich weiß. Nelly lässt mir immer die Wanne ein, und nachts legt sie sich zu mir ins Bett und streichelt mir im Halbschlaf die Haare. Vlado kommt jeden Abend vorbei und geht meine Prüfungsantworten mit mir durch. Er meinte, ich hätte ganz gut abgeschnitten, vielleicht eine Zwei in Chemie, das hat mich ein bisschen angekotzt. In Bio hätte ich »voll abgeräumt«, glaubt er, und Kunstgeschichte ist seiner Meinung nach Zeitverschwendung. Mit guten Noten ist alles möglich, sagt er, aber bei meiner Lebenseinstellung sieht er es kommen, dass ich mir die Chancen vor der Nase wegschnappen lasse.
    »Hier drin muss sich was verändern, sonst frisst dich das Leben auf«, sagt er und schlägt sich mit der Faust aufs Herz.
    Er muss es ja wissen, trauert um eine tote Tochter und vermisst eine Frau, die er für immer lieben wird, eine Frau, die nichts mehr von ihm wissen will und jetzt mit einem Herzchirurgen in Zürich zusammenlebt, während er hier festsitzt und sein Geld als Drogenzulieferer verdient. Wenn man so will, hat er mein Leben verpfuscht. Die Drogen haben Kirkland abstumpfen lassen und uns auseinandergebracht. Eigentlich müsste ich Vlado dafür verantwortlich machen, mach ich aber nicht. Ich müsste ihn hassen, aber ich tu’s nicht. Ich hasse gar niemanden. Außer mich. Nur

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