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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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gehen?«, frage ich sie.
    »Klar«, antwortet Marnie.
    »Hak dich bei mir ein«, sagt die andere Stimme.
    Ich nehme ihren Arm.
    »Gutes Mädchen«, sage ich. »Komm, wir gehen rein und trinken einen Tee.«
    »Super Idee«, sagt Marnie.
    »Wo ist mein Schlüssel?«, frage ich.
    »An deinem Handgelenk«, sagt Marnie.
    Ich reiche ihn ihr. »Schließ auf.«
    Sie öffnet die Tür. Ach, Nelly ist es. Nelly kenne ich.
    »Ich glaube, er hat wieder getrunken«, sagt Nelly.
    »Kann sein«, flüstert Marnie. »Wir legen ihn am besten ins Bett.«
    Ich werde vom Boden aufgehoben.
    Jacke aus. Schuhe aus. Die Armbanduhr auf den Nachttisch. Ich sinke in das Federbett. Eine Tür wird geschlossen. Mir ist kalt.

Nelly
    Es war ein schauderhafter Abend. Sharon Henry ist so ein falsches und unberechenbares Mädchen.
    Als ich am Kino ankam, hatte sie zwei Burschen bei sich. Felix Murray und einen Rüpel namens Sam, mit dem sie liiert ist, wie man mir zu verstehen gab.
    Sharon zog mich beiseite und sagte mir, ich hätte neben Felix zu sitzen.
    »Wehe, du versaust mir das hier«, sagte sie. »Ich mag Sam, und Felix ist echt okay. Also sei nett.«
    »Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch heraus«, rief ich ihr in Erinnerung.
    »Felix ist ein heißer Typ. Die Mädchen in der Schule würden sich alle ein Loch ins Höschen freuen, wenn sie hier sein dürften.«
    »Ich bin aber nicht die Mädchen in der Schule.«
    »Nein, bist du nicht.« Sie schmollte. »Und was willst du mit der Geige?«
    »Ich kann sie nicht zu Hause lassen.«
    »Warum nicht?«
    »Das tue ich einfach nicht.«
    »Okay, ich muss ja nicht alles verstehen.« Sie seufzte.
    Felix schwieg den größten Teil des Abends. Er sagte mir, mein Geigenspiel an Weihnachten habe ihm sehr gefallen, worüber ich sehr erfreut war. Er ist offenbar eher eine Sportlernatur, mag Fußball und all so was. Um ehrlich zu sein, war es sehr peinlich, mit anzusehen, wie Sharon und ihr Kavalier wie zwei Hunde aneinanderhingen. Sie boten ein rechtes Schauspiel, wenn auch im Dunkeln. Felix als echter Gentleman wahrte natürlich respektvoll den Abstand zwischen uns, auf den ich geachtet hatte. Er gab mir sogar seine Jacke, es ist ja doch recht kühl in einem Lichtspielhaus. Später besuchten wir noch ein Café. Wir bestellten uns Cola und Eiscreme und wechselten lange Zeit kein Wort.
    »Wo wohnst du?«, fragte er schließlich.
    »Auf der Hazelhurst Road«, antwortete ich.
    »Und, gefällt’s dir dort?«
    »Ja, sehr.«
    »Was macht deine Familie so?«, fragte er.
    »Ich wohne bei meinem Großvater«, sagte ich. »Meine Eltern sind woanders.«
    »Woanders?«, fragte er.
    »Herrgott, was du auch für Fragen stellst«, fuhr ich ihn an.
    »Entschuldige, ich wollte nicht neugierig sein, ich möchte nur gern mehr über dich erfahren.«
    »Weshalb denn?«, fragte ich.
    »Na ja, weil ich dich mag, oder nicht?«
    »Das musst du nicht.«
    »Nein, ich will es.«
    Da kamen Sharon und ihr Kavalier herein, kaum zu überhören, wie ich hinzufügen möchte.
    »Hey Nelly, spiel doch mal was auf der Geige«, sagte Sam.
    »Das werde ich unterlassen«, erwiderte ich.
    Sam redete mit einem Kellner.
    »Meine Freundin hier ist richtig gut auf der Geige, darf sie mal fünf Minuten spielen?«
    Der Kellner wandte sich an einen dicken Mann, der über den Tresen gelehnt Zeitung las.
    »He Willie, das Mädchen hier will ne Runde fiedeln.«
    »Klar, warum nicht«, sagte Willie.
    »Ich werde nicht spielen«, rief ich.
    »Warum nicht?«, fragte Sharon. »Du bist saugut und die Leute wollen dich hören. Wo liegt das Problem?«
    »Na schön«, lenkte ich ein und begann.
    Wie erwartet wurde es still im Raum und alle waren beeindruckt. Es ist jedes Mal dasselbe. Während ich spiele, sehe ich mir oft die Gesichter der Leute an, man kann eine Menge aus ihnen herauslesen. Ich sah, dass Sharon gern eine andere wäre als sie selbst. Ich sah, dass Sam sich keinen Deut um die Violine scherte, er hatte mich nur zum Spielen bewegen wollen, und ich sah Paare und Grüppchen, die allesamt die Hoffnung hatten, zusammen etwas Besonderes zu erleben, worüber sie nachher sprechen könnten, und ich sah einen Soldaten, der allein an einem Tisch seinen Kaffee und die willkommene Überraschung genoss. Ich sah Felix und den Kellner, und ich sah Willie, der dankbar für die Musik und für eine gewisse Abwechslung in seinem Kaffeehaus war. Als ich fertig war, applaudierten alle außer Sam. Willie ließ uns noch vier Gläser Cola bringen. »Das geht aufs

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