Bier auf Wein, das lass sein!
sträubt die Nackenhaare, dann ist jeder gut beraten, denSpruch von den bellenden Hunden, die angeblich nicht beißen, möglichst schnell zu vergessen und sich umgehend in Sicherheit zu bringen!
__ Intelligenz __
Der Klügere gibt nach!
Natürlich soll diese uralte Regel besagen, dass es kein Zeichen übermäßiger Intelligenz ist, grundsätzlich stur auf einer einmal gefassten Meinung zu beharren und diese allen Andersdenkenden kompromisslos aufzudrängen; dass man so manchen unnötigen Streit vermeiden oder einem bereits ausgebrochenen die Spitze nehmen könnte, wenn man dem anderen recht gäbe.
Doch im Grunde wäre es höchst fatal, wenn sich jeder immer und überall an diesen Rat hielte. Marie v. Ebner-Eschenbach hat es einmal treffend formuliert: »Der Klügere gibt nach – eine traurige Wahrheit: Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen!«
Tatsächlich lässt sich der Spruch ja ohne Weiteres umdrehen, ohne dadurch seine Kernaussage zu verlieren: »Der Dümmere setzt sich durch!« Und das kann doch wirklich niemand wollen. Nicht auszudenken, wenn Politiker bei wichtigen Entscheidungen nach dieser Maxime verführen oder wenn der Lehrer sich stets der falschen Auffassung seines Schülers anschlösse!
Es wäre demnach sicher angebracht, die Regel folgendermaßen umzuformulieren: »Der Klügere gibt nach, solange er dadurch nicht am Ende selbst der Dumme ist!«
__ Jungen __
Reiß dich zusammen, Jungen weinen nicht!
Diese Ermahnung haben fast alle Männer im Lauf ihrer Entwicklung mehr als einmal zu hören bekommen, und auch heute noch wird sie heranwachsenden Jungen mit erhobenem Zeigefinger immer und immer wieder eingetrichtert: »Reiß dich zusammen! Jungen lassen sich nicht gehen! Ein Indianer kennt keinen Schmerz! Du bist doch kein Mädchen!«
Dabei ist jedem Jungen dann und wann ganz entschieden nach Weinen zumute: wenn er sich ungerecht behandelt fühlt zum Beispiel, wenn eine Freundschaft oder gar die elterliche Ehe in die Brüche geht, oder wenn Liebeskummer ihn zur Verzweiflung treibt und er das Gefühl hat, alles sei zu Ende. In derart quälenden Momenten wirkt hemmungsloses Schluchzen nicht nur außerordentlich befreiend, sondern die Tränen spülen tatsächlich einen Großteil des aufgestauten Stresses fort und schützen so vor dem Sturz in abgrundtiefe Traurigkeit, die sich in schlimmen Fällen zu schweren Depressionen entwickeln kann. Und das gilt für Jungen genauso wie für Mädchen! Schließlich ist Weinen ein vollkommen normaler körperlicher Prozess, der vom vegetativen, nicht unserem Willen unterworfenen Nervensystem unter Vermittlung von Hormonen ausgelöst wird. Und so, wie sich auch andere körperliche Bedürfnisse nicht fortwährend unterdrücken lassen, ohne dass es zu bleibenden Schäden kommt, so führt auch das ständige Nicht-weinen-Dürfen über kurz oder lang zu mehr oder minder schweren seelischen Störungen. Bei Jungen, denen nie erlaubt wird,ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich, wenn ihnen danach zumute ist, hemmungslos auszuheulen, entlädt sich der innere Druck – das haben Psychologen einwandfrei nachgewiesen – nicht selten in massiven Aggressionen; sie werden trotzig, beginnen früh zu rauchen und greifen weitaus häufiger zu Alkohol und anderen Drogen als ihre weniger unterdrückten Geschlechtsgenossen.
Jungen, die das erste Lebensjahrzehnt hinter sich haben, weinen aufgrund hormoneller Gegebenheiten von Natur aus wesentlich seltener als Mädchen. Wenn sie jedoch das Bedürfnis dazu haben, ist die strenge Ermahnung »Jungen weinen nicht!« so ungefähr das Dümmste und am wenigsten Hilfreiche, was man zu ihnen sagen kann.
__ Kälte __
Unterkühlte Gliedmaßen soll man mit Schnee einreiben!
Man liest und hört es immer wieder: Lawinenopfer oder verunglückte Skifahrer, deren Gliedmaßen extrem unterkühlt sind, soll man als Erste-Hilfe-Maßnahme kräftig mit Schnee abreiben. Aus medizinischer Sicht ist das jedoch fataler Unsinn!
Denn schließlich kommt es darauf an, den Arm oder das Bein wieder aufzuwärmen; und dabei hilft eiskalter Schnee recht wenig. Viel besser ist, die unterkühlten Gliedmaßen in warmes Wasser zu tauchen oder, wenn das nicht zur Verfügung steht, mit trockenen, rauen Tüchern abzurubbeln.
Wenn du frierst, trinke einen Schnaps, der wärmt auf!
Das altbekannte Hausmittel, sich, wenn man vor Kälte zittert, ein »Schnäpschen« zu genehmigen, weil das so schön von innen heraus wärmt, ist keinesfalls
Weitere Kostenlose Bücher