Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
spät. Fieberhaft schien der Mann zu überlegen, wie der Kommissar an sein Handy gekommen war. Was tun?, fragte sich Demirbilek und entschied, ihm nicht nachzujagen. Er fühlte sich nicht in der Verfassung dazu. Es war Mittagszeit. Hunger und Durst setzten ihm zu. Aus dem Grund löste der Spurt des Hausmeisters, den er vorhergesehen hatte, bei ihm nichts aus. Weit wird er nicht kommen, sagte er sich und beobachtete, wie er in die nächste Querstraße einbog. Dann verständigte er die Leitzentrale, um ein Team der Spurensicherung in die Ismaninger Straße zu bestellen und die Beschreibung des Hausmeisters für eine Personenfahndung durchzugeben.
25
D ie Dame an der Hotelrezeption ließ nicht mit sich diskutieren. »Wenn Sie keinen offiziellen Auftrag haben, oder wie das heißt, Herr Kommissar, dann darf ich Ihnen keine Auskunft geben. Entschuldigen Sie, ich muss wieder an meine Arbeit.«
Sie senkte den Blick, um den stechenden Augen des dunkelhaarigen Mannes mit den wuchtigen Augenbrauen auszuweichen. Demirbilek sah sich um und überlegte, wie er herausfinden konnte, ob Selma tatsächlich in dem Luxushotel abgestiegen war. Er hatte den Gedanken verworfen, bei seinen Kindern nachzufragen. Falls Aydin und Özlem mit ihrer Mutter unter einer Decke steckten, dann hatte das seinen Grund. In dem Fall war es ihm lieber, so tun zu können, als wüsste er von nichts. Dann kam ihm eine einfache Lösung in den Sinn. Er telefonierte mit Robert Haueis, seinem alten Freund, erklärte ihm die Situation und bat ihn, im Hotel nachzufragen. Robert kannte Selma seit vielen Jahren, die beiden waren ebenfalls befreundet.
»Nein, Zeki, das mache ich nicht«, sagte Robert entschieden.
Demirbilek hatte sich mittlerweile in die Lobby gesetzt, um zu telefonieren.
»Komm schon, tu mir den Gefallen. Ich will nur wissen, ob sie wirklich in München ist.«
»Wenn sie gewollt hätte, dass du es weißt, hätte sie dir Bescheid gegeben, oder?«
Natürlich hatte der Antiquitätenhändler recht. Er wechselte das Thema.
»Heute Abend eine Partie?«
»Komm nach dem Fastenbrechen in den Laden. Ich verspreche auch, das Bier zu verstecken.«
Demirbilek schmunzelte. Robert hatte als Journalist einige Jahre in Istanbul gelebt und sich in der Zeit erschreckend viel Wissen über seine Herkunftskultur angeeignet.
»Gut. Bis später. So um zehn.«
Der Kommissar legte auf und sah auf die Uhr. Bis zur Verabredung mit seinem Freund waren noch einige Stunden zu überbrücken.
26
L eipold hörte nur mit einem Ohr zu. Der Kollege der Spurensicherung, jener, der bei der Leiche am Brunnen mit klugen Kommentaren aufgefallen war, fasste zusammen, dass es sich bei dem Toilettenhäuschen tatsächlich um die Tatwaffe handelte. Manuela Weigl wurde zweifelsfrei mit dem Dixi-Klo erschlagen. Es gebe eindeutige Spuren.
»Wie viel wiegst du?«, rief er ohne erkennbaren Zusammenhang Vierkant zu, die etwas abseits die anfallenden Überstunden verfluchte. Sie ahnte, was Leipold mit ihr vorhatte. Da kam ihr der Spurensicherer auf dem Weg zum Einsatzwagen gerade recht. Sie packte den Mann am Oberarm und entgegnete: »Nimm ihn, den kannst du schultern, ich bin doch viel schwerer als die Weigl.«
Als der Spurensicherer Vierkants Kommentar hörte, wand er sich aus ihrem Griff und brachte sich in Sicherheit.
»Komm! Ich lade dich ein. Gleich heute Abend, auf ein Bier«, beharrte Leipold freundlich und verzweifelt zugleich.
Vierkant wieherte auf. »Du willst mir ein Bier ausgeben?« Wenn Leipold Bier trank, dann in der Regel viel.
»Dann eben eine Weinschorle! Komm, Isa. Ist sonst weit und breit keine Frauenleiche da.«
»Nein!«, weigerte sich Vierkant uneinsichtig. Sie deutete mit dem Zeigefinger den Gehweg entlang. Da stand plötzlich Demirbilek vor ihr.
»Lohnt sich, glaub’s mir, Isabel«, bemerkte ihr Chef seltsam eindringlich.
»Warum mischst du dich ständig in meinen Fall ein, Zeki? Mir geht das langsam an die Nieren!«, zischte Leipold, als auch er ihn entdeckte.
»Ich habe eine Fahndung laufen, ich habe nichts anderes zu tun«, antwortete Demirbilek – aus seiner Sicht so ehrlich es ging.
Kurz darauf lag Vierkant an der Stelle im Gras, wo Manuela Weigl erschlagen worden war. Leipold und Demirbilek packten sie unter Armen und Beinen, nachdem Leipold vergeblich versucht hatte, sie auf die Schulter zu hieven. Vierkant ließ den Kopf nach vorne sacken, um sich die kichernden Gesichter der Kollegen zu ersparen. Dann trugen sie ihre etwa fünfundsiebzig Kilo
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