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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Geschäft wurden mit vergilbten Plakaten Computer feilgeboten. In den unzähligen Shishalokalen war wenig Betrieb. Am Abend, das wusste Demirbilek, war dort kaum ein Platz zu bekommen. Dönerbuden und Esslokale mit orientalischem Schnellessen und Pizzastücken lockten Touristen und Einheimische an. Demirbilek genoss die großstädtische Atmosphäre im Bahnhofsviertel. Er meinte sich zu erinnern, Robert habe es in einem Zeitungsartikel als »Dönersquare« bezeichnet. Die Wortschöpfung passte.
    Er betrat sein bevorzugtes Lebensmittelgeschäft, in dem jeder Quadratzentimeter mit Regalen vollgestellt war. Auch dort herrschte Hochbetrieb. Türken, Araber und Osteuropäer unterhielten sich in ihren Landessprachen. Eine gebrechliche, russische Babuschka verhandelte in gebrochenem Türkisch über den Preis für ein halbes Kilo Rinderhack. Der Metzger lächelte anerkennend über ihre Hartnäckigkeit und gab einen Schlag drauf, nachdem er das Fleisch von der Waage genommen hatte.
    Zeki ließ sich Zeit. Die Angestellten in weißen Kitteln, die unermüdlich Ware nachlegten, grüßten freundlich. Man kannte ihn. Aus den Gesichtern glaubte er Unverständnis zu erkennen, weil er als Mann – obendrein angesehener Kommissar und Vorzeigetürke – selbst einkaufen ging. Warum erledigte das nicht seine Frau oder Tochter für ihn? Zeki hatte sich selbst die Frage gestellt. Er nahm an, Jale würde die Einkäufe tätigen, um sich als zukünftige Schwiegertochter von einer guten Seite zu zeigen. Doch die einschlägige Erfahrung, die er mit seiner leiblichen Tochter gemacht hatte, ließ ihn den Gedanken schnell beiseiteschieben.
    Zeki schlenderte mit einem Einkaufskorb unter dem Arm durch die Reihen und deckte sich mit Lebensmitteln ein, die er dringend benötigte. Er kaufte eine Sechserpackung
sucuk;
grüne, dicke Oliven; offenen Schafskäse von der Theke – keine Konservenware, die schmeckte nicht.
Çay
wanderte in Form einer Großpackung in den Korb. Aydin und Jale tranken wie er Unmengen von dem Schwarztee. Dann suchte er sich aus dem Überangebot an
turşu
 – in Knoblauch und Essig eingemachtes Gemüse – ein großes Glas aus. Früher hatte seine Mutter Karotten, Blumenkohl, Weißkohl, grüne Tomaten, Paprika und Peperoni in zehn Liter großen Plastikbehältern selbst eingelegt. Er erinnerte sich daran, wie er ihr als Kind zur Hand ging, das Gemüse klein zu schneiden. In den letzten Jahren in Deutschland, bevor seine Eltern endgültig nach Istanbul zurückkehrten, hatte sie aufgehört, das Gemüse selbst einzulegen. Das missmutige Gesicht seines Vaters, als er die gekaufte Plastikdose in der Küche entdeckte, hatte da schon keine Konsequenzen mehr. Seine Mutter war im Laufe der Jahre zu einer emanzipierten Frau geworden und dachte nicht daran, ihre kostbare Zeit in der Küche zu verbringen.
    Gerade als Zeki sich in die lange Schlange an der Kasse einreihte, läutete sein Telefon. Er stellte den schweren Einkaufskorb ab, um den Anruf anzunehmen. Es war der Pförtner aus dem Präsidium.
    »Demirbilek«, meldete er sich.
    »Die Streife hat gerade einen gebracht, der ist für Sie, sagen sie.«
    »Wer soll das sein?«
    »Der Hausmeister aus der Ismaninger Straße.«
    »Gut«, sagte der Kommissar. Er war zufrieden mit der Entwicklung seines Falles. »Wo haben sie ihn gefasst?«
    »Gefasst nicht. Er hat in der Inspektion am Prinzregentenplatz nach Ihnen gefragt.«
    Zeki staunte über die Information. »Er soll warten. Ich verhöre ihn selbst.«
    Die interessiert lauschenden Kunden in der Schlange zuckten bei der Feststellung leicht zusammen.
    »Und wann, Herr Kommissar?«
    Demirbilek wollte nicht von seinem Vorhaben abweichen, sich eine Stunde hinzulegen. Er kontrollierte die Uhrzeit. In Gedanken rechnete er eine dreißigminütige Verspätung ein.
    »Um fünf. Er soll ruhig ein wenig schmoren.«
    Dann legte er auf und wollte nach seinem Korb greifen, doch der war nicht mehr da. Er kannte die Kassiererin, die Tochter des Ladenbesitzers. Sie winkte ihn heran, da sie seine Einkäufe gerade mit dem Scanner erfasste. Ein Junge stand neben ihr. Es war ihr Bruder, der wohl seinen Korb an der Schlange vorbeigeschmuggelt hatte. Ohne schlechtes Gewissen über die bevorzugte Behandlung drängte sich der türkische Kommissar an den wartenden Kunden vorbei. Die abschätzigen, darunter auch einige ehrfurchtsvolle Blicke, ignorierte er. Irgendetwas Gutes musste sein Beruf ja mit sich bringen.
    »
Kolay gelsin,
Hülya«, begrüßte er die junge

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