Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
danke. Ramadan«, lehnte er ab.
Adnan schien die Bemerkung nicht weiter zu interessieren. Mit einem tiefen Zug füllte er seine Lungen.
»Warum haben Sie sich gestellt?«
»Wegen so einer dummen Sache will ich nicht ins Gefängnis.«
»Dumm?«
»Hätte ich dummerweise nicht mein Handy in Ömers Zimmer verloren, wären Sie niemals auf mich gekommen.«
»O doch! Früher oder später. Amateure wie Sie erwischen wir immer. Ihr macht immer Fehler«, erwiderte Demirbilek. In seine Stimme legte er ordentlich Schärfe. »Erzählen Sie!«
Seine Rechnung ging auf. Der Hausmeister besann sich, eingeschüchtert gestand er: »Als Sie mich anriefen, war ein Mann bei mir.« Er sog an der Zigarette. Zwei Mal schnell hintereinander.
»Und?«
»Er wollte in Ömers Wohnung.«
»Und?«
»Hat mir zweihundert Euro in die Hand gedrückt.«
»Für was?«
»Als Aufwandsentschädigung.«
»Natürlich. Sie haben ja vier hungrige Kinder zu Hause«, war Demirbileks ironischer Kommentar.
»Sie sagen es! Wissen Sie, was ich als Hausmeister verdiene?«
»Mit oder ohne die hundert Euro extra im Monat von Ömers Eltern?«, konterte Demirbilek.
»Woher wissen Sie das?«, fragte er perplex.
Demirbilek gab ihm keine Antwort, woraufhin Adnan den Kopf schüttelte und den Zigarettenrauch durch das Fenster entließ.
»Sie haben Ömers Computer aus dem Zimmer gestohlen?«, fuhr Demirbilek mit der Befragung fort.
»Nein.«
»Wer dann?«
»Na, der Mann. Ich habe die Wohnung aufgesperrt und ihn allein gelassen. Vielleicht zehn Minuten später bin ich ihm auf der Treppe begegnet. Er hatte einen Computer dabei.«
»Ömers Computer?«
»Er hat behauptet, er gehöre ihm.«
»Und das haben Sie geglaubt?«
»Warum nicht? Für zweihundert Euro glaube ich fast alles.«
»Und?«
»Er hat ihn kaputt geschlagen und weggeworfen.«
»Wie bitte?«
»Ehrlich, so war es. Er hat mir noch einen Hunderter gegeben, damit ich ihm einen Hammer besorge. Ich stand direkt neben ihm, als er draufgeschlagen hat.«
»Wo ist der Computer jetzt?«
»Sie meinen, die Trümmer? Die liegen in der Mülltonne. Ich weiß, es ist Sondermüll, aber …«, ergänzte er mit schlechtem Gewissen.
»In welcher Tonne?«, unterbrach Demirbilek ihn entnervt.
»Im Nebenhaus.«
Der Kommissar griff zum Telefon. »Hausnummer?«
»Zweiundvierzig. Im Hinterhof.«
Er beauftragte eine Streife, den Computer, beziehungsweise das, was von ihm übrig geblieben war, zu sichern. Vielleicht konnten die Spezialisten ja was retten. Adnan wartete, bis der Kommissar fertigtelefoniert hatte, dann kratzte er sich umständlich am Kinn.
»Was, wenn ich Ihnen helfe, den Mann zu finden?«
Er betonte die Frage wie ein Angebot. Ein geschäftliches, wie Demirbilek unschwer erkannte. Darauf wollte er also hinaus – einen Handel abschließen, sagte er sich. Doch ganz so einfach wollte er es ihm nicht machen. Er schürzte die Lippen, um zu zeigen, über sein Angebot nachzudenken. Dann entfernte er sich zur Gegensprechanlage, die neben der Tür montiert war. Er drückte den Knopf und sprach in das Mikrofon.
»Schick zwei Mann hoch. Ich habe hier einen dringend Tatverdächtigen. Wir nehmen ihn fest. Mal sehen, wann der Haftrichter Zeit für ihn hat.«
Als Adnan das hörte, schnippte er hastig die Zigarette aus dem Fenster und eilte zum Kommissar.
»Jetzt warten Sie! So war das nicht gemeint.«
»Wie dann?«
Der Hausmeister zuckte mit den Achseln. »Mein Anwalt hat mir geraten, mich zu stellen.«
»Guter Anwalt, warum ist er nicht mitgekommen?«
»Er sitzt im Knast. In Stadelheim«, gab Adnan kleinlaut zu.
Demirbilek lachte herzhaft auf.
Adnan ignorierte das Lachen. »Ich habe ein Gespräch mitgehört.«
Die Aussage ließ Demirbilek aufhorchen. Adnan aber zögerte immer noch. Statt wütend zu werden, entschied sich der Kommissar für eine diplomatische Vorgehensweise.
»Passen Sie auf. Ich mache keinen Handel. Grundsätzlich.« Er betonte die Wörter wie ein Richter einen unumstößlichen Schiedsspruch. »Wenn Sie uns helfen, den Mann zu finden, verspreche ich Ihnen, dass Sie heute Nacht bei Ihrer Frau schlafen und Ihren Kinder gute Nacht sagen können. Das biete ich Ihnen an, mehr nicht. Suchen Sie sich einen anständigen Anwalt.«
»Der Freund im Gefängnis meinte, ich soll fragen, ob es überhaupt zu einer Anzeige kommen muss, wenn ich mich kooperativ zeige«, druckste er herum.
»Ach, so ist das!« Demirbilek pfiff anerkennend. »Daher weht der Wind. Na, dann lassen Sie mal hören.
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