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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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besiegen.
Tavla
war ihre gemeinsame Leidenschaft. Seit mittlerweile fünf Jahren trug der Antiquitätenhändler – dem Aussehen nach ein alter Mann, tatsächlich aber erst Mitte fünfzig – jede ihrer Partien in das linierte Schulheft ein, das offen auf dem Tisch lag. Das reichverzierte Spielbrett, das sie seit jeher benutzten, war laut einer Expertise im Besitz eines Eunuchen aus dem sagenumwobenen Harem von Sultan Süleyman des Prächtigen gewesen. Unverkäuflich. Allein schon deshalb, weil die beiden Freunde ausschließlich auf dem aufwendig verzierten Brett ihre Spiele absolvierten.
    Zeki schleuderte die winzigen Würfel aus Elfenbein. Drei und Fünf. Er zog seine schwarzen Steine und streckte sich.
    »Müde?«, fragte Robert.
    »War ein anstrengender Tag. Musste im Büro ein Nickerchen machen. Furchtbar. Das Fasten tut mir nicht gut, ehrlich gesagt.« Schnell legte er eine gedankliche Entschuldigung bei Allah nach.
    Robert zog seine weißen Steine. »Dann lass es«, sagte er beschwörend. »Dein Allah kann doch nicht wollen, dass die Bösen davonkommen, weil der Kommissar zu erschöpft ist, um vernünftig zu denken.«
    »Ich glaube, das ist es nicht allein.«
    »Selma?«, fragte Robert und schleuderte die Würfel. Das Fünferpasch löste Entzücken bei ihm aus.
    »Sie ist immer noch in München«, offenbarte Zeki, als hätte er seine geschiedene Frau in flagranti beim Fremdgehen erwischt.
    »Ach ja?«, gab Robert wenig überrascht zurück.
    »Aber sie meldet sich nicht.«
    »Du meinst, sie meldet sich nicht bei dir«, formulierte Robert es genauer und machte seine Züge.
    »Hat sie sich etwa bei dir gemeldet?«, fragte Zeki schnell nach.
    »Nein, hat sie nicht. Was ist mit den Zwillingen? Hast du sie nicht gefragt?«
    Zeki wollte antworten, doch Robert stoppte ihn mit einem »Pst«, weil er über seinen nächsten Spielzug grübelte. Zeki wartete geduldig, bis er seine Züge gemacht hatte. Dann nahm er wieder die Würfel in die Hand, schüttelte und ließ sie auf das Brett purzeln. Eine Vier und eine Fünf.
    »Ich habe sie nicht gefragt.«
    »Warum?«
    »Wenn sie etwas aushecken, will ich davon nichts wissen.«
    »Besser so«, pflichtete ihm Robert bei und würfelte erneut. »Was ist mit deinem Fall? Kompliziert?«
    »Ja. Rieselt mir durch die Finger wie Sand.«
    »Anfeuchten«, riet Robert.
    »Wie?«
    »Mach den Sand nass. Dann rieselt er nicht mehr.«
    Demirbilek erschrak. Die furchterregenden Bilder des blutdurchtränkten Sandstrandes aus seinem Traum fielen ihm wieder ein. Dennoch ließ er sich Roberts eigentümlichen Gedanken durch den Kopf gehen. Woraus bestand der Sand? Mutmaßungen und Vermutungen über zwei Tote, deren einzige Verbindung darin bestand, dass sie in derselben Firma gearbeitet hatten. Wie wässert man Mutmaßungen und Vermutungen? Mit Fakten. Ömers aufgetauchte Festplatte wurde gerade untersucht, mit etwas Glück gab sein kaputter Computer doch noch Geheimnisse preis. Es mussten Fakten her. Geduld war gefragt.
    »Hast du je über türkische Brauereien geschrieben in deiner Zeit in Istanbul?«, fragte er seinen Freund.
    »Geschrieben? Nein. Aber getrunken habe ich es. Türkisches Bier ist besser als sein Ruf.«
    Demirbilek nickte. Zögerlich.
    »Was geht dir durch den Kopf? Spuck’s schon aus. Dann können wir uns wieder auf das Spiel konzentrieren.«
    Natürlich wusste er, was seinen türkischen Freund beschäftigte. Er hatte ihm beim Essen davon erzählt.
    »Ich frage mich, warum ein türkischer Brauereiunternehmer eine bayerische Brauerei kauft, um sie nach Istanbul zu verpflanzen.«
    »Was ist daran schwierig?«
    »Erklär es mir!«
    Robert schüttelte den Kopf. Er machte sich ernsthafte Sorgen um seinen Freund.
    »Du bist doch selbst Münchner! Bayerisches Bier ist nun mal das beste der Welt. Der Ruf ist unschlagbar. Über Wochen hinweg Schlagzeilen. Spektakuläre Bilder vom Abbau, vom Abtransport. Dann der Aufbau. Die bombastische Neueröffnung in Istanbul. Die ganze Welt wird zusehen. Jeder wird scharf sein auf so ein Bier. Türken lieben es groß. Weißt du doch, bist doch einer.«
    »Schon gut. Wahrscheinlich hast du recht«, meinte Zeki skeptisch.
    »Kennst du einen besseren Grund?«
    »Nein«, sagte er zunächst, dann aber erhellte sich sein Gesicht, als ihm einfiel, was Leipold über den heimlichen Freund der Ermordeten erzählt hatte. »Da gibt es einen, der hat eine Werbeagentur für Bier.«
    »Na also«, erwiderte Robert erleichtert. »Klingt nach einer Spur.«
    »Ja«,

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