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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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hören, weshalb er Vierkant aufforderte, es kurz zu halten.
    »Das Paket wird per Kurier zugestellt. Im Laufe des Tages. Ich habe ordentlich Druck gemacht«, erklärte sie knapp.
    »Gut, bis morgen, Isabel«, verabschiedete er sie. »Genug Überstunden. Sag Peter einen schönen Gruß, ja?«
    »Und das Paket? Ich wollte warten, deshalb die Musik …«
    »Ich übernehme das. Jale, du kannst auch gehen«, sagte er und verschwand an seinen Schreibtisch.
    Vierkant gab Cengiz zum Abschied einen Kuss auf die Wange und empfahl ihr, schnell zu gehen, bevor er es sich anders überlegte. Jale lächelte dankbar und wartete, bis sie weg war.
    »Soll ich etwas kochen heute Abend?
Mercimek çorbası
vielleicht?«, fragte sie durch die offene Verbindungstür.
    Demirbilek sah sie versöhnlich an. Für eine Linsensuppe nach türkischer Art, mit Zitronensaft beträufelt, dazu Weißbrot, hätte er sogar einen Schweinebraten verschmäht.
    »Danke, mein Kind«, überwand er sich, schweren Herzens zu sagen, »es kann spät werden. Wartet nicht auf mich. Du und Aydin habt sicher viel zu bereden.«
    Jale nickte zum Abschied. Sie sah traurig aus, fand Demirbilek. Er fragte sich, ob es besser wäre, sie nach Hause zu begleiten. Doch er wollte nicht stören. Die beiden brauchten Zeit miteinander, um eine gemeinsame Entscheidung zu treffen. Schließlich mussten sie beide damit leben, ganz gleich, ob sie sich für oder gegen das Kind entschieden. Dann murmelte er eine Koransure, um Jale Kraft zu geben, ihre Einstellung zu ändern.
    Nach all den schweren Gedanken machte sich eine bleierne Müdigkeit in ihm breit. Er musste zur Ruhe kommen, mahnte er sich. Schnell streifte er die Schuhe ab, lehnte sich in dem Bürosessel zurück und verschränkte die Arme vor dem Bauch.
    Nach kürzester Zeit döste er ein. Im Traum suchte er verzweifelt in ganz Istanbul nach der Frau im roten Abendkleid. Er fand sie vor den Toren Istanbuls auf der Prinzeninsel im Marmarameer. Sie lag mit ausgestreckten Armen auf dem Rücken im Sand. Ihre Augen waren unnatürlich weit aufgerissen. Das Rot des Kleides hob sich nur unmerklich vom Rot des Strandes ab – er war in Blut getränkt.
    Ein Anruf schreckte ihn aus dem unruhigen Schlaf. Die ruckartige Bewegung beförderte ihn beinahe aus dem Stuhl. Zwei weitere Male läutete es, bis er in der Lage war, den Hörer abzunehmen.
    »Demirbilek.«
    »Ein Kurier für Sie«, sagte der Beamte am Empfang.
    »Schicken Sie ihn hoch.«
    »Der ist schon weg. Ich habe das Paket angenommen.«
    »Dann bringen Sie es hoch.«
    »Warum kommen Sie nicht herunter?«
    »Weil ich müde bin und nicht mag.«
    Kaum hatte er das gesagt, kam er auf eine andere Idee. Um keine weitere Enttäuschung zu erleben, wie bei Ömers Plastiktüte, entschied er sich für eine andere Variante.
    »Öffnen Sie es.«
    »Ich?«, fragte der Beamte überrascht.
    Demirbilek versuchte, sich an seinen Namen zu erinnern. »Ja, Herr Albrecht. Ich kann nicht weg und muss wissen, was in dem Paket ist.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, jetzt machen Sie schon auf. Aber vorsichtig. Kontrolliert haben Sie es ja?«
    »Natürlich, wie immer. Ist sauber.«
    Wäre ja auch dumm, sich selbst eine Bombe zu schicken, sagte sich Demirbilek, während er zuhörte, wie Albrecht das Paket öffnete.
    »Und?«, fragte der Kommissar.
    »Das muss eine Festplatte sein.«
    »Sehr gut. Noch etwas? Kein Brief?«
    »Nur die Festplatte.«
    »Gut. Ich komme gleich hinunter.«
    Bevor er das Büro verließ, verständigte er die Spezialisten der Spurensicherung, um die Festplatte untersuchen zu lassen. Ganz offiziell.

40
    Z ur vorgerückten Abendstunde hatte Zeki den unbequemen Bürostuhl gegen einen über hundert Jahre alten Ohrensessel eingetauscht. Dieser stand im Antiquitätengeschäft seines Freundes Robert. Die beiden hatten das von einem chinesischen Imbiss mitgebrachte Essen in Roberts Wohnung verschlungen. Pünktlich zum Fastenbrechen. Anschließend waren sie durch die rasselnden Perlenschnüre der Verbindungstür in den Laden gegangen. Robert arbeitete oft abends und nutzte sein Geschäft als erweitertes Wohnzimmer. Zwei zum Verkauf stehende Stehlampen spendeten schummriges Licht. Mehrere antike Uhren tickten. Zeki war durch die vielen gemeinsamen Stunden mit Robert an das ungleichmäßige Ticken gewöhnt.
    Sie konzentrierten sich bereits auf ihr zweites Spiel. Demirbilek studierte die Aufstellung der Steine vor sich. Nach seiner Einschätzung benötigte er drei bis fünf Züge, um seinen Freund zu

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