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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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erfahren, was Selma und der Mann im Wagen geredet haben.
    »Und du bist wirklich nicht ihr Ehemann?«, vergewisserte sich der Taxifahrer. »Bin selbst geschieden. Mit dem Dreck will ich nichts zu tun haben.«
    »Nein, ich bin nicht ihr Ehemann. Also, wo sind sie eingestiegen?«
    »Er hat mich auf der Ludwigsstraße rausgewunken.«
    Zeki stellte sich den Münchner Stadtplan vor.
    »Welche Höhe?«
    »Professor-Huber-Platz.«
    Das Institut für Turkologie war von dort aus nicht weit. Er hatte Selma, als sie in München zusammenlebten, oft um die Ecke in der Veterinärstraße abgeholt. Zeki schöpfte Hoffnung.
    »Hast du eine Ahnung, wo die beiden waren?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Schon gut«, antwortete er und reichte ihm den Zwanziger. Der Taxifahrer ließ ihn in der Hosentasche verschwinden.
    »Was haben denn die beiden bei der Fahrt geredet?«
    »Ich habe keine Ahnung. Laut waren sie, und wie, weil sie gestritten haben.«
    »Verstanden hast du nichts?«
    »Wer außer euch Türken spricht schon Türkisch?«, entgegnete er hintergründig.
    Die Freude über den Streit, den Selma offenbar mit dem unbekannten Mann gehabt hatte, zauberte ein verschmitztes Grinsen in Zekis Gesicht. Hochzufrieden mit den Informationen, gab er dem Taxifahrer den zweiten Zwanziger und ließ sich in den Sitz fallen. Er wollte Selma am nächsten Tag besuchen. Schließlich war er der Sohn seiner Mutter, sie hatte ihm Benehmen beigebracht. Es gehörte sich, Selma in München willkommen zu heißen. Eine Frage des Anstands.

43
    Z ur Montagsbesprechung hatte Demirbilek eine Reihe Zeitungen mitgebracht. Bis auf wenige Ausnahmen waren die Kommentare wohlwollend. Das Marketingkonzept der Mingabräu schien seinen Zweck bestens zu erfüllen. Demirbilek musste beim Überfliegen der Artikel an Roberts Einschätzung denken. Nichts anderes stand in den Zeitungen. Die Demontage bewies eindrucksvoll Bayerns Anspruch auf die Führungsrolle im globalen Brauereiwesen. Das war positiv, genauso positiv wie der Erhalt eines Traditionsunternehmens. Besser in Istanbul weiterexistieren als in München früher oder später eingehen, so der Tenor der meisten Ausführungen. Nicht nur Lokalblätter nahmen das Thema auf. Cengiz hatte aus dem Internet zahlreiche Berichte zusammengetragen. Die kleine, vor ein paar Jahren vor dem Bankrott stehende Privatbrauerei schaffte es auf die Wirtschafts- und Kuriositätenseiten internationaler Zeitungen und Online-Publikationen. Mit Begeisterung werden die ausländischen Investoren, die Bayrak zusammengesucht hatte, auf die Artikel reagieren, da war sich Demirbilek sicher. Die Demonstration der aufgebrachten Anwohner – so spekulierte er weiter – könnte genauso gut von Bayrak selbst initiiert worden sein. Warum nicht? Eine bessere PR hätte er sich nicht wünschen können. Doch wo war Süleyman Bayrak? Vergeblich hatten Journalisten versucht, eine offizielle Stellungnahme der Unternehmensführung einzuholen.
    Mit den journalistischen Ausführungen beschäftigt, schreckten Vierkant, Cengiz und Demirbilek von ihrer Lektüre auf, als es an der Tür pochte. Zwei Mal. Und das sehr laut. Kurz darauf betrat Pius Leipold die Räume. Auch er hatte eine Zeitung in der Hand. Alle drei Migra-Beamten hatten den Eindruck, er habe gerade vom Untergang der Welt erfahren.
    »Zeki! Was sagst du da jetzt dazu? Das kann nicht sein, oder?«
    Demirbilek spürte Leipolds Volksseele kochen. Hätte er von der Demonstration gewusst, wäre er selbst an vorderster Front dabei gewesen.
    »Wir müssen dringend Bayrak sprechen. Weißt du, wo er steckt?«, fragte er, ohne seine Wut zu beachten.
    »Gleich«, wiegelte Leipold ab. »Ich möchte deine Meinung wissen. Die Hirnochsen von Journalisten finden das allen Ernstes gut. Das kann doch nicht sein! Die Türken wollen ja nicht nur die Brauanlage. Die nehmen auch das Fachpersonal mit. Mit in die Türkei!«, empörte er sich aus tiefstem Herzen.
    Aus kollegialer Anteilnahme heraus übte Demirbilek Nachsicht über die Bemerkung, die für sein Empfinden nicht weit von einer Beleidigung entfernt war. Er wollte lieber seine Arbeit machen anstatt über Winkelzüge von Unternehmern diskutieren. Es ging um Profit, nahm er an. Investieren. Später kassieren. Das war überall auf der Welt gleich.
    »Wenn du nicht weißt, wo Bayrak steckt, hast du wenigstens den heimlichen Freund von deiner Toten vorgeladen?«, fragte er betont sachlich.
    Leipold bemühte sich, nicht die Beherrschung zu verlieren. Warum verstand

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