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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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ihn niemand, grämte er sich. Er schüttelte den Kopf, mehr über die Gleichgültigkeit Demirbileks als über seine Frage.
    »Was heißt das jetzt?«, stocherte dieser genervt nach.
    Dann erhob er sich. Etwa einen Meter vor seinem Schreibtisch stand Leipold mit Zornesröte im Gesicht. Demirbilek überlegte, warum er seine Wut gerade bei ihm auslassen musste. Wahrscheinlich, legte er sich zurecht, kannte er außer ihm keinen Türken näher. Zudem – und das schien ihm der triftigere Grund zu sein – hatte Bier einen hochemotionalen Stellenwert bei Pius. Es stand für Heimat und Wohlbehagen, für Geselligkeit und Rausch. Alles existenzielle Bestandteile seines Lebens. Er selbst hatte keine ganz so enge Beziehung zu dem Gerstensaft, obendrein konnte er sich kaum an den Geschmack erinnern. Das letzte Weißbier hatte er am Tag vor Beginn der Fastenzeit getrunken. Gleichwohl ihm Bier schmeckte, war ihm
çay
als prägendes Getränk seiner türkischen Seele lieber.
    Vierkant hatte genug von den beiden Streithälsen, die nicht zum ersten Mal kurz davor waren, sich zu fetzen. Zwar waren alle Zusammenstöße bislang verbal ausgefochten worden, doch man wusste ja nie. Beide waren bayerische Dickschädel, auch wenn der eine seine Wurzeln in Istanbul hatte. Sie beruhigte die Gemüter, bat dann Leipold, entweder Platz zu nehmen, um bei ihrer Besprechung teilzunehmen, oder zu gehen.
    »Seit wann gibst du hier die Anordnungen?«, fragte Leipold, noch in Rage.
    »Stimmt, Vierkant, was fällt dir ein, Pius einzuladen? Ich will ihn nicht dabeihaben, so wie er sich aufführt.«
    »Genau«, pflichtete ihm Leipold bei, »was habe ich mit eurem Dezernat zu schaffen?«
    Vierkant traute ihren Ohren nicht. Als Schlichterin hatte sie augenscheinlich auf der ganzen Linie versagt.
    »Ziemlich viel«, brachte sich nun Cengiz ein, »deine Tote und unser Toter aus dem Wittelsbacher Brunnen haben sehr wohl miteinander zu tun.«
    »Ach, komm! Nur weil er in der Mingabräu gejobbt hat?«
    »Schalt mal dein Hirn ein, Leipold«, schoss Vierkant dagegen und vergaß ihr Bedürfnis nach Harmonie. »Unserer hat heimlich auf dem Gelände gefilmt.«
    »Ja und? Was soll er schon gefilmt haben? Wie Bier gebraut wird, haben selbst die Türken schon kapiert.«
    Demirbilek verlor nun doch noch die Fassung. Fastenzeit hin oder her. Er schob seinen Bürostuhl nach hinten weg und ging auf Leipold los. Doch als wäre es abgesprochen, läutete im selben Moment sein Telefon. Er hob wutschäumend ab, hörte kurz zu, bevor er den Kollegen am Hörer anherrschte, er solle kommen, und zwar umgehend.
    »War jetzt blöd ausgedrückt von mir …«, rechtfertigte sich Leipold halbherzig.
    Demirbilek schnitt ihm das Wort ab. »Soll das eine Entschuldigung sein?«
    »Wäre denn eine angebracht?«, provozierte ihn Leipold weiter.
    Die Bemerkung reichte, um Demirbileks Geduldsfaden reißen zu lassen. Er packte Leipold am Kragen seiner Lederjacke. Der war derart überrascht, dass er zunächst vergaß, sich zur Wehr zu setzen. Vierkant und Cengiz gingen dazwischen, um ihren Chef davon abzuhalten, den bayerischen Kollegen weiter durchzuschütteln. Erneut war es der Techniker, der die Situation rettete. Er betrat das Migrabüro und stutzte über die vier Beamten, die mitten in einer Prügelei zu sein schienen. Es dauerte eine Weile, bis sich alle beruhigt hatten.
    »Der Computer aus dem Müllcontainer ist völlig zerstört worden, da war nichts mehr zu retten«, sagte der Techniker. »Auf der externen Festplatte aus dem Paket ist aber einiges drauf.« Er reichte Demirbilek das Gehäuse, obenauf lag das dazugehörige Protokoll. Dann verschwand er wieder.
    Demirbilek reichte die Festplatte an Cengiz weiter und holte ein Taschentuch hervor, um sich das Gesicht abzuwischen. Leipold erledigte dasselbe mit dem Ärmel.
    »Tut mir leid. War ein Schmarrn, was ich gesagt habe«, entschuldigte sich Leipold nun doch.
    Zeki kontrollierte in seinem Gesichtsausdruck, ob er das auch ernst meinte. Als er sich sicher war, überflog er das Protokoll. Dem Anschein nach handelte es sich um eine Back-up-Festplatte. Unmengen privater Dokumente, Studienunterlagen, Fotos und Videos. Der letzte Eintrag auf der Liste erregte seine Aufmerksamkeit.
    »Jale, spiel das mal ab, den Rest untersuchst du später in Ruhe.«

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    S elbstverständlich wollte es sich Leipold nicht nehmen lassen, die ermittlungsrelevanten Aufnahmen zu sehen. Cengiz übertrug die Videodatei auf ihren Computer und startete. Auf dem zeigten

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