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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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sich gestochen scharfe, ruhige Bilder aus München. Özkan hatte Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Von der Frauenkirche bis zur Allianz Arena. Erst nach einer Weile tauchten Aufnahmen aus der Mingabräu auf. Das Gebäude. Die Brauanlage. Ankommende, abfahrende Bierlaster. Details von Bierflaschen, die gewaschen, befüllt und etikettiert wurden. Die Lagerhalle. Bei einem sonderbaren, durch die Halle schleichenden Schatten schrie Leipold: »Stopp!«
    Demirbilek erklärte, dass es sich bei dem Schatten um den Lehrling Jochen Vester handelte, der für Özkans Fake-Doku als Schauspieler agierte. Nach der kurzen Pause folgten Bilder vom Gerstensilo. Die Kellerei und weitere Aufnahmen des Verwaltungsgebäudes. Dokumentarische, normale Bilder. Cengiz spulte mehrfach vor, weil nichts passierte. Vester hatte ausgesagt, Özkan habe die Kamera lange Zeit einfach laufen lassen. Es stimmte. Demirbilek schüttelte enttäuscht den Kopf. Auch wenn er nur Leipolds Haarschopf von hinten zu sehen bekam, wusste er, wie er mit schadenfreudigem Grinsen die Aufnahmen quittierte.
    »Und jetzt?«, fragte Leipold, als hätte er etwas davon, dass die Aufnahmen zu nichts nütze waren.
    Da erregte die Nachricht über eine eingegangene Mail Cengiz’ Aufmerksamkeit.
    »Was ist?«, fragte Demirbilek.
    »Gleich«, bat Cengiz um Geduld. »Stern hat eine Mail geschickt. Die Kollegen haben Manuela Weigls Notebook aufgetrieben. Es lag bei einem ihrer Freunde, er wollte es für sie reparieren.«
    »Ist ihre Handtasche denn auch aufgetaucht?«
    »Nein, die haben sie nicht gefunden.«
    »Also gut, was ist auf dem Notebook?«
    »Stern hat die Zugangsdaten zu ihren Benutzerkonten entdeckt. YouTube, Facebook und so weiter. Sehe ich mir alles später an. Spannend ist der Dateiordner ihres Smartphones, sie hatte wohl eines, das Fotos und Videos automatisch synchronisiert.«
    »Wie automatisch?«, gab sich Leipold als Computerlaie zu erkennen.
    »Fotos und Videos werden auf dem Server abgelegt, um die Dateien auch auf anderen Computern nutzen zu können.«
    »Und? Was Interessantes?«, fragte Demirbilek.
    »Wartet mal. Hier ist was. Das Datum passt. In der Nacht, als Özkan gestorben ist, hat sie eine Videoaufnahme mit ihrem Handy gemacht.«
    »Können wir das jetzt sehen?«, fragte Vierkant.
    »Bitte schön«, erwiderte Cengiz und drückte die Enter-Taste.
    Auf dem Monitor schwebten Bilder, die mit einer Handykamera aufgenommen waren, durch die Kellerräume der Mingabräu. Es war dunkel. Die unruhige Kamerafahrt endete vor der Tür zu einem Lagerraum. Sie war angelehnt. Eine Hand kam ins Bild, um sie ein Stück aufzumachen.
    Gerade in dem Augenblick stopfte Jochen Vester eine Flasche Bier in Ömer Özkans Hals und füllte ihn wie eine Mastgans ab. Özkan lag auf einem Tisch und wehrte sich nach Leibeskräften. Er spuckte das Bier aus, besudelte damit sich und den Lehrling, der auf seinem Bauch hockte und mit den Knien seine Arme niederdrückte. Dumpf und krächzend drang seine heisere Stimme durch den Türspalt.
    »Du machst gar keine Fake-Doku. Du spionierst hier herum! Manuela hast du auch gefilmt! Hast du was mit ihr? Sprich! Gib es schon zu!«
    Ein Kasten Bier stand auf dem Tisch. Etwa zehn leere Flaschen lagen verstreut herum. Demirbilek dachte notgedrungen an die Gerichtsmedizinerin. Er hatte sie gebeten, herauszubekommen, welche Biersorte Özkan im Blut hatte. Nun sah er es mit den eigenen Augen. Das naturtrübe Mingabräubier sprudelte aus seinem Mund. Vester nahm selbst einen Schluck, bevor er erneut ansetzte, die schäumende Flüssigkeit in Özkans Hals zu schütten. Zwei Minuten lang wurden die Ermittler Zeugen seiner Gegenwehr, bis er lallend, aber offenbar unversehrt und in seliger Bierlaune Worte formte.
    »Götveren. Siktir«,
lallte Özkan auf Türkisch.
    »Sprich deutsch mit mir, du Sau«, regte sich Vester auf.
    Die Person, die die Handykamera führte, rannte nun vor. Die Kamera wackelte mehrmals hin und her, dann wurde sie abgestellt, eine Regalkante verdeckte das halbe Bild. Manuela Weigls Rücken tauchte auf, die Ermittler wurden Zeugen, wie sie auf Vester zustürmte, um ihn von Özkan herunterzureißen.
    »Lass ihn in Ruhe! Spinnst du!«
    Vester erstarrte. Er brachte kein Wort mehr heraus. Weigl half dem unfreiwillig Betrunkenen auf die Beine. Seine Bemühungen um ein dankendes Lächeln schlugen fehl; er war nicht imstande, das Gleichgewicht zu halten.
    »Komm, ich bringe dich heim«, sagte Weigl fürsorglich und half ihm auf. Dann

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