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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Urlaub. Wo der neue Chef ist, weiß ich nicht.«
    Dann packte sie ihren an einem langen Lederband hängenden Schlüsselbund und eine Tüte Lakritzbonbons in ihre Handtasche. Gerade wollte sie nach dem Prospekt über Antalya greifen, als ihr Demirbilek zuvorkam. Er nahm den Flyer und blätterte darin.
    »Kein Interesse daran, warum wir die beiden sprechen wollen?«, fragte er beim Überfliegen der Pauschalangebote.
    »Würden Sie es mir denn sagen?«
    »Nein«, antwortete Demirbilek. »Sie fliegen nach Antalya? Eine gute Wahl. Meiden Sie die touristischen Plätze. Mögen Sie Fisch? Ich kenne ein Lokal am alten Hafen, da müssen Sie unbedingt zu Abend essen.« Er reichte ihr den Flyer zurück.
    Zeils wachsame Augen folgten seiner Hand. Sie wartete. Dann griff sie danach und steckte ihn in ihre Handtasche.
    Daraufhin zeigte ihr Demirbilek Ömer Özkans Foto.
    Zeil warf einen flüchtigen Blick darauf. »Kenne ich nicht.«
    »Nein?«
    Sie sah sich das Foto noch mal genauer an. »Vielleicht doch.«
    Angestrengt versuchte sie, sich zu erinnern. Augenscheinlich fiel es ihr schwer. Demirbilek bemerkte das Stirnrunzeln. Die Schicht Schminke auf den Hautfalten bewegte sich. Sein Blick wanderte von ihrer Stirn hinunter zum Dekolleté. Am Busenansatz machte er einen dezent anderen Make-up-Ton als auf ihrem Gesicht aus. Die Kette mit dicken Perlen um ihren Hals glänzte. Sie schien schwer zu sein. Aber passend zu ihrem Erscheinungsbild. Nervös fingerte sie an den Perlen, als würde es helfen, sich an den Mann auf dem Foto zu erinnern. Das hochgesteckte Haar, dunkel nachgefärbt, mit einem leichten Blaustich, verlieh ihrem Aussehen eine künstliche Note. Wie gemalt wirkte sie, fand Demirbilek und fragte sich, ob sie mit Schönheitsoperationen zum Wohle ihres Aussehens nachgeholfen hatte.
    »Ja, jetzt weiß ich es wieder.«
    Die Erleichterung in ihrer Stimme war nicht gespielt. Die jugendlich wirkend wollende Dame atmete auf, als hätte sie die Millionenfrage bei einer Quizshow richtig beantwortet. »Das ist doch der, der ertrunken ist. Er war aushilfsweise da. Wir haben immer wieder junge Leute aus dem Ausland. Das bayerische Bier hat ja einen ausgezeichneten Ruf.«
    »Das weiß ich, Frau Zeil«, bestätigte er. »Können Sie mir irgendetwas zu Herrn Özkan sagen?«
    »Nein.«
    »Und zu Bayrak oder Vester? Wo sie sind, zum Beispiel?« Dass beide zur Fahndung ausgeschrieben waren, musste sie ja nicht wissen, dachte er.
    »Tut mir leid. Ich bin heute nur ins Büro gekommen, weil alles drunter und drüber geht. Die Zeitarbeitskraft hat sich krankgemeldet. Ich erreiche den Chef ja selbst nicht. Sein persönlicher Assistent ist zurück in der Türkei. Ihn habe ich erreicht, er konnte mir nicht sagen, wo Herr Bayrak steckt.«
    »Danke für die Information. Zurück zu Özkan. Sie kannten ihn nicht näher?«
    »Was sollte ich mit einem Aushilfsarbeiter zu tun haben?«, erwiderte sie pikiert.
    Wie wahr, sagte sich Demirbilek. Aus ihrer Sicht hatte er eine äußerst dumme Frage gestellt. Im Hintergrund hörte er Leipold auflachen. Demirbilek verkniff sich einen Kommentar, wollte schon die nächste Frage stellen, kam aber nicht mehr dazu. Vom Hof der Brauerei drang ein Schrei durch das gekippte Fenster.

46
    F ranz Gehrke, der Braumeister, den Demirbilek am Tag zuvor gesprochen hatte, führte mit zittriger Hand eine volle Flasche Bier zum Mund. Sobald die Rundung des braunen Glases seine Lippen berührte, stoppte das Zittern. Berufsbedingt hatte er Übung im Trinken. Nach dreißig Sekunden setzte er die leere Flasche ab und holte Luft. Dann wischte er mit dem Handrücken den Schaum vom Mund und bewegte seine glasigen Augen zu Kommissar Leipold, der Demirbilek bei der Zeugenbefragung nicht erneut den Vortritt lassen wollte. Er saß neben dem Braumeister auf einem umgedrehten Bierkasten in der Lagerhalle, umringt von Regalen mit Bierkästen, leeren wie vollen.
    Demirbilek stand einige Meter entfernt mit Karin Zeil an die Tür des Lagerbüros gelehnt. Geduldig wartete er seit einigen Minuten darauf, ob Leipold die Initiative ergriff. Am liebsten hätte er ihm den berühmten Tritt in den Hintern gegeben, um ihn aus der übertriebenen Anteilnahme zu katapultieren.
    Die Sachlage schien ohnehin klar zu sein. Laut ersten Erkenntnissen der Spurensicherung gab es keine verwertbaren Hinweise am Tatort. Der Braumeister hatte Bayraks Leiche in dem trichterförmigen Gerstensilo auf dem Dachboden gefunden. Abermilliarden mikroskopisch feiner Staubpartikel

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