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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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kriechenden Pkws. Der röhrende Motor wies eine spezielle Charakteristik auf. Etwas zwischen Löwengebrüll und Dampfhammer.
    Die Beamten sahen aus der Ferne, wie die Blinker des Wagens auf Höhe der Ausfahrt zur Neuen Messe aufleuchteten. Im Parkhaus des Einkaufszentrums auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens stellte er den Porsche ab und nahm die Rolltreppe zu den Geschäftsetagen. Vierkant und Herkamer schafften es mit etwas Glück, ihn im Gedränge nicht aus den Augen zu verlieren. Er aß eine Portion Nudeln bei einem Schnellitaliener und machte anschließend Einkäufe – Sonnencreme, Sonnenbrille, Badehose. Dann stieg er wieder in seinen Wagen.
    Bei der Rückfahrt lenkte er den Porsche durch den abendlichen Stadtverkehr bis zur Einsteinstraße. Dort entstand bei der Einfahrt zum Tunnel Richtung Mittlerer Ring ein Stau. Die Ermittler verloren für eine Weile den Sichtkontakt, blieben aber ruhig, schließlich stand der Beobachtete wie sie in der Blechlawine. In der Tunnelausfahrt Richtung Giesing warteten sie an der roten Ampel und hatten wieder Sichtkontakt zu Dietls Auto.
    Später, als der Porsche in der Nähe der Mingabräu abgestellt wurde, erwartete sie die Überraschung. Weder Vierkant noch Herkamer kannten den jungen Mann mit blonden Haaren, der aus dem Porsche stieg. Beide waren Jochen Vester bis dahin persönlich nicht begegnet. Genau jener stieg aus und strich mit einer liebevollen Geste über die Karosserie des Wagens. Vierkant und Herkamer sahen sich betroffen an. Wer war das? Was tun? Den Mann ansprechen, herauskriegen, wie und wann er Dietls Porsche übernommen hatte? Vierkant traf schließlich eine Entscheidung, als ihr doch noch einfiel, wer der junge Mann war. Sie hatte ihn auf dem Handyvideo der ermordeten Bierkönigin gesehen, wie er Özkan mit Bier abfüllte. Schnell stieg sie aus und rannte zu ihm.
    »Grüß Gott«, sagte sie außer Atem. »Entschuldigen Sie, gehört der Wahnsinnswagen Ihnen?«
    »Der ist aus der allerersten Baureihe. Der schönste 911 er, der je gebaut wurde.« Stolz lag in der Stimme des Lehrlings.
    »Super Auto, wirklich«, bestätigte Vierkant begeistert. »Der gehört aber nicht Ihnen, oder?«
    Vester überlegte, ob er antworten sollte, als sein Blick nervös wurde und sich verhärtete.
    »Jochen! Was machst du im Porsche vom Dietl?«, hörte sie in ihrem Rücken Leipolds urmünchnerische Stimme.
    Sie drehte sich um und sah die Kommissare Demirbilek und Leipold auf sie zukommen. Demirbilek überließ es seinem Kollegen, Vester nachzujagen, der es plötzlich eilig hatte, in die Brauerei zu gelangen. Lange musste sich Leipold nicht anstrengen, denn Vierkant – die seit Jahren regelmäßig joggen ging und kaum Bier trank – war schneller als er. Ohne Mühe stellte sie den weitaus jüngeren Lehrling und beförderte ihn unsanft zu Boden.
    »Was soll das!«, brüllte der Festgehaltene.
    Demirbilek war ihnen mit langsamen Schritten gefolgt. Er musste sich eingestehen, keine Kraft für ein weiteres Verhör zu haben. Es war mittlerweile dunkel geworden. Er überließ Leipold die Arbeit, mit dem Hinweis, ihn später zu informieren.

54
    H ast du was zu essen da?«
    Zeki richtete sich vor seiner Haustür erschrocken auf. Durch das Fasten war es mit dem Nervenkostüm ohnehin nicht gut bestellt, schon wieder hörte er Stimmen, sagte er sich besorgt. Doch dieses Mal war er überzeugt davon, dass sie nicht real sein konnte. Denn er erkannte die Stimme. Ihm fiel nichts Banaleres als der Vergleich mit einem Engel ein. Er hatte eben die Stimme eines auf Erden wandelnden Engels gehört, oder aber, ängstigte er sich im selben Gedankengang, es war die Stimme der Frau mit dem blutroten Kostüm aus seinem Alptraum. Vorsichtig drehte er sich um. Nur, um ganz sicher zu sein. Einige Meter vor ihm lehnte Selma wie eine magische Frauengestalt an der beleuchteten Litfaßsäule.
    »Tu nicht so überrascht.«
    Zeki war froh, sein eigenes Gesicht nicht sehen zu können.
    »Du siehst furchtbar aus«, bestätigte Selma Zekis Gemütszustand. Wobei weniger Sorge als Vorwurf in ihrer Stimme lag. »Wenn du fastest, solltest du mit der Arbeit besser etwas kürzertreten. Wollte Jale nicht kochen? Ich warte auf Aydin. Er ist zu spät.«
    Der Kommissar war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Er öffnete die Tür und ließ sie hinter sich zufallen.
    Selma blieb verdattert davor stehen. Es dauerte eine Weile, bis sie ahnte, warum Zeki sie aussperrte. Sie klopfte an die Tür. »Mach schon auf!«
    Zeki

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