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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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interpretierte etwas anderes daraus. Es schien ihm, als wüsste er genau, dass Manuela Weigl zwischen dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht ermordet wurde.
    »Ich bin gleich wieder da«, stieß Demirbilek hervor und nahm den Beutel mit der Unterwäsche an sich. Damit trat er in den Nebenraum und schloss die Tür. Sobald er mit Cengiz und Vierkant allein war, machte er schnell.
    »Das ist fürs Labor.« Er legte den Beutel auf den Schreibtisch. »Dietl hat dich nicht gesehen, oder, Vierkant?«
    Sie überlegte kurz. »Nein. Ich bin nach Leipold gekommen.«
    »Stimmt«, warf Cengiz ein.
    »Gut, du verfolgst ihn. Ich möchte wissen, wo er nach dem Verhör hingeht. Warte unten im Auto. Er fährt den orangefarbenen Porsche.«
    »Und ich?«, fragte Cengiz. »Was soll ich tun?«
    Demirbilek sah auf die Uhr. »Du rufst Karin Zeil an und klärst sein Alibi. Ach was, Blödsinn. Ist doch klar, was sie sagen wird. Ich möchte ihr in die Augen sehen, wenn sie das Alibi bestätigt. Besorg die Privatadresse. Lade sie vor, wenn es sein muss. Dann gehst du heim und kochst. Wird Zeit.«
    »Ganz bestimmt nicht«, erwiderte Cengiz seelenruhig. »Frau Zeil ist in der Einsteinstraße gemeldet. Sie und der Marketingfuzzi stecken doch unter einer Decke. Ich beschatte sie.«
    Demirbilek brauchte nicht lange, um seine Entscheidung zu revidieren. Cengiz hatte recht. Sie durften keine Zeit verlieren.
    »In Ordnung. Nehmt Stern und Herkamer mit.« Er wollte zurück, dann überlegte er es sich anders und wandte sich noch einmal an seine Ermittlerinnen. »Glaubt ihr, die zwei haben was miteinander?«
    »Warum nicht?«, fragte Vierkant erstaunt.
    »Sie ist bestimmt über sechzig«, gab Demirbilek zu bedenken.
    »Gerade vierundsechzig geworden«, bestätigte Cengiz. »Er ist dreiunddreißig. Über dreißig Jahre Unterschied. Könnte ihr Sohn sein. Rein rechnerisch gesehen.«
    Der Migra-Chef beließ es bei der Feststellung und kehrte zum Verhör zurück. Leipold hatte sich auf seinen Stuhl gesetzt. Demirbileks tadelnder Blick erinnerte ihn daran, nicht im eigenen Dienstzimmer zu sein. Leipold machte eine entschuldigende Geste und sprang auf.
    »Sind wir fertig? Ich habe eine Verabredung mit einem Kunden«, wollte Dietl wissen.
    »Gleich. Nur noch ein paar Fragen, der Vollständigkeit halber.«
    Demirbilek und Leipold erfuhren im weiteren Verlauf der Vernehmung, dass Dietl die Idee mit der Demontage vor einem Jahr bei einer Brauanlagenmesse Bayrak schmackhaft gemacht hatte. Er rechnete ihm die Kosten vor. Sie lagen deutlich unter den Baukosten einer Neuanlage. Doch entscheidender war das dahinterstehende Marketingkonzept. Türkisches Bier nach bayerischem Reinheitsgebot. Das Argument hatte ihn schließlich überzeugt. Dietl beschrieb Bayrak als größenwahnsinnigen, aus Anatolien stammenden Pedanten, der es mit jedem Erbsenzähler aus Schwaben aufnehmen konnte. Geiz und Knausrigkeit waren der Schlüssel zu seinem Erfolg – auch wenn man über Tote nicht schlecht sprechen sollte. Entsprechend lausig sei sein Beratervertrag ausgefallen. Nicht mal ein Ausfallhonorar bekomme er, wenn das Projekt abgeblasen werden würde. Zu den Behauptungen, Manuela Weigl sei mit Größen aus der Brauereiszene ins Bett gegangen, wollte sich Dietl nicht äußern. Man höre ja so manches, was sich im Nachhinein als Unsinn erweise. Er habe jedenfalls für Sex mit ihr nicht bezahlt.
    »Gut«, beendete Demirbilek das Verhör. »Sie können gehen.«
    Abrupt erhob sich der Biermanager aus dem Stuhl, verabschiedete sich freundlich und überreichte Demirbilek seine Visitenkarte mit der neuen Handynummer, bevor er das Sonderdezernat verließ.
    Als sie allein waren, nahm Leipold das gefälschte Bekennerschreiben in die Hand. »Was sollte denn der Schmarrn?«
    Demirbilek zerriss das Papier und warf es, in Gedanken versunken, in den Abfalleimer.
    »Was meinst du? Hat er die Bierkönigin oder den Türken auf dem Gewissen?«, fragte Leipold.
    »Wir werden sehen.«

52
    Z u der Zeit, als Florian Dietl im Sonderdezernat Rede und Antwort stand, packte Karin Zeil in ihrer Wohnung am Max-Weber-Platz einen Koffer fertig und stellte ihn zu den drei anderen ins Schlafzimmer. Wehmut ergriff sie. In dieser Nacht würde sie zum letzten Mal in ihrem Zuhause schlafen. Sie wohnte seit neunundzwanzig Jahren in der Dreizimmerwohnung, fast ihr halbes Leben lang. Sie ließ sich in den gepolsterten Stuhl vor dem Fenster sinken. Erinnerungen kamen hoch an die Zeit, als alles gut und in Ordnung war.

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