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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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dass er bei uns Braumeister gelernt hat? Das war natürlich vor meiner Zeit.«
    Demirbilek sah Leipold fragend an. Beide hatten keine Ahnung davon.
    »Haben Sie und Herr Dietl ein Verhältnis?«, wechselte der Chef der Migra erneut das Thema.
    Die Zeugin griff nach ihrer Perlenkette und spielte damit. Eine bewusste Geste, die zeigen sollte, dass sie sich nicht einschüchtern ließ, interpretierte Demirbilek.
    »Aber ja, ich dachte, Sie wüssten davon. Obwohl, wenn ich es mir genau überlege …« Sie hielt kurz inne. »Wir sind noch nicht lange zusammen. Er selbst spricht nicht darüber. Über dreißig Jahre Altersunterschied ist schon allerhand, finden Sie nicht?«, sagte sie mit vergnügter Stimme. »Um auf sein Alibi zu kommen. Er hat sicher behauptet, mich zu Hause abgesetzt zu haben, stimmt’s?«
    »Ja, Sie haben im Auto geredet, dann sei er heimgefahren«, bestätigte Demirbilek. Wieso hatten sich die beiden nicht abgesprochen?, wunderte er sich.
    »Das sieht ihm ähnlich. Er geniert sich manchmal meinetwegen«, erklärte sie voller Verständnis. »Ich bin ganz froh, wenn das vom Tisch kommt. Bitte nehmen Sie es ihm nicht übel. Mir persönlich ist es gleichgültig, was die Leute reden. Aber er hat natürlich ein Image zu pflegen in seinem Beruf. Er ist jung und ich alt. Das passt nicht zusammen, sagt man.«
    »Andersherum aber schon«, stellte Vierkant fest.
    Zeil schien froh, von einer Geschlechtsgenossin die Feststellung zu hören.
    »Ja, ältere Männer mit einem jungen Ding an der Seite. Das passt schon besser, sagen die Leute.«
    »Sie bestätigen also sein Alibi?«, übernahm Demirbilek wieder.
    »Natürlich. Ich war auf dem Bierfestival, ganz spontan, konnte ihn aber nicht finden. Als ich ihn am Handy nicht erreichte, bin ich zur Trambahnhaltestelle. Ich bin Münchnerin, ich fahre gerne Tram.«
    »Ich nicht«, log Demirbilek aus einer Laune heraus. Dietl und Zeil passten trotz Altersunterschiedes perfekt zusammen, beiden unterstellte er eine Selbstherrlichkeit, die ihm missfiel. »Ich bin auch Münchner.«
    Zeil sah ihn verblüfft an. »Sind Sie denn bei uns geboren, Herr Kommissar?«
    »Nein, in Istanbul.«
    »Wären Sie lieber dort geblieben«, sagte sie ernst. »Was ist München im Vergleich zu Istanbul? München ist Provinz, Istanbul Weltstadt.«
    Demirbilek schmunzelte. So redete nur jemand, der seine Geburtsstadt zu kennen glaubte. Als Tourist oder als Kulturfan. Es gab nicht
ein
Istanbul. Für ihn bestand die 15 -Millionen-Metropole aus vielen unterschiedlichen Charakteren. Alle zeigten eine ausgeprägte Persönlichkeit, jede für sich war wie ein Organismus, wie ein Individuum. Zusammen ergaben sie eine Großfamilie, in der alle Generationen unter einem Dach lebten. Angefangen von den Alten wie Sultan Ahmet oder Fatih, die historischen Stadtteile; Junggebliebene wie Beyoğlu; bis zu den Neugeborenen, wie Maslak, mit neuen Stadtautobahnen und gigantischen Wolkenkratzern.
    »Sie scheinen Istanbul sehr zu mögen«, blieb er bei dem Thema.
    »Ja, sehr.«
    »Aber Urlaub machen Sie in Antalya?«
    »Das Meer ist sauber. Man isst gut. Vor allem Fisch.« Sie biss sich unmerklich auf die Lippen und lächelte leicht verschwörerisch. Offenbar dachte sie an den Restauranttipp des Kommissars.
    Demirbilek malte sich die ältere Dame im Bikini aus. Mit Badeanzug, glaubte er, würde sie dem erwünschten Look nicht gerecht werden.
    »Herr Dietl begleitet Sie sicherlich?« Demirbilek hielt die Informationen über Vesters Tod und den Porsche, der nicht nach Istanbul überführt werden würde, zurück. Er fragte sich, wann Dietl seinem Baby nachreiste.
    »Wie kommen Sie denn darauf, Herr Kommissar? Florian ist ein vielbeschäftigter Geschäftsmann. Nein, ich kann mir die Zeit auch gut allein vertreiben.«
    »Davon bin ich überzeugt«, erwiderte Demirbilek süffisant.
    »Na, sehen Sie«, entgegnete sie, als hätte sie ihm gerade eine Lektion erteilt.
    »Können Sie uns sagen, wo er die letzten, sagen wir, zwei Tage war?«
    »Sie wollen sicher wissen, ob er sich am Ammersee zurückgezogen hat? Er war wirklich fertig, es stimmt, was er gesagt hat. Wir waren zusammen dort. Das können Sie gerne nachprüfen. Ich habe Ihnen ja erzählt, dass ich mir freigenommen hatte. Jetzt wissen Sie auch, warum.«
    »Gut.« Demirbilek hatte genug von ihren Spielchen und wollte zu einem Ende kommen. »Fürs Protokoll: War Florian Dietl Donnerstagnacht zwischen dreiundzwanzig Uhr und Mitternacht mit Ihnen

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