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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Behörden, wusste er von seiner Beratertätigkeit für Bayraks Unternehmen, waren mit Barschaften in den Griff zu bekommen. Darüber machte er sich keine Sorgen.
    Der Reisebus quälte sich durch die verstopften Straßen. Der Berufsverkehr war im vollen Gang. Als sie endlich Münchens Stadtgrenze überquerten und die Autobahn erreichten, döste seine Geliebte ein. Zwei Mal suchte er auf der ereignislosen Fahrt die Toilette auf, um heimlich ein paar Züge von seiner Elektrozigarette zu nehmen. Knapp eine halbe Fahrstunde vor Wien wurde Zeils Schlaf unruhig. Dietl, der eingenickt war, bemerkte nicht, wie sie sich hin und her wälzte. Erst der Aufschrei, bevor sie aufwachte, ließ ihn aufschrecken.
    »Tut mir leid«, sagte sie mit verstörter Stimme.
    »Das macht doch nichts«, beruhigte er sie.
    »Ich hatte einen schrecklichen Traum.«
    »Ja?«
    »Ich habe von deinem Baby geträumt.«
    Dietl legte beruhigend seinen Arm um sie. Er bereute es, sie ins Vertrauen gezogen zu haben.
    »Sie hätte es nicht abtreiben dürfen, ohne mit dir zu sprechen«, sagte sie nun mit fester Stimme und suchte den Augenkontakt mit ihm.
    Doch Dietl wandte sich von ihr ab und blickte aus dem Fenster. Die Landschaft zog an ihm vorbei. Er schloss wieder die Augen und dachte an das Gespräch mit der Mutter seines ungeborenen Kindes. Immerhin hatte sie den Anstand, ihm zu sagen, dass sie von ihm schwanger gewesen war und das Kind nicht behalten hatte.
    Zeil gab schon bald den Versuch auf, mit ihm darüber zu reden. Auch wenn ihm die vorenthaltene Vaterschaft zu schaffen machte, sträubte er sich, sich damit auseinanderzusetzen. Wäre er beim Sex nicht betrunken gewesen, hätten ihn der Orgasmus und der Alkohol nicht redselig gemacht, hätte sie ohnehin niemals davon erfahren.
    Dann begann sie, sich den verspannten Nacken zu massieren. Dietl sah ihr eine Zeitlang dabei zu, dann schob er ihre Hand beiseite und übernahm die Massage. Dankbar schloss sie die Augen.
    »Wann sind wir da?«
    »Dauert nicht mehr lange«, sagte er und drückte fester mit Daumen und Zeigefinger zu. Ein leichter Film aus Creme bildete sich auf seinen Fingerkuppen. Zu seiner Überraschung ekelte er sich plötzlich und beendete die Massage. »Hoffentlich macht der Junge keinen Mist mit dem Porsche. Am Flughafen rufe ich ihn an«, wechselte er das Thema.
    »Es ist doch alles gutgegangen bisher.«
    »Wir sind erst in Dubai sicher.«
    »Ja, ich weiß.«
    Sie schwieg eine Weile, bis sie den Gedanken, der sie während der ganzen Zeit beschäftigte, äußerte. »Wann sagst du mir, wie das mit Bayrak passieren konnte?«
    »Pst«, beschwor er sie leise. »Hier kann uns jeder hören.« Dann flüsterte er: »Was geschehen ist, ist geschehen. Mach dir keine Sorgen. Bayrak hat es nicht anders verdient.«
    Er nahm ihre Hand und drückte sie sanft. Seine Gedanken waren bei seinem ermordeten Klienten. Er stellte sich die qualvollen Schreie aus dem Silo vor, horchte, wie sie langsam verebbten und schließlich ganz verstummten. Das Bekennerschreiben, wie sich herausstellte, war nicht die rettende Idee gewesen, um die Polizei auf eine falsche Spur zu lenken. Du musst besser aufpassen, schimpfte er sich, gleichzeitig wurde ihm bewusst, nicht selbst an den Problemen schuld zu sein.
    Die Vorahnung, die ihn sodann ergriff, ängstigte ihn. Er blickte zu ihr. Sie hatte die Augen erneut geschlossen. Es wird nicht lange dauern, vielleicht ein oder zwei Jahre, bis es schlimmer wird, bis ihr Gedächtnis sie vollkommen im Stich lässt. Es hatte ja bereits angefangen. Wieso hatte sie sonst gefragt, was mit Bayrak passiert ist? Sie war doch dabei gewesen. Sie musste Bescheid wissen. Und warum hatte sie wissen wollen, in welchem Reisebüro sie die Flugtickets abholen sollte? Sie selbst hatte es doch ausgesucht.
    Dietl schluckte und wischte sich die cremigen Handflächen an seiner Hose ab. Dabei rechnete er. Und kam auf einunddreißig Jahre. Einunddreißig zu viel.

62
    D er Leiter des Sonderdezernats hatte sich doch durchgerungen, das Verhör der beiden rechtspopulistischen Politiker zu führen. Nach zwanzig Minuten Diskussion über Sinn und Unsinn der Brauereidemontage war auch Weniger einsichtig, dass die beiden weder Bayrak kannten noch mit seinem Tod etwas zu tun haben konnten. Zur Tatzeit hatten sie an einer Videokonferenz mit politisch Gleichgesinnten teilgenommen. Die Aufzeichnung lag zur Einsicht auf DVD vor. Demirbilek übertrug die Überprüfung einem aus dem Team.
    Nach der Vernehmung verbrachte er

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