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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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akzeptierte und in Richtung Taxistand torkelte. Zeki blickte, versöhnt mit der Welt, in den wolkenlosen Nachthimmel und torkelte ebenfalls los, allerdings Richtung Wirtshaus.
    Da Sperrstunde war, wischte Derya gerade die Tische im Speisesaal sauber. Sie schmunzelte beim Anblick des angeschlagenen Kommissars.
    »Das, was es kostet, plus zwanzig Euro Trinkgeld«, brachte er mit viel Mühe hervor und legte seinen Geldbeutel auf die Theke, damit Derya das Geld herausnehmen konnte. Dann verschwand er zu den Toiletten.
    Als er nach einer kurzen Ewigkeit zurückkehrte, hatte sich seine Verfassung nicht gebessert. Derya wartete mit angezogener Jacke und Handtasche am Arm.
    »Ich bringe Sie nach Hause,
Komiser Bey
«, sagte sie voller Anteilnahme.

64
    D er Kater war nicht das Problem, er hielt sich in erträglichen Grenzen, wahrscheinlich weil er keinen Schluck der ungezählten Weißbiere bereute. Kopfzerbrechen bereitete ihm vielmehr der Gedanke, einen Fehler gemacht zu haben. Nur welchen?
    Der Geruch von
sucuk
katapultierte ihn in die Realität zurück. Er lag in einem Ehebett. Langsam dämmerte es ihm. Das Schlafzimmer, in dem er erwachte, kannte er. Es war aber nicht sein eigenes. Derya hatte er im Laufe der Ermittlungen des ersten großen Falles der Migra als Zeugin vernommen. Die Wohnung, und auch dieses Schlafzimmer, hatte er in offizieller Mission zusammen mit Vierkant auf den Kopf gestellt. Damals schon hatte Derya, deren deutscher Ehemann ermordet worden war, nicht mit Sympathiebezeugungen für ihn gegeizt. Später war er ihr als Kellnerin im Nockherberg erneut begegnet.
    Zeki fuhr sich mit den Händen durch das Gesicht und verbot sich, an Selma zu denken. Egal, was geschehen war, es war nun mal geschehen. Kismet, wie es treffend hieß. Da entdeckte er seine Kleidungsstücke auf einem altmodischen Herrendiener. Fein säuberlich gefaltet und aufgehängt. Eines der Taschentücher seiner Tagesration, das unbenutzt geblieben war, lag zu einem Dreieck gefaltet obenauf. Die zwei benutzten fehlten.
    Allah, flehte er, warum musst du es mir so schwermachen? Warum schickst du mir eine Frau, die mich begehrt und meine schmutzige Wäsche versorgt, ohne dass ich darum betteln muss? Selma hatte sich stets geweigert, zu bügeln und die Wäsche zu machen. Als einzigem Sohn seiner Mutter war es Zeki nicht vergönnt gewesen, diese Tätigkeiten zu erlernen. Erst als verheirateter Mann musste er sich zwangsweise mit häuslichen Notwendigkeiten vertraut machen. Darunter fielen unter anderem Bettenmachen, Putzen, Spülen und Kochen. Letzteres wurde ihm per Familienentscheid erlassen, als es für Selma und die Kinder unerträglich wurde, seine kulinarischen Eigenkreationen vorgesetzt zu bekommen. Bis auf Zitronenhuhn, das er als einziges Gericht zuzubereiten verstand.
    Als er die Bettdecke wegschob und seine Füße den flauschigen Teppich berührten, sah er zuallererst sein Geschlecht. Wo ist deine Unterhose?, fragte er sich. Auf dem Herrendiener konnte er sie nicht entdecken. Er versuchte, sich zu erinnern, ob er mit Derya geschlafen hatte. Die Vermutung lag nahe. Er war nackt. Um seinem Erinnerungsvermögen auf die Sprünge zu helfen, wischte er sich übers Gesicht. Doch die Erinnerung blieb aus. Wie oft hatte er mutmaßlichen Tätern unterstellt, vorzutäuschen, sich an nichts zu erinnern? Er nahm sich vor, mit derlei Unterstellungen vorsichtiger zu sein.
    Das Öffnen und Schließen einer Tür drang vom Flur in das Schlafzimmer. Kurz darauf folgte das Geräusch fließenden Wassers. Sie duscht, sagte er sich und versuchte, sich Derya nackt vorzustellen. Doch auch in der Hinsicht versagte die Erinnerung. Vor seinem geistigen Auge sah er sie in Arbeitskleidung, im Dirndl Maßkrüge tragen. Dann vermischte sich die Vorstellung mit irritierenden Bildern aus seinem Traum vom Vortag. Als wäre es real, sah er sich selbst vor der Duschkabine stehen, in der die Frau im blutroten Kleid den Kopf zur Brause hob. Rotgefärbtes Wasser plätscherte in Zeitlupe auf sie nieder. Mit jedem Tropfen verschwand ein winziges Stück ihres Körpers, bis sie ganz ausgelöscht und die Kabine leer war.
    Mit sonderbar gemischten Gefühlen lauschte er weiter den Wassergeräuschen. Schließlich raffte er sich auf und suchte unter der Decke nach seiner Unterhose. Er konnte sie nicht finden. Es musste ohne gehen, beschloss er notgedrungen. Ungelenk und mit zitternden Händen kleidete er sich an und verließ leise das Schlafzimmer.
    Auf dem Weg durch den Flur fiel

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