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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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und Tücher, er hat sich mit einem sündhaft teuren Türkendolch übers Ohr hauen lassen. Dann die Yerebatan-Zisterne und obendrauf zwei geschlagene Stunden Hagia Sophia. Gerade sitzen sie draußen im Café am Topkapi-Palast. Herr Kaymaz hat höchstpersönlich die Beschattung übernommen, ihm fehlen die Leute. Er bleibt noch eine halbe Stunde, dann muss er los. Sonst droht die Scheidung.«
    Jetzt verstand Demirbilek. Es musste schnell gehen. Der Stau am Abend in Istanbul war legendär. Gut gemacht, Mädchen, lobte er sie im Stillen. Dann stellte er den Trolley in den Fußraum der Vespa. »Ich fahre.«
    »Der Roller gehört einem Cousin. Bitte fahren Sie vorsichtig.«
    »Das Baby in deinem Bauch ist mein Enkelkind. Keine Sorge, ich fahre vorsichtig.«
    Jale lächelte vor Freude und hätte ihn am liebsten umarmt. Nur die Abmachung, Privates und Berufliches zu trennen, hinderte sie daran. Das eine Mal aber wollte sie sich nicht an die Abmachung halten.
    »Danke für den Anruf. Ich bin …«
    »Ich weiß«, unterbrach Demirbilek sie und setzte den Helm auf. Durch das Visier sah er sie liebevoll an. Jale konnte nicht erkennen, wie glücklich er über die Wahl seines Sohnes war.
    »Was wissen Sie?«, stutzte sie.
    »Du bist nicht krank, sondern schwanger.«
    »Sie sind ja ein Frauenversteher«, strahlte sie und schwang das Bein über die Sitzbank. So wie sie sich verhielt, war das Gespräch mit ihren Eltern gut verlaufen, oder aber sie hatte es noch nicht gewagt, dachte Demirbilek, kickte den Motor an und fuhr los.
    Die Stadtautobahn war hell erleuchtet, die Automassen bewegten sich mal, mal war Stillstand angesagt. Mit der Vespa kamen sie zügiger als die Autos durch den Abendverkehr, obwohl Demirbilek wenig Gas gab und dafür mehr bremste. Inmitten eines Überholmanövers klopfte Cengiz auf seinen Helm und deutete auf den Straßenrand. Demirbilek befürchtete, sie habe Probleme mit dem Sitzen. Er blinkte und hielt gleichzeitig den rechten Arm hinaus. Autos, Laster und Minibusse – die
dolmu
ş, die wie die dottergelben Taxis zum Stadtbild gehörten – schoben sich an ihnen vorbei. Einige in der Blechlawine hupten. Als Demirbilek zum Stillstand gekommen war und den Helm abgenommen hatte, reichte ihm Cengiz ihr Telefon.
    »Selim
Bey.
«
    Demirbilek übernahm. »Selim
Bey. Bayramınız kutlu olsun.
« Erst einmal zum Feiertag alles Gute wünschen, egal, wie eilig es war, dachte Demirbilek. Dann hörte er eine geschlagene Minute zu, fragte immer wieder nach, um wegen des Lärms nichts falsch zu verstehen. Danach reichte er Cengiz das Telefon zurück. Seine Gesichtszüge waren nachdenklich.
    »Was ist?«, fragte sie besorgt.
    »Sie haben sich gestritten.«
    »Zeil und Dietl?«
    »Ja. Sie hat ihm im Café eine Ohrfeige gegeben, dann eine Weinflasche über den Kopf gezogen. Als sie mit der Gabel auf ihn einstechen wollte, ist Selim dazwischengegangen. Zeil ist in dem Aufruhr verschwunden.«
    »
Sie
hat ihn angegriffen?«
    »Ja.«
    »Und
er
hat sich das gefallen lassen?«
    »Scheint so gewesen zu sein. Dietl hat eine Platzwunde am Kopf. Nicht schlimm, meint Selim.«
    »Wo ist er jetzt?«
    »Selim hat sich nicht als Polizist zu erkennen gegeben. Ein kluger Mann. Dietl ist auf die Toilette. Dummerweise hat er ihn aus den Augen verloren.«
    »Und jetzt?«
    »Weißt du nicht, in welchem Hotel sie sind?«
    »Doch, natürlich. Eine Luxusabsteige in Beyoğlu.«
    »Irgendwann werden sie ja wohl ihr Gepäck holen oder schlafen gehen.«
    »Nach dem Streit?«, meinte Cengiz ungläubig.
    Demirbilek antwortete nicht. Er startete den Motorroller und fädelte wieder in den dichten Verkehr ein.

67
    I n München genoss das Wein- und Bierlokal Bei Rosie einen guten Ruf. Leipold und Vierkant betraten das Lokal. Eine verwegene bayerisch-nordische Kapelle, bestehend aus Quetsche und Trompete, spielte für die Gäste auf. Die Frau in Lederdirndl saß auf einem Klappstuhl, der Mann mit angeklebtem Kinnbart stand im Matrosenoutfit neben ihr. Das komische Paar spielte abwechselnd urbayerische Volkslieder und Hamburger Seemannsgassenhauer. Die Gäste hatten in Plastikfolie eingeschweißte Liedtexte neben den alkoholischen Getränken liegen. Hemmungslos holten sie alles aus ihren Stimmen heraus. Die Lokaltür stand weit offen, damit Zigarettenrauch von der Schar paffender Gäste in das vollbesetzte Lokal ziehen konnte.
    Auf einem Barhocker an der Zapfanlage entdeckten Vierkant und Leipold den Mann, den sie suchten. Florian Dietls Vater nippte mit

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