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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Spätestens in ein paar Tagen bin ich wieder zu Hause in München.«

66
    E inige Stunden später am Flughafen Istanbul langweilte sich Demirbilek in der Warteschlange. In der Hand hielt er seinen deutschen Reisepass, direkt vor ihm übte sich ein älteres Touristenpaar in Geduld. Das dröhnende Stimmengewirr der Menschen, die durch den mehrfach gewundenen Gang aus Plastikbändern in der Ankunftshalle geleitet wurden, setzte ihm zu. Er hatte gehofft, Kaymaz würde ihn abholen und damit das nervige Prozedere ersparen. Doch wegen der Feierlichkeiten war die Personaldecke dünn – wie in München zur Weihnachtszeit.
    Demirbilek machte zwei Schritte vor. Viele der Einreisenden um ihn herum schienen wie er türkischer Herkunft, aber nicht im Besitz eines türkischen Passes zu sein. Vor den Passkontrollhäuschen der Inländer herrschte kein Andrang. Der Kommissar aus München dachte an den Ort Burdur, wo er nach der Beendigung der bayerischen Polizeischule seinen türkischen Grundwehrdienst abgeleistet hatte. Zu der Zeit, mit zwanzig Jahren, war er Staatsbürger seines Herkunftslandes gewesen und musste für die Polizeiausbildung eine Ausnahmeregelung erwirken. Damals nutzten im Ausland lebende Arbeitnehmer das Angebot eines achtundzwanzig Tage kurzen Wehrdienstes, um ihre Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis nicht zu verlieren. Hätten sie die volle militärische Ausbildung absolviert, wäre eine Rückreise in die Arbeitgeberländer nicht mehr möglich gewesen. In der Spezialkaserne in Burdur lernte er Landsmänner aus Deutschland, Italien, Frankreich, Holland, aber auch aus Mexiko, Japan, Neuseeland und den USA kennen. Es war sein Vater gewesen, der auf die Erfüllung seiner Vaterlandspflicht bestanden hatte – selbst wenn es die abgespeckte Variante war, mehr Schongang als knallharte Militärausbildung in der regulären Armee. Einige Monate danach beantragte Demirbilek, ohne seine Eltern zu informieren, die deutsche Staatsbürgerschaft. Schließlich, sagte er sich in seiner damals schon pragmatischen Art, war er im Begriff, deutscher Polizeibeamter zu werden. Nach einem Jahr Wartezeit war es so weit. Schweren Herzens entwertete er vor den Augen des Beamten im Generalkonsulat seinen Reisepass mit dem Foto, das ihn als Zwölfjährigen mit dem ersten Bartflaum zeigte. Damit war er offiziell kein Türke mehr. Wäre es ihm gestattet gewesen, seinem Herzen zu folgen, wäre er Deutscher geworden und gleichzeitig Türke geblieben. Das Einbürgerungsgesetz hatte dazu jedoch eine klare Regelung: entweder oder.
    Dem Kommissar dämmerte, so in Gedanken versunken, nur allmählich, welcher Name über die Lautsprecheranlage durchgegeben wurde. Beim ersten bewussten Hören brachte er trotz perfekter Aussprache den ausgerufenen Namen nicht mit sich selbst in Verbindung. Beim zweiten Mal nahm er den Trolley und verließ die Schlange, um einen Sicherheitsbeamten der Flughafenpolizei zu treffen.
    Der Mann kontrollierte gewissenhaft seinen deutschen Ausweis und führte ihn an der Schlange vorbei durch die Kontrolle. Eingedeckt mit der Information, abgeholt zu werden, durchquerte er das Flughafengebäude. An der Taxischlange vor dem Hauptausgang hielt er inne, um nach dem Abholer Ausschau zu halten. Vielleicht hatte Kaymaz doch jemanden aus seiner Mannschaft abkommandiert.
    »Herr Demirbilek. Hier! Kommen Sie! Hier drüben!«
    Er kniff die Augen zusammen und sah Jale Cengiz’ auf und ab hüpfenden Kopf auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die versuchte, über die wartenden Taxis zu blicken. Sie musste sich anstrengen, um mit ihrer Stimme den Autolärm zu übertönen.
    Sie begrüßten sich mit zwei Wangenküssen.
    »Sie haben Ihr Handy nicht an. Haben Sie das Band nicht abgehört?«
    »Warum holst du mich nicht drinnen ab?«
    »Ich habe blöderweise das Schloss vergessen.«
    Skeptisch musterte Demirbilek den alten Motorroller, auf dessen Sitzbank zwei vorsintflutliche Helme bereitlagen. Er hatte vor dem Abflug Jale über den aktuellen Stand der Ermittlungen informiert und sie offiziell wieder in Dienst gestellt. Warum also die Vespa und kein vernünftiges Auto?
    »Ich setze mich ganz sicher nicht auf das Ding da«, machte Demirbilek klar.
    »Selim
Bey
wartet. Er hat großen Ärger wegen des Ansuchens. Die Anträge der Staatsanwaltschaft sind noch nicht genehmigt. Dauert alles doppelt so lange wegen
Bayram.
«
    »Verstehe. Was ist mit Zeil und Dietl?«
    »Volles Touriprogramm. Erst waren sie im Großen Bazar shoppen. Sie Silberarmreife

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