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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Fressbarem. Er scheuchte sie mit einem Fußtritt davon, in Gedanken bei Karin und wie er sie dazu bringen konnte, mit ihm ein letztes Mal ins Bett zu gehen, bevor er ihr endgültig den Laufpass gab. Warum nicht, feuerte er sich an, sie war es ihm schuldig.
    Er hieß die wohlige Erregung willkommen, beschleunigte seinen Schritt, als er einen Schlag auf dem Hinterkopf spürte und nach vorne sank. Die Knie schmerzten bei dem Aufprall auf das Kopfsteinpflaster. Noch hatte er nicht begriffen, was geschehen war. Erst als er von hinten niedergedrückt wurde und jemand an seiner Umhängetasche zerrte, setzte er sich zur Wehr. Er trat gegen die zwei Angreifer, die ihrerseits mit Tritten und Faustschlägen auf ihn einprügelten, bis er seine Gegenwehr aufgab.
    Einer der Angreifer öffnete seine Umhängetasche und fand neben den Wertsachen den im Großen Bazar erstandenen Dolch. Als Dietl plötzlich mit den Füßen losschlug und sich aufzurappeln versuchte, versetzte der Dieb ihm einen Stich in die Seite. In etwa auf gleicher Höhe, wo Manuela Weigl den Elektroschocker angesetzt hatte. Danach liefen die beiden Angreifer weg.
    Florian Dietl blieb regungslos am Boden liegen. Aus dem Augenwinkel sah er, wie Blut sein kurzärmliges Hemd durchtränkte. Dann verlor er die Besinnung. Er bemerkte nicht mehr, wie die streunende Katze zurückkehrte und mit ihrer rauhen Zunge sein Gesicht abschleckte.

70
    W ie viel?«, schrie Demirbilek entgeistert auf. Der irrwitzige Preis für eine Übernachtung in Karin Zeils osmanischer Luxusabsteige machte ihm Sorgen. Dennoch händigte er seine Kreditkarte aus und bat Allah um Beistand, damit Weniger die Reisekostenabrechnung unterzeichnete. Nach dem Vorfall mit dem Taschendieb hatten sie nach Zeil gesucht und schließlich erfahren, dass sie auf ihrem Zimmer war. Sie nahm weder den Hörer ab, noch reagierte sie auf das Klopfen. Der Hotelmanager weigerte sich, ihnen Zugang zu verschaffen.
    »Was machen wir?«, fragte Cengiz, die in seine Pläne nicht eingeweiht war.
    »Wir sprechen sie.«
    Cengiz verdrehte die Augen. »Sie muss nicht mit uns sprechen.«
    »Aber sie wird es«, sagte Demirbilek voller Überzeugung. »Du übernimmst die erste Wache vor ihrem Zimmer. Noch mal entwischt sie uns nicht.« Bevor sie einen Einwand äußern konnte, schob er hinterher: »Ruf deine Eltern an und sag, dass du heute Nacht arbeiten musst.«
    Dann verabschiedete er sich und verließ das Hotel. Unterwegs, um Roller und Trolley auszulösen, fühlte er, wie elendig müde er war. Die letzten zwei Nächte hatte er nicht gut geschlafen, dazu das ganztägige Fasten, ohne vorher gegessen und getrunken zu haben. Er sehnte sich nach einer Auszeit. Nach etwas Ruhe.
    An der Querstraße, die er von der Istiklal abbiegen musste, tauchte Selim Kaymaz auf. Er war etwas größer und älter als Demirbilek und trug einen hellen Sommeranzug. Sein Haarschnitt war akkurat, seine Augenbrauen noch wuchtiger als seine eigenen. Demirbilek freute sich, den türkischen Kollegen zu sehen, der angerufen hatte, um ihn zu sprechen. Er begrüßte ihn mit zwei Wangenküssen. Gemeinsam setzten sie den Weg fort. Beide waren in Gedanken, beide fragten sich, wo Florian Dietl abgeblieben sein konnte. Es wurde bald halb zwei Uhr.
    »Ich habe die Leute im Café vom Nachbartisch befragt, ob sie was von dem Streit aufgeschnappt haben. Es waren türkische Touristen aus dem Ruhrpott«, plauderte Kaymaz bei dem nächtlichen Spaziergang und stopfte dabei mit zwei Fingern eine handliche Meerschaumpfeife.
    Demirbilek geduldete sich, bis er damit fertig war.
    »Wenn ich die Touristen richtig verstanden habe, hat sie ihm eine Art Heiratsantrag gemacht.«
    Demirbilek blieb stehen. Kaymaz steckte die Pfeife in den Mund und kontrollierte den Durchzug.
    »Und ihm dann eine Ohrfeige gegeben?«, fragte Demirbilek verwirrt.
    »Und ihm die Weinflasche über den Schädel gezogen. Teurer Wein, übrigens. Eine ungewöhnlich aufbrausende Frau. Alles konnten die Zeugen nicht verstehen, obwohl sie laut wurde. Klang nach klassischem Ehestreit. Sie habe alles für ihn aufgegeben, um mit ihm zusammen zu sein, und so weiter. Verschmähte Liebe.«
    Beide sahen sich nachdenklich an.
    »Nichts weiter?«, fragte Demirbilek.
    »Doch. Bevor sie mit der Gabel ausgeholt hat, hat er ihr prophezeit, dass sie sich irgendwann nicht mehr erinnern würde, wer er ist.«
    Kaymaz zündete seine Pfeife an und zog mehrmals kräftig daran. Demirbilek sah ihm fasziniert zu und überlegte, ob so eine

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