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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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herbei. Lieber mit allen untergehen als das Antlitz der schönsten Stadt der Welt denjenigen überlassen, die es sich leisten konnten.
    »Da ist sie!«, rief Cengiz plötzlich.
    Demirbilek drehte ruckartig den Kopf. Karin Zeil schlenderte in aller Ruhe die Istiklal Caddesi entlang.
    »Hast du Lira? Ich habe vergessen, zu wechseln.«
    »Was machen wir?«
    »Wir überraschen sie, komm«, befahl der Kommissar und ging los.
    Jale brauchte einen Moment, um das Geld auf den Tisch zu legen. Da bahnte sich Demirbilek schon den Weg quer durch die Menschentraube. Nach einigen Metern hörte er sein Handy klingeln, er ignorierte es, um Zeil nicht aus den Augen zu verlieren. Als er jedoch eine Hand an seiner Sakkotasche spürte, rief er sich ins Gedächtnis, in Istanbul zu sein. Daraufhin drehte er sich blitzschnell von Zeil weg, um dem Taschendieb, der ihn gerade bestohlen hatte, nachzujagen. Jale hatte den Dieb beobachtet und versperrte dem Flüchtenden den Weg zu einer der Seitengassen. Unter den neugierigen Augen der Umstehenden versetzte sie dem Mann einen Tritt in die Weichteile. Nach dem Schlag fiel der Geldbeutel ihres Chefs zu Boden. Gleichzeitig bückten sich beide danach und knallten dabei mit den Köpfen aufeinander. Zum Glück für den Taschendieb. Er bekam die Gelegenheit zur Flucht und nutzte sie elegant wie ein Parcoursläufer.
    Aus einiger Entfernung wurde Karin Zeil auf den Trubel aufmerksam und näherte sich dem Spektakel. Ihr amüsiertes Gesicht verfinsterte sich, als ihr klarwurde, dass der türkische Kommissar und seine Kollegin der Grund für den Aufruhr waren. Sie sind uns gefolgt, stellte sie entsetzt fest und fragte sich, was sie tun sollte. Flüchten wie der Taschendieb? Doch wo sollte sie hin? Auch wenn sie Istanbul ins Herz geschlossen hatte, war sie fremd in der Stadt.

69
    F lorian Dietl war nach dem Streit mit seiner Geliebten im Café am Topkapi-Palast zu Fuß davongeeilt. Er fuhr mit der Metro – der Istanbuler U-Bahn – bis zum Taksim-Platz und fand in einer Seitenstraße ein Lokal. Dort setzte er sich an den einzigen freien Tisch der
Meyhane.
In dem traditionell türkischen Lokal, radebrechte der Kellner auf Deutsch, serviere man diverse kleine Gerichte und trinke dazu Alkohol in Form von Efes, Wein oder Rakı. So bestellte Dietl
dolma
und
köfte,
die türkische Fleischpflanzerl-Variante, dazu ein großes Bier und eine kleine Flasche Anisschnaps.
    Es dauerte nicht lange, bis an seinen Tisch neue Gäste gesetzt wurden und sich ein geselliger Abend entwickelte. Karin Zeil rückte in weite Ferne. Der Biermanager aß und trank und erzählte den Touristen aus Holland von seiner neuen Aufgabe in Dubai, die darin bestand, in dem muslimischen Land eine Brauerei zu errichten. Die skeptischen Bemerkungen seiner Tischnachbarn entkräftete er mit dem Hinweis, zunächst alkoholfreies Bier zu produzieren. Nach zwei Jahren, so seine Vision, würde er in der hochmodernen Anlage Champagnerbier herstellen. Jumboflaschen hatte er im Sinn. Luxusbier vom Feinsten für die Ölscheichs.
    Es war nach zwei Uhr morgens, als er sich mit innigen Umarmungen von den Holländern verabschiedete und die warme Nachtluft einatmete. Die Wunde an seinem Kopf, die er Zeil verdankte, machte sich plötzlich bemerkbar. Unweigerlich musste er an sie denken. An die Frau, die einunddreißig Jahre älter war als er, mit der er als junger Mann im Bett gewesen war und die er als alternde Frau wiedergetroffen hatte. Er hatte mit ihr eine aufregende und kostspielige Affäre gehabt. Mit dem gewalttätigen Ausrasten bei ihrem ersten ernstzunehmenden Streit hatte sie ihr wahres Gesicht gezeigt und sich alles verdorben. Damit, entschied er, war das Kapitel Karin Zeil in seinem Leben endgültig beendet. Angetrunken jubelte er mit hochgestreckten Armen über die reinigende Wirkung des Rakıs, der ihm auf wundersame Weise die Augen geöffnet hatte. Mit achtzehn Jahren, als es schon einmal zu Ende gegangen war, hatte er über ein Jahr gebraucht, um über sie hinwegzukommen. Nein, sagte er sich, dieses Mal nicht. Genau betrachtet, hatte sie in Dubai nichts verloren. Was sollte er mit einer alten Frau an seiner Seite? Sie würde ihn über kurz oder lang in seiner Entfaltung stören, würde gebrechlich und dement werden, würde ihm von seiner kostbaren Lebenszeit rauben.
    Im Glauben, den richtigen Weg zum Hotel einzuschlagen, bog er in eine der steilen Gassen ein. Plötzlich wurde es dunkel, eine miauende Katze kreuzte seinen Weg auf der Suche nach

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