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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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war dem alten Mann herausgerutscht. Er schnalzte die Lippen, als könnte er es ungeschehen machen.
    »Wann war das?« Vierkant war mehr als verwundert.
    »Ist viele Jahre her.«
    Die Beamtin verkniff es sich, nachzubohren, da ihr der alte Mann in Erinnerungen zu schwelgen schien.
    »Er soll sich eine nehmen, die zu ihm passt. Eine in seinem Alter. Der kann er wenigstens ein Kind machen«, meinte er mit Nachdruck. Dann wackelte er mit dem Kopf und zuckte mit den Schultern, als würde er mit sich selbst sprechen. »Das ist bestimmt etwas Psychologisches. Mutterersatz. So was in der Art. Das Verzwickte ist ja, die Karin sieht meiner Christa ähnlich. Meinst du, dass so was daher kommt?«
    Da Vierkant keine Antwort darauf parat hatte, machte er Anstalten, in das Lokal zurückzugehen.
    Vierkant stellte sich ihm in den Weg. »Komm, Hannes, sprich schon.«
    »Lässt du mich dann in Ruhe wieder mein Bier trinken?«
    »In Ruhe? Da drinnen?«, fragte Vierkant spöttisch. Der mehrstimmige Chor der Kneipengäste drang bis auf die Straße.
    »Ich höre das Gedudel gar nicht. Bin wegen der Kellnerin da.« Er zwinkerte wie ein Gentleman in den besten Tagen.
    »Also?«, forderte ihn Vierkant auf.
    Hannes Dietl brauchte eine Zeit, bis er die richtigen Worte im Kopf zusammengesucht hatte. Vierkant befürchtete, er würde eine weitere Zigarette abschlecken und anzünden. Stattdessen rieb er sich das Kinn. Der alte Mann überlegte offenbar, was er preiszugeben bereit war. Er schien Vertrauen zu Vierkant gefasst zu haben, die nicht drängte, sondern interessiert nachfragte.
    »Ich sag nur so viel. Der Flori hat seine Mutter, meine Christa, früh verloren. Er war ja immer schon ein hübscher Bub, hatte ständig irgendeine Freundin. Hat aber nie lange gehalten bei ihm. Man hätte glauben können, er macht sich ein Spiel daraus. Eine aufreißen, ein paar Wochen glückliches Paar spielen und servus. Viele Jahre nach Christas Tod hatte ich endlich wieder eine Fesche, was fürs Herz und was fürs Bett. Ist nicht einfach, als Hopfenbauer eine zu finden. Sie war natürlich in meinem Alter. Ist ja logisch, oder? Flori war da gerade in der Lehre bei mir, er wird achtzehn gewesen sein. Kurzum, ich habe meinen Sohn mit meiner eigenen Freundin im Bett erwischt. Sie war damals Anfang fünfzig. Ich habe ihn aus dem Bett gezerrt und verdroschen, bis er zurückgeschlagen hat.« Er riss den Mund auf und streckte den Zeigefinger hinein, um die Wange zur Seite zu schieben. »Zwei Zähne habe ich verloren. Und sie hat gelacht dabei.«
    »Damals, das war Karin Zeil?«, vermutete Vierkant.
    Der alte Hopfenbauer nickte.
    »War sie zu der Zeit nicht verheiratet?«
    »Na und?«, fragte er zurück.
    »Sie war verheiratet«, wiederholte die Beamtin.
    »Stimmt schon. Karins Mann hat damals noch gelebt. Lief aber beschissen bei den beiden. Meistens waren wir bei mir.«
    »Flori hat sich in sie verliebt. Oder war es andersherum?«
    »Er war achtzehn! Der hat doch gar nicht gewusst, was Liebe ist. Ich habe ihm gesagt, ich werfe ihn raus, wenn er keine Ruhe gibt mit ihr. Die Karin war damals nicht für ihn richtig und ist es heute erst recht nicht. Sie wird ihn wieder fertigmachen.«
    »Wie fertigmachen?«
    »Psychologisch, meine ich. Der Flori war ja völlig vernarrt in sie. Hat ihr heimlich Liebesbriefe geschrieben, Fotos gemacht. Wie besessen war er. War ständig krank oder im Vollrausch. Ein halber Kasten Bier zum Frühstück. Mit achtzehn!« Er lachte verächtlich auf. »Flori wollte sogar eine Biersorte nach ihr benennen. Der Depp. Gott sei Dank hat sie dann dem Treiben ein Ende bereitet. Hat bestimmt ein Jahr gedauert, bis er sich gefangen hat.«
    Eine Gruppe Raucher trat aus dem Lokal. Beide blickten durch die offene Tür. Kommissar Leipold intonierte mit einem Weißbierglas in der Hand
Kein schöner Land.
    Dietl sammelte Speichel im Mund und schluckte hinunter, bevor er weitersprach. »Und jetzt sage ich dir was, dann gehe ich in die Wirtschaft zurück und trink mein Bier und danach noch eins.« Er machte eine Pause. »Ich sage: Die Karin ist ein durchtriebenes Weibsbild, sie ist skrupellos und im Bund mit dem Teufel. Sie ist nie älter als fünfunddreißig geworden. Die ist zu allem fähig. Wenn jemand schuldig ist, dann sie. Mein Flori ist nur ein dummer Bub, der das alte Weib abgöttisch liebt. Der Depp.«
    Dann setzte sich Dietl in Bewegung, Vierkant wollte den Hopfenbauer abermals aufhalten, doch diesmal schob er sie zur Seite. Sein frisch gezapftes Bier

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