Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
polizeilichen Restverdacht, sah sich jedoch juristisch nicht in der Lage, die Einsichtnahme ihres Kontos zu genehmigen. Es fehlten handfeste Verdachtsmomente. Darüber hinaus hatte Vierkant das Protokoll von Hannes Dietls Vernehmung per Mail geschickt.
»Ich will angerufen werden, sag ihr das!«, ärgerte sich Demirbilek.
»Hat sie doch. Gestern Nacht. Kurz bevor …«
»Ach so«, meinte Demirbilek nur. Der Anruf, bevor der Taschendieb zuschlug.
»Das heißt im Klartext, wir können Karin Zeil nichts nachweisen. Weder, was den Betrug, noch, was die Morde betrifft«, resümierte Cengiz zum Abschluss.
»Ist mir klar«, erwiderte Demirbilek ungehalten und stand auf. »Bestell dir noch einen Kaffee.«
»Und Sie?«, wunderte sich Cengiz.
»Ich bin gleich wieder zurück«, sagte er noch und verschwand aus dem Frühstücksraum.
Kurz darauf befand er sich im Gang zu Zeils Zimmer. Die beiden Fahnder spielten gerade
tavla.
»Und?«
»Sie ist nicht herausgekommen«, antwortete der eine, der andere gähnte müde.
»Gut. Geht jetzt frühstücken, Jale sitzt unten«, wies er die zwei Fahnder an und wartete, bis sie nicht mehr zu sehen waren.
Umgehend erschien der Zimmerjunge. Er hatte ihn zuvor in ein Gespräch über Fußball verwickelt und über eine Andeutung, seine Tochter zu verdächtigen, mit einem heimlichen Freund im Zimmer zu sein, dazu bewegen können, ihm zu helfen. Demirbilek deutete auf Zeils Tür und streckte ihm die Hand mit dem versprochenen Trinkgeld entgegen.
73
K arin Zeil war nirgends zu sehen. Nur der Duft eines Parfüms hing in der Luft. Demirbilek schloss leise die Tür und vergewisserte sich, ob es eine Durchgangstür gab, durch die sie über ein anderes Zimmer hätte verschwinden können. Doch diese existierte nicht. Die Suite bestand aus einem großen Raum mit einem plüschig gestalteten Bett darin; eine offenstehende Tür gab die Sicht auf einen Salon mit Sitzecke und einer Hi-Fi-Anlage und Fernsehtruhe frei.
»Frau Zeil?«, rief er in den Nebenraum. Eine Antwort blieb aus. Zunächst. Dann hörte er sie doch.
»Hier, Herr Kommissar!«, meldete sich Zeil aus dem Badezimmer. Ohne Verwunderung.
»Verzeihen Sie die Störung, Frau Zeil«, entschuldigte er sich halbherzig. Da sie keine Erklärung für sein Eindringen verlangte, verzichtete er darauf.
»Wo bleiben Sie? Kommen Sie ruhig. Ich beiße schon nicht!«, rief sie.
»Ich muss Sie nicht sehen, um mit Ihnen zu reden«, erwiderte er und setzte sich in den Sessel.
»Wie Sie wollen.«
»Frau Zeil«, setzte Demirbilek an, überlegte dann kurz und erhob sich abrupt. »Ich komme nun doch. Bitte ziehen Sie sich etwas über, falls Sie nackt sein sollten. In Ordnung?«
»Kommen Sie schon endlich!«, forderte sie ihn entnervt auf.
Daraufhin machte er die paar Schritte zur angelehnten Badezimmertür und trat ein. Sie lag vollkommen mit Wasser bedeckt in der gusseisernen Badewanne. Eine durchsichtige Duschhaube auf dem Kopf. Sie lächelte.
»Ich wundere mich, dass Sie gestern Nacht nicht die Tür eingetreten haben. Ich mag Männer, die wissen, was sie wollen«, sagte sie verschwörerisch, als wäre der Kommissar ein heimlicher Liebhaber.
Er scherte sich nicht um ihren Unterton. »Warum sind Sie nicht in Antalya?«, fragte er stattdessen.
»Florian musste kurzfristig nach Istanbul. Da habe ich mich entschlossen, ihn zu begleiten«, erklärte sie, »Sie wissen doch, wie sehr ich Ihre Heimatstadt liebe.«
Die Antwort kam ohne irgendein Zögern. Sie log gut, fand Demirbilek, wesentlich besser als der verunglückte Braumeisterlehrling.
»Und wo ist Herr Dietl jetzt?«
»Wir haben uns gestritten. Ich habe keine Ahnung, wo er steckt. Aber wissen Sie das nicht alles schon?«
»Frau Zeil, hören Sie auf, mit mir irgendwelche Spielchen zu treiben. Ich ermittle in zwei Mordfällen.«
»Das weiß ich«, bestätigte sie. Dann erhob sie sich ohne Vorwarnung aus der Wanne.
Demirbilek drehte sich zwar sofort um, war aber nicht schnell genug, sie für einen Augenblick nackt sehen zu müssen.
»Florian und ich haben Schluss gemacht. Er ist einfach zu jung für mich, wissen Sie.« Sie griff nach dem Bademantel und schlüpfte hinein.
»Das interessiert mich herzlich wenig, Frau Zeil. Ziehen Sie sich bitte an, und lassen Sie uns reden.«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen. Ich habe eine Verabredung«, sagte sie mit gespieltem Bedauern und blieb vor ihm stehen. »Haben Sie nicht schon genug gesehen?«
»Wie meinen Sie das?«
Die Frau wollte ihm mit
Weitere Kostenlose Bücher