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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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bereit für den bevorstehenden Tag.
    »Wollen Sie sich hinlegen?«, fragte sie. Ihre eigene Schicht war kurz ausgefallen. Sie hatte einigermaßen genügend Schlaf bekommen.
    »Ich dusche nur. Irgendetwas von Dietl gehört?«
    »Nein. Wir haben Autovermietungen und Flughäfen überprüft. In einem staatlichen Krankenhaus ist er auch nicht. Er könnte eine Zugfahrkarte gelöst oder ein Schiff genommen haben«, erklärte sie.
    »Gut. Warte unten auf mich. Wir frühstücken zusammen.«
    Cengiz holte ihre Handtasche.
    »Hast du mit deinen Eltern gesprochen?«, fragte er beiläufig und musterte das plüschig eingerichtete Hotelzimmer. Osmanisch. Überbordend. Zu viel Rot.
    »Heute Abend«, versprach sie schnell. »Ich drucke im Businesscenter ein paar Seiten für Sie aus.« Dann verließ sie das Zimmer.

72
    E s kostete ihn eine Menge Überwindung, den Regler von warm auf kalt umzustellen. Der unfreiwillige Schrei, den der Aufprall des eiskalten Wassers auf seinen Körper auslöste, hallte durch das Badezimmer. Danach stellte er auf eine angenehme Temperatur zurück. Der Schrecken tat ihm gut. Während des Duschens dachte Demirbilek nach, ob er wohl Zeit finden würde, Selma einen Überraschungsbesuch abzustatten. Er musste es auf alle Fälle versuchen, auch wenn nicht abzusehen war, wie der Tag verlaufen würde – zu viele Unwägbarkeiten. Das Geräusch des plätschernden Wassers weckte eine weitere Sorge in ihm. Das verschämte Gefühl, wie er sich aus Deryas Wohnung geschlichen hatte, passte nicht zu seinem Selbstverständnis. Er musste sich entschuldigen, in irgendeiner Weise. Abhängig davon, ob er mit ihr geschlafen hatte oder nicht. Er wollte sie fragen. Direkt und ohne Umschweife. Wie bei einem Verhör, stellte er sich vor. Zufrieden mit der gedanklichen Lösung eines Problems, tauchte ein weiteres auf. Der Atem stockte ihm. Sybille! Er war mit der Gerichtsmedizinerin zum Abendessen verabredet. Da er nach der Nacht bei Derya sich selbst nicht mehr über den Weg traute, entschied er, die Verabredung abzusagen. Am besten sofort. Vielleicht hatte er Glück, und sie ging nicht ans Telefon. Um den Vorsatz sofort in die Tat umzusetzen, drehte er das Wasser ab und erledigte den Anruf gleich im Badezimmer. Das Wasser tropfte an ihm herab auf den gekachelten Boden, während er mit feuchten Fingern Ferners Nummer wählte. Der Anrufbeantworter stellte keine Fragen, als er mit freundlich-bestimmter Stimme sagte, er sei verhindert. Ein Verschieben des Rendezvous erwähnte er nicht.
    Gerade als er sich angezogen hatte, klopfte es an der Tür. Der Roomservice, vermutete er und öffnete, um das Zimmermädchen hereinzulassen. Zu seiner Verwunderung war es aber ein junger Mann, der freundlich grüßte.
    »Entschuldigen Sie, ich dachte, es ist niemand da. Ich komme später wieder«, erklärte er.
    »Kommen Sie nur herein«, forderte ihn Demirbilek auf, »ich gehe gleich. Fangen Sie ruhig schon an.«
    Mit einem Kopfschütteln ließ er ihn seine Arbeit verrichten und knöpfte sein Hemd zu. Da fiel sein Blick auf die Schlüsselkarte, die die Putzkraft achtlos auf dem Reinigungswagen liegengelassen hatte. Er spielte mit dem Gedanken, sie sich auszuleihen, entschied sich aber dann doch dagegen.
     
    Eine halbe Stunde später saß er munter und aufgeräumt mit Cengiz in dem ballsaalähnlichen Frühstücksraum des Hotels und lauschte bei einem herzhaften Omelett Jales Ausführungen über den Ermittlungsstand in München.
    Der Istanbuler 24 -Stunden-Büroservice, der auch das Spezialmalz vom Bodensee vertrieb, machte im Auftrag internationaler Kunden Geschäfte am Rande der Legalität. Das Wirtschaftsdezernat war ebenfalls fündig geworden, was die Mälzerei betraf, die die minderwertige Gerste herstellte. Ein Biosiegel wäre dem französischen Industriebetrieb sicher nie erteilt worden. Doch wie diese agierte auch die Fair-Trade-Organisation im Rahmen juristisch halbseidener Möglichkeiten. Beide Firmen setzten sich aus einem Geflecht von Subunternehmen zusammen, die auf Basis von EU -Richtlinien bilaterale Abkommen untereinander unterhielten. Alle an diesem Konstrukt beteiligten Firmen zahlten in ihren Ländern Steuern, wenn auch lächerlich wenig. Die Untersuchung der Unterlagen der Mingabräu, fasste Cengiz weiter zusammen, brachte keinen Nachweis einer Beteiligung von Karin Zeil oder eines anderen Mitarbeiters zutage. Der Staatsanwalt sprach in einer Eiluntersuchung zwar bei der Assistentin der Geschäftsleitung von einem

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