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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Aron und warf die Motoren an. »Haltet euch fest.«
    Er drehte das Boot in Richtung der Wellen und drückte den Gashebel nach vorne. Der Bug hob sich, und Marcel wurde gegen den Schlauch geworfen. Er ahnte, dass diese zwei Seemeilen nichts mit der vergleichsweise ruhigen Fahrt aufs offene Meer zu tun haben würden. Auf einmal zeigten die dicken Motoren des kleinen Boots, was sie zu leisten im Stande waren, und das Zodiac jagte über die Wellen bis zum Kamm hinauf und stand danach für einen Moment in der Luft, bis es wieder auf die Wasseroberfläche knallte. Plötzlich packte Yael ihn am Ärmel seiner Jacke und deutete über die Gischt, die das Boot hinter sich herzog. Am Himmel sah er einen kleinen weißen Punkt, der in einiger Entfernung schräg auf sie zuzufliegen schien: ein Flugzeug. Hektisch setzte Marcel das Fernglas an und starrte durch das Okular in die Nacht. Er glaubte, seitlich des Lichtpunkts Motoren und eine breite Tragfläche zu erkennen.
    »Ein Propellerflugzeug!«, rief er, um den Lärm der Motoren zu übertönen.
    »Cara!«, schrie Aron. Hebräisch aber universell verständlich für einen derben Fluch. »Woher wissen die, dass wir hier sind?« Aron presste den Gashebel noch ein Stück weiter nach vorne, die Motoren kreischten, und das Boot machte einen Satz. Der Israeli bedeutete Marcel, nach vorne zu kommen und ihm das Funkgerät und das GPS abzunehmen. Wahnsinn, dachte Marcel, als er nach einem Seil griff, das fest mit dem Zodiac verzurrt war. Schwankend hangelte er sich auf dem von der Gischt nassen und halb gefrorenen Boden zum Führerstand. Er griff nach beiden Geräten mit der rechten Hand und stolperte zurück auf seinen Platz an der Seitenwand. Mittlerweile war das Flugzeug schon zu hören, und es kam näher. Trotzdem war es nicht gesagt, dass es hinter ihnen her war, hoffte Marcel zumindest. Vielleicht flog es einfach ein Routinesuchmuster vor der Küste, und es handelte sich gar nicht um Anatolis Leute, sondern um einen Zufall. Trotzdem war es natürlich nicht gerade ein willkommener Gast in ihrer Lage. Was würde ein sowjetischer Militäraufklärer tun, wenn er ein Schlauchboot beobachtete, das nur von der russischen Küste kommen konnte und das auf hoher See ein Rendezvous mit einem potenziell feindlichen U-Boot hatte? Es würde sie für Spione halten, was sie ja genau genommen auch waren – zumindest Yael und Aron. Würden sie das Feuer eröffnen? Auszuschließen war es nicht. Er aktivierte das Display des GPS-Geräts, Aron hatte ihm erklärt, wie es funktionierte. Es zeigte sowohl ihre aktuelle als auch ihre Zielposition.
    »Wie weit noch?«, schrie Aron durch einen dicken Schwall Wasser, der ihn trotz der Scheibe im Gesicht traf.
    »Gleich da«, rief Marcel zurück, als er keine zweihundert Meter vor ihnen eine sonderbare Bewegung im Wasser wahrnahm. Wie der gebogene Rücken eines Wals ragte zunächst der Turm des U-Boots aus dem Wasser, mattschwarzes Metall, das er in der Dunkelheit kaum erkannt hätte, wenn er beim Auftauchen nicht Wasser verdrängt hätte, das hellweiß aufschäumte. Es war viel größer, als Marcel gedacht hatte, allein ihr Schlauchboot würde zigfach in den Turm passen, und er wusste, dass der größte Teil noch immer unter Wasser lag. Auch ihrem Steuermann war das auftauchende Monstrum nicht entgangen, und er lenkte das Zodiac in eine leichte Linkskurve.
    »Wir versuchen, hinter den Turm zu kommen, bis uns das Flugzeug erreicht«, rief er nach hinten. »Haltet euch fest, das wird eine knappe Angelegenheit.«
    Mittlerweile war auch ein Teil des Rumpfs zu sehen, und Marcel bekam eine Ahnung davon, wie groß die Halland wirklich war. Obwohl sie zu den kleineren U-Booten gehörte, mutete sie hier draußen und von einem Sechs-Personen-Schlauchboot aus geradezu riesig an. Und dunkel, wie ein düsteres Monster aus der Tiefsee. Langsam begriff Marcel, warum Aron so große Bedenken gehabt hatte, diese Aktion mit Zivilisten durchzuführen. Bei dem Gedanken daran, auf das rundliche Deck zu steigen, wurde ihm schlecht, und er war sich sicher, dass es Yael, Maja und Dimitrij nicht anders ging. Alle drei blickten besorgt gen Himmel. Plötzlich kippte das Licht in ihre Richtung.
    »Er hat uns entdeckt! Oder das U-Boot!«, schrie Yael in Arons Richtung.
    »Das sehe ich selbst!«, gab er pampig zurück. Sie befanden sich mittlerweile mit ausreichendem Abstand zur Schraube hinter der Halland, und Aron lenkte das Zodiac nach rechts, um hinter den schützenden Rumpf zu gelangen.

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