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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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wurde überhaupt erfasst.«
    »Kommen wir noch einmal zurück zu den …«
    Peter stellte das Radio ab, vor seinem Mund bildeten sich kleine weiße Wolken, er atmete flach, und Doreen wurde sich darüber im Klaren, dass er alles wusste. Sein Kopf fiel nach vorne in den Kragen seiner Daunenjacke. Doreen rutschte auf ihrem Autositz ganz nach rechts, um sich ihm besser zuwenden zu können. Sie blickte einem Mann auf die rechte Schläfe, den sie belogen und missbraucht hatte. Sie war sich nicht sicher, ob sie wissen wollte, was hinter der Schläfe in seinem Kopf vorging. Da Fragen ohnehin nicht zur Debatte standen, beschloss sie zu schweigen, bis er so weit war. Es dauerte über eine halbe Stunde, bis er den Kopf hob. Er musste es nicht aussprechen, sie verstand seinen Blick vor den beschlagenen Scheiben des Wagens nur zu gut. Wie konntest du das tun, Doreen? Sie sah, dass er mit sich haderte, ob er glauben sollte, dass sie ihn nur benutzt hatte. Sie schüttelte den Kopf und streichelte mit ihrer Handfläche seine Wange. Diese fühlte sich frisch rasiert an, worüber sie sich wunderte. Für wen hast du das getan, Doreen? Warum? Wut flackerte kurz in seinen Augen auf, die Sekundenbruchteile später einer tiefen Resignation wich.
    »Ich schuldete einem Menschen aus meiner Vergangenheit Loyalität. Ich weiß, du kannst das nicht verstehen, Peter.«
    Unvermittelt schlug er mit einem lauten Knall die Faust aufs Lenkrad: »Und was ist mit mir? Was ist mit deiner Loyalität mir gegenüber?«
    »Glaube mir, Peter, wenn ich gewusst hätte, was wir damit anrichten, hätte ich mit ihm gebrochen.«
    »Es sieht ganz danach aus, als hättest du dich für den falschen Mann entschieden«, flüsterte er, plötzlich wieder ganz leise. In seinem Blick lag jetzt nicht mehr Wut oder Enttäuschung, sondern nur noch grenzenlose Trauer. Doreen sagte nichts mehr.
    »Gehen wir ein Stück«, sagte er merkwürdig bestimmt. Er war schon aus der Tür, als Doreen zögerlich den Hebel betätigte und aus dem Wagen stieg. Der Wagen stand auf einem menschenleeren Waldparkplatz, niemand, der bei Verstand war, dachte im Moment daran, einen Spaziergang zu machen. Der Morgen brach gerade an, und leichte Schneeflocken tanzten ihr um die Nase. Peter war vorausgelaufen, und sie musste rennen, um ihn einzuholen. Als sie sich bei ihm unterhakte, fragte sie: »Glaubst du, der Schnee ist radioaktiv verseucht?« Den Vögeln jedenfalls schien die Strahlung nichts auszumachen. Er blieb stehen. Wäre nicht die Welt um sie herum zusammengebrochen, hätte es ein schöner, fast ein romantischer Moment sein können.
    »Glaubst du wirklich, dass das jetzt noch eine Rolle spielt?«, fragte er so nah an ihrem Gesicht, dass sie die Wärme seines Atems in den Poren ihrer Haut spürte. Er warf einen Blick auf die Uhr und ging weiter.
    »Was hast du vor, Peter?«, fragte sie leise, obwohl sie es längst wusste. Sie fragte sich, ob sie bereit dazu war. Aber wer war schon jemals bereit dafür?
    »Das einzig Richtige, Doreen. Und du weißt längst, dass wir nicht anders können, oder? Ich habe es in deinen Augen gesehen.«
    Doreen lehnte den Kopf an seine Schulter, und gemeinsam liefen sie über den knirschenden Schnee. Hinter der sanften Biegung klaubte sie einige lockere Eiskristalle vom Boden und warf sie nach oben. Zum ersten Mal seit dem Zwischenfall lachten sie in einem kurzen Moment des Glücks zweier Liebenden, die sich trotz allem nicht verloren hatten.

TEIL 3
    »Ein Mensch, der in allen Dingen nur das Gute tun will, muss unter so vielen, die das Schlechte tun, notwendig zugrunde gehen. Daher muss ein Fürst, der sich behaupten will, imstande sein, schlecht zu handeln, wenn die Notwendigkeit es erfordert.«
    Niccolò Machiavelli
    Der Fürst
    1513

KAPITEL 49
    Amsterdam, Niederlande
04. Februar 2013, 07.04 Uhr (zur gleichen Zeit)
    Als ihr der grünliche Schimmer des Scanners das Auge abtastete, um den verborgenen Fahrstuhl zu aktivieren, wurde Solveigh plötzlich speiübel. Sie erkannte ihren Körper nicht wieder. Normalerweise ein Uhrwerk, bei dem sie jede noch so kleine Regung nachvollziehen konnte, spielte er auf einmal verrückt. Er ließ sie jämmerlich im Stich. Jetzt, wo sie es am wenigsten gebrauchen konnte. Sie krümmte sich in der engen Kabine, um die Übelkeit niederzukämpfen, bis sich die Türen öffneten und sie schutzlos den Blicken der Kollegen einen Stock tiefer ausgesetzt wäre. Es funktionierte nur leidlich, und sie bildete sich ein, grün angelaufen zu

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