Biest: Thriller (German Edition)
Teams, die für die Explosionen verantwortlich waren, aber die kannten seine Identität nicht. Es sei denn, Eisler hatte noch eine Rückversicherung. Irgendjemanden, der Bescheid wusste und im Fall seines unerwarteten Ablebens auf den Plan trat. Einen Anwalt oder einen Kumpanen aus alten Zeiten. Ansonsten gab es nur noch einen Mann, der ihn identifizieren konnte. Und dessen Schicksal kam lebendig begraben noch am nächsten. Sie würden diese Verbindung niemals finden, und selbst wenn, wäre er einer der ersten, der davon erführe. Nein, es war alles unter Kontrolle.
»Halten Sie sich bitte zunächst an seine Verwandten und die zuständige Behörde, und dann beratschlagen wir erneut, was zu tun ist. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Tag und einen erfolgreichen Aufenthalt in Berlin!«, sagte das Biest und legte das Telefon zurück in die Schublade. Die verklausulierte Sprache ging ihm auf die Nerven. Nach einem kurzen Zögern nahm er den zweiten Apparat, ein identisches Telefon mit einer blauen statt einer roten Markierung. Er wog es in der Hand, als würde er sich an etwas erinnern. Dann warf er das Handy in die Flammen des Kamins. In dem beißenden Rauch verbrennenden Plastiks fragte sich das Biest, ob er dem Algerier vertrauen konnte. Ob er ihm seine Zukunft anvertrauen konnte? Ja, dachte er. Der Algerier mordete nicht nur um des Auftrags willen. Das Biest wusste, dass es ihm gefiel, wenn seine Opfer in seinen Händen mit einem letzten Atemzug ihr Leben aushauchten. Er war der Einzige, der war wie er. Bestialisch. Auf einmal fühlte sich das Biest wieder sehr sicher.
KAPITEL 61
Berlin, Deutschland
08. Februar 2013, 16.54 Uhr (zur selben Zeit)
Der massige Körper, der auf ihr lag, drückte die letzte Luft aus ihren Lungen, die Nylonnähte über den Aramidplatten seines Brustpanzers schnitten ihr ins Gesicht, ihre Ohren pfiffen nach der heftigen Explosion trotz des Helms. Aber sie lebte. Verzweifelt versuchte sie, den Mann, der ihr das Leben gerettet hatte, von sich herunterzuschieben. Einsatzleiter Reimers hatte sich in letzter Sekunde über sie geworfen und sie so vor den Splittern bewahrt. Ächzend rollte sie ihn auf die Seite und setzte sich auf. Sie hustete und bekam einen noch heftigeren Anfall, als sie dabei noch mehr von dem beißenden Staub einatmete. In ihrem Kopfhörer wurden Anweisungen gebellt. Und sie hörte noch etwas anderes. Eine ihr wohlvertraute Stimme drang langsam zu ihr durch. Weiter weg. Von hinten hörte sie die Schritte des SEK-Teams, das anrückte, um sie zu retten. Noch wie in Trance betrachtete sie ihren Retter: In seinem Hals steckte ein Stück der Tischplatte. Die verkleisterten Holzteile waren in große Stücke geborsten. Darüber überall Blut. Viel Blut. Benommen tastete sie nach seinem Puls, als sie von hinten unter den Armen gepackt und weggezogen wurde. Sie beobachtete, wie ihre Füße über den harten Teppichboden schleifen. Zwei weitere Männer beugten sich über ihren Vorgesetzten.
»Slang! Alles in Ordnung?«, drang es jetzt etwas deutlicher an ihr Ohr. Will. Natürlich. Die Brille, ihre Verbindung zur ECSB. Der Mann legte sie im Wohnzimmer ab. Sie stand auf. Wackelig auf den Beinen. Er legte ihr die Hand auf die Schulter und fragte durch seine Sturmhaube, ob alles in Ordnung sei.
»Ja, mir geht es gut«, sagte sie, obwohl ihre Knie immer noch zitterten. Sie war dem Tod diesmal nur knapp von der Schippe gesprungen. Der SEK-Beamte nickte und ließ sie im Wohnzimmer stehen. Weit entfernt hörte sie Will seufzen, aber noch bevor er ein weiteres Wort darüber verlieren konnte, schaltete Solveigh um. Sie mussten diese Wohnung durchsuchen. Und zwar nicht, nachdem ein paar SEKler alles niedergepflügt hatten. Mit wackeligen Schritten ging sie zurück in den Raum, in dem Eisler offenbar seinen Terrorplot ausgeheckt hatte. An den Wänden hingen die zerfetzten Reste seines Plans. Im Flur trugen Sanitäter eine Trage vorbei, einer hielt einen Tropf in die Höhe. Sie warf ihm einen fragenden Blick zu, aber der Arzt zuckte nur mit den Achseln. Reimers lebte. Und sie wussten nicht, ob er durchkommen würde. Als sie den Raum betrat, sah sie, wie ein Beamter frustriert ein Stück Beton mit dem Fuß wegkickte. Sie ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Bitte nicht«, sagte sie ruhig und aktivierte den Sprechfunk. »Alle mal herhören, dies ist ein Tatort, und ich brauche Ihre Hilfe. Ich weiß, dass der Einsatz ein Desaster war und Ihr Kollege schwer verletzt ist, aber wir
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