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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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ich in Mailand oder Stockholm oder Prag. Wie oft hatte sie diesen Satz mit wechselnden Städtenamen schon gebraucht und sich nichts weiter dabei gedacht? Einfach weitergemacht, als hätte nichts, was sie tat, jemals eine Konsequenz, weil sie so gut zueinanderpassten. Sei nicht albern, Solveigh, das steckst du doch locker weg, oder nicht? Sie war sich auf einmal nicht mehr so sicher. Also sagte sie lieber nichts. Er stand auf und kam auf sie zu. Sie wollte, dass er sie umarmte, und wollte ihn doch wegstoßen, so weit sie konnte. Als das alte brüchige Leder und der Flugdiesel näher kamen, wollte sie ihn schon nicht mehr ganz so weit wegstoßen, und als er sie schließlich in die Arme nahm und ihre Wange streichelte, wusste sie nicht mehr, ob sie ihn überhaupt jemals loslassen wollte. Er wusste, dass sie es wusste, wahrscheinlich hatte Yael ihn sogar angerufen, vielleicht als Wiedergutmachung – oder als Startpunkt für eine Wiederholung? Keine Ahnung. Er nahm ihren Kopf zwischen die Hände und sah ihr tief in die Augen: »Es tut mir leid, Solveigh. Wirklich.« Sie nickte, obwohl sie nicht wusste, was sie denken sollte. »Ich dachte, du bist in Tel Aviv«, brachte sie schließlich hervor, ihre Stimme klang deutlich beiläufiger, als sie sich fühlte. »Nicht mehr«, antwortete er. »Ich dachte mir, dort, wo sich eine israelische Agentin und die berüchtigte Slang treffen, da muss die interessantere Story drin sein. Also bin ich ihr nachgeflogen, sobald mich die Wache vom Mossad aus den Augen ließ. Glücklicherweise wusste ich ja von unserem Telefonat vor drei Tagen, wo sie dich finden würde.«
    Solveigh musste zugeben, dass seine Logik bestechend war, und fragte sich, gegen wie viele Statuten der ECSB sie verstieß, indem sie Marcel hin und wieder verriet, in welcher Stadt sie sich aufhielt. Zumal jetzt, wo er das Volontariat beim »L’Echo Diplomatique« angefangen hatte. Es machte ihre private Situation nicht eben einfacher, dass er jetzt den investigativen Journalisten zuzurechnen war. Natürlich war er noch am Anfang seiner Karriere, aber oftmals waren das ja die Gefährlichsten von allen, weil sie die größeren Risiken eingingen, um ihre Story zu bekommen. Wenn sie ehrlich war, machte ihn das sogar noch ein wenig anziehender. Und was fangen wir jetzt mit uns beiden an?, fragte sich Solveigh, während er sie immer noch in den Armen hielt. Ihr Handy piepste, und da sie es ebenso wie den Kaffeebecher nach wie vor in der Hand hatte, las sie die Textnachricht von Eddy über Marcels Schulter: Ihr Flug nach Amsterdam ging schon am nächsten Morgen. Was war das für eine Zukunft mit einem Mann, der sie gerade erst betrogen hatte? Vielleicht meine einzige, seufzte Solveigh innerlich. Was hatte sie schon für eine Wahl? Zumindest für den Moment? »Wir haben bis morgen früh«, flüsterte sie ihm ins Ohr und konnte förmlich spüren, wie er grinste. Er hatte gewonnen. Zumindest für die nächsten Stunden.

KAPITEL 12
    Moskau, Russland, Tverskaja-Straße
16. September 2012, 08.39 Uhr (am nächsten Morgen)
    Dimitrij Bodonin fuhr mit seinem neuen Firmenwagen in die Tiefgarage des Bürogebäudes, in dem MosTec seinen Sitz hatte. Die Firma, die er gemeinsam mit Viktor seit zwei Tagen leitete. Managing Director, stand auf seiner Visitenkarte. Es kam ihm immer noch wie ein Traum vor, aber die fünfzehn Mitarbeiter, die unter anderem das Computersystem von Anatolis Wodkafabrik warteten, waren keine Illusion. Und es handelte sich nicht etwa um stupide Arbeitsbienen, einige waren sogar recht fähig. Die meisten hatten wie er an der Technischen Universität studiert, wenn auch keiner mit einem so guten Notenschnitt wie er oder dem frühen Doktortitel vor der Nase. Vielleicht ist es also ganz und gar gerechtfertigt, dass ich ihnen nun sagen soll, wie sie ihre Arbeit machen, überlegte Dimitrij, als er das 3er-BMW-Coupé mit silbern glänzenden riesigen Chromfelgen verriegelte. Keine zwei Minuten später betrat er ihre Firmenzentrale im vierten Stock, die allerdings nur aus schmucklosen Zweckbüroräumen mit grauem Teppichboden und einer Unmenge Computern bestand. Kabel lagen quer über die Gänge, ein Zustand, den er unbedingt abschaffen musste, wenn sie wirklich strategisch expandieren wollten. Die alte Mär von chaotischen Programmieren war ein gesellschaftliches Relikt aus den Neunzigern. Wer heute in der IT erfolgreich sein wollte, musste organisiert, professionell und ganz und gar up to date sein. Im Gegensatz zu einigen

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