Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
Vom Netzwerk:
letzte Chart zeigte den Knackpunkt ihres Vorschlags: den Finanzierungsbedarf. Und der war nicht unerheblich. Nicht so groß, dass er für Anatoli ein ernsthaftes Problem darstellte, aber groß genug, dass sich zeigen würde, ob er es ernst meinte mit der gemeinsamen Zukunft oder ob er doch nur eine kleine Stelle mit ein bisschen Renommee für seinen Sohn gesucht hatte. Als Dimitrij endete, schaute Anatoli auf seine Fingernägel. Er streckte sie von sich und betrachtete das Ergebnis seiner Fummelei, die er auch während Dimitrijs Vortrag nicht unterbrochen hatte. Dimitrij und Viktor schauten sich an. Wieder einmal zuckte Viktor mit den Schultern. Wie kann man seinen eigenen Vater nur so schlecht kennen?, fragte sich Dimitrij zum wiederholten Mal und schaute wieder zu Anatoli. Das weiße Hemd unter dem grauen Anzug spannte ein wenig mehr als beim letzten Mal, dachte Dimitrij noch, als Anatoli plötzlich anfing zu lachen. Sein Bauch bebte über dem dünnen Gürtel.
    »Ihr wollt Geld?«, fragte er zwischen zwei tiefen Lachern, die in einem üblen Husten endeten. Dimitrij wurde sehr flau im Magen. Natürlich hatte er es übertrieben. Er hatte es versaut. Er schaute mit bangen Blicken zu Viktor, der gleichgültig auf der Kante seines Schreibtisches saß. Plötzlich ebbte das Lachen ab, und es wurde sehr still in dem Büro.
    »Okay«, sagte Anatoli plötzlich, sehr leise, aber sehr bestimmt. »Unter einer Bedingung.«
    Viktor und Dimitrij sahen sich fragend an. Was hatte das zu bedeuten? Wollte er, dass sie noch einen Gesellschafter aufnahmen? Jetzt, wo sie beide sich so gut arrangiert hatten?
    Anatoli Kharkov zog einen Speicherchip aus der Jackentasche. »Ihr fragt euch sicher, was ihr für euer Geld tun müsst, nicht wahr?« Die beiden jungen Manager nickten unisono.
    »Nun«, sagte Anatoli und hielt den Speicherchip ins Licht der Neonröhren an der Decke, als könnte er so den Inhalt auslesen. »Ihr müsstet euer Geschäftsfeld ein wenig erweitern …«

KAPITEL 13
    Amsterdam, Niederlande
16. September 2012, 20.25 Uhr (am Abend desselben Tages)
    Marcel Lesoille landete um 20.25 Uhr in Amsterdam, nach seiner Schätzung etwa sechs Stunden später als Solveigh. Er nahm die Bahn bis zum Amsterdam Centraal und von dort aus weiter zum Amstel Business Park. Marcel kannte das unscheinbare Bürogebäude, in dem die ECSB ihren Sitz hatte. Die Nachbarn der kleinen internationalen Sondereinheit der des Europäischen Rats waren ebenso unscheinbar wie die Adresse: IT-Firmen, ein Personaldienstleister, ein paar kleinere Buchhaltungsunternehmen. Keine Auffälligkeiten, nichts, was irgendjemand interessiert hätte, geschweige denn einen Journalisten. Aber Marcel wusste es besser, seit er Solveigh, über mehrere Tage verteilt, jeweils einen weiteren Abschnitt auf ihrem Weg ins Büro ›begleitet‹ hatte, damit sie nur ja keinen Verdacht schöpfte. War das der Anfang ihres gemeinsamen Endes gewesen? Ein kleiner Betrug, begangen aus dem Überschwang heraus, endlich das Praktikum beim Echo ergattert zu haben und ein echter Enthüllungsjournalist zu werden? Er wusste es nicht genau. Bevor sich Marcel an der gegenüberliegenden Bushaltestelle im Wartehäuschen auf einen Stuhl aus blau lackiertem Drahtgeflecht setzte, stopfte er seinen Schal ins Revers und steckte die Hände in die tiefen Manteltaschen. Es war empfindlich kalt in Holland und entschieden zu kalt für ihn. Wieso war eigentlich nirgendwo in dem Gebäude Licht zu sehen?, wunderte sich Marcel. Er wusste aufgrund ihres Telefonats in Prag sicher, dass Solveigh eine Besprechung im Büro hatte. Vielleicht nutzten sie einen Innenraum, sinnierte er achselzuckend. Der Nieselregen wehte ihm über das zu schmale Vordach ins Gesicht und tropfte ihm an den Falten seiner Kapuze gesammelt in den Nacken. Tief in den Taschen seines Mantels überprüfte er routiniert, ob eine Speicherkarte in der Kamera steckte, und richtete sich aufs Warten ein, als er plötzlich ein Taxi bemerkte, das vor dem Kasten aus Beton und Glas hielt. Marcel fischte die Leica aus der Tasche und blickte durch den Sucher. Das leistungsstarke APO-Summicron-Objektiv holte das Taxi näher heran, die Scheibe reflektierte den bläulichen Schein der Straßenlaterne, und die Regentropfen brachen das Licht wie tausend kleine Diamanten. Er drückte den Auslöser. Klick. Er konnte nicht erkennen, wer in dem Taxi saß. Klick. Ein blauer Peugeot. Klick. Der Fahrgast reichte einen Schein nach vorne und öffnete den Schlag. Klick. Aha,

Weitere Kostenlose Bücher