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Biest: Thriller (German Edition)

Biest: Thriller (German Edition)

Titel: Biest: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenk Saborowski
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Oder doch? Dimitrij hatte Maja jetzt vollkommen vergessen, er war in die Welt seines Bildschirms mit den kryptischen Zahlen und Buchstabenkombinationen abgetaucht, die keinem normalen Menschen etwas sagen würden. Er wählte ein Icon auf seinem Desktop, das aussah wie eine glänzende schwarze Spinne, die in der Wüstensonne glitzerte: sein Darknet. Darknets waren so etwas wie die digitale Entsprechung zu Londoner Herrenclubs: Man bekam nur Zutritt zu dem exklusiven Zirkel, wenn man sich verdient gemacht hatte, wenn die anderen wussten, dass man einer der besten Programmierer war, die die Welt zu bieten hatte. Er startete das Programm, das im Wesentlichen aus einer Chat- und Dateitauschfunktion bestand, natürlich absolut sicher und nicht zurückzuverfolgen. Er durchsuchte das Message-Board nach einem bestimmten Eintrag und las die dahinterliegende Diskussion. In seinem Magen machte sich ein flaues Gefühl breit, und dennoch stieg mit jeder neuen Nachricht auch seine Aufregung. Denn es schien so, als würde sich seine Vermutung bestätigen. Nach einer Viertelstunde, Maja hatte inzwischen das Haus verlassen, er hatte ihren Kuss zum Abschied kaum bemerkt, schloss er das Darknet und kopierte das Virus auf einen USB-Stick. Er rannte beinahe durch die Wohnung zu seinem Schreibtisch, stöpselte seinen zweiten Rechner vom Internet ab und startete Windows. Als sein Desktop auf dem Bildschirm erschien, steckte er den USB-Stick in den Rechner und wartete fünf Sekunden, dann zog er ihn schon wieder heraus. Er hatte weder etwas angeklickt noch irgendeine Datei geöffnet. Und trotzdem … Wenn er sich nicht täuschte … Mit zittrigen Fingern startete er ein selbst geschriebenes Analyseprogramm. Nach zwanzig Sekunden ließ er sich auf den Schreibtischstuhl fallen und murmelte: »Heilige Scheiße.« Das Virus hatte den PC befallen und prüfte gerade, ob sich in seiner Netzwerkumgebung noch weitere Computer befanden, die er infizieren konnte. Dimitrij konnte live mitverfolgen, wie elegant das Programm dabei vorging und wie es sich unmerklich im Speicher ablegte. Er konnte nicht anders, als das Meisterwerk zu bewundern, es kam ihm vor, als betrachte er das Bolschoi-Ballett bei einer komplizierten Choreografie. So einfach, so elegant und doch so unfassbar schwer zu erreichen. Jetzt war Dimitrij sicher, um welches Programm es sich handelte: um das gefährlichste Virus der Welt, den Superstar der Schadsoftware, das Meisterstück eines Genies: Stuxnet. Anatoli Kharkov wollte, dass er Stuxnet für ihn umprogrammierte. Dimitrij atmete tief ein und starrte zur Decke. Und er hatte ihm den Quellcode schon besorgt. Er ging in Gedanken durch, wie er es anstellen könnte. Die Aufgabe entbehrte nicht eines gewissen Reizes, das musste er zugeben. Und es wäre definitiv möglich, schließlich waren die meisten Funktionen der Software ironischerweise von den großen IT-Sicherheitsfirmen gut dokumentiert worden, um Schaden abzuwenden. Nein, es war sogar wahrscheinlich deutlich weniger aufwendig, als sich Anatoli das vorstellte. Zumindest wenn er den Teil mit der technischen Anlage, die manipuliert werden sollte, tatsächlich aus der Ukraine zugeliefert bekam, wie Anatoli versprochen hatte. Seine Aufgabe war nur die Hülle, das Eintrittstor über die normalen PCs. Für ihn wäre es ein Leichtes, den dicken Bonus einzufahren, den Anatoli ihnen versprochen hatte. Die Preisfrage jedoch lautete: Was wollte Anatoli damit?

KAPITEL 19
    Haifa, Israel
3. Oktober 2012, 12.05 Uhr (zwei Tage später)
    Der Mietwagen war stickig, und Marcel war froh, dass die Temperatur im Winter nur um die zwanzig Grad lag, denn eine Klimaanlage war in dem kleinen Yaris nicht verbaut. Und mehr hätte sein Budget vom Echo nicht hergegeben, was andererseits wiederum ein Glück war, denn das Auto war eine perfekte Camouflage – kein Mensch interessierte sich für ihn. Selbst Solveigh und Yael hatte er während der letzten Tagen unbemerkt folgen können, wenn sie die Zentrale des Mossad, in der sie sich größtenteils verschanzt hatten, einmal verließen. Immer hatte er eine Lücke gefunden, in die er den Kleinwagen hatte quetschen können. Mittlerweile hatte er über fünfhundert Fotos auf insgesamt acht Fahrten gesammelt – und es wurde immer mysteriöser. Nachdem ein Taxi Solveigh am Morgen nach ihrem Joggingausflug zur Zentrale des Mossad gebracht hatte, dessen Adresse im Norden der Stadt ein offenes Geheimnis war, fuhren sie am Nachmittag zu einer umzäunten und vom

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