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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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Schätzchen.«
    »Wieso schuldet er dir überhaupt Geld?«
    Also mußte Sonny sich die ganze Geschichte aus den Fingern saugen. Der Mann sei Polizist und mit seiner Kusine verheiratet…
    »Deine Kusine ist mit einem Cop verheiratet?« sagte Coral.
    »War. Sie haben sich vor drei Monaten getrennt.«
    »Meine Güte«, sagte Coral.
    Jedenfalls, erklärte Sonny ihr, mußte seine Kusine wegen einer teuren Operation ins Krankenhaus, und Sonny war zur Bank gegangen und hatte praktisch die Ersparnisse seines ganzen Lebens abgehoben und sie ihrem Mann geliehen, weil der ihm während der Sache in der Wüste am Golf das Leben gerettet hatte, alles frei erfunden, und nun ging es dem Mädchen besser, Sonnys Kusine ersten Grades, und Sonny hatte ihn gebeten, ihm das Geld zurückzuzahlen, weil er ein wahnsinnig lohnendes Geschäft in Aussicht hatte, aber der Mann hatte sich mittlerweile von ihr getrennt, und Sonny wollte nun herausfinden, wohin er gezogen war, oder auch seine Kusine, denn als er sie das letzte Mal besuchen wollte, hatte die Hauswirtin ihm gesagt, beide wären Gott weiß wohin verzogen, das alles war natürlich der reinste Quatsch, aber jetzt wollte er den Mann verfolgen, um vielleicht herauszufinden, wo seine Kusine steckte, verstehst du, die, deren Niere man in Ordnung gebracht hatte, das hat zwanzigtausend Dollar von Sonnys schwer verdientem Geld gekostet, vielleicht würde er sie bitten, mit ihrem Mann zu reden, den er bis heute für einen seiner besten Freunde überhaupt gehalten hatte, diesen beknackten Unsinn machte er Coral weis.
    Aber er hatte den Wagen.
    Sonny war ein guter Fahrer. Er blieb hinter der blauen Chevy-Limousine vor ihm kleben, hielt aber gleichzeitig einen respektablen Abstand. In den nächsten Tagen würde er jede Bewegung verfolgen, die Carella machte, und alles über ihn herausfinden. Eine Stelle suchen, wo er sich auf die Lauer legen und ihn kalt erwischen konnte. Er mußte ihn allein stellen. Ein Schuß in den Rücken. Auf Wiedersehen, Nemesis, wozu im Wörterbuch stand: »Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit, bildungssprachlich ausgleichende, vergeltende, strafende Gerechtigkeit.« Das hatte er sofort nachgeschlagen, nachdem sein Anwalt die Kaution gestellt und ihn herausgeholt hatte.
    Bis dahin mußte er vorsichtig sein. Immer schön langsam. Er verfolgte Cops, die wußten alles über Beschattungen. Schon wieder ein gemischtes Paar, wie er feststellte. Steckte die Polizei absichtlich Brüder und Weißärsche zusammen, um den Frieden zu wahren? Für Brüder, die ins Feindeslager übergelaufen waren, hatte er nur Verachtung übrig.
    Verdammt noch mal, wohin fuhren sie eigentlich?
     
    Das Kloster des Ordens der Sisters of Christ’s Mercy - der Schwestern von Christi Gnade - befand sich an einer von Bäumen gesäumten Straße in einem Teil von Riverhead, der problemlos als kleines Dorf in Neuengland hätte durchgehen können. An diesem heißen Sommernachmittag Ende August schwebten Schmetterlinge über den Blumen, die den Pfad einfaßten, der zu der mit einem Bogen versehenen Holztür des bescheidenen Steingebäudes führte, das Schwester Annette Ryan und elf andere Nonnen ihr Heim nannten. Auf der einen Seite des Klosters lag ein Friedhof, auf der anderen ein kleineres Steingebäude. Eine Nonne in Habit war heutzutage ein seltener Anblick, aber die Schwester, die auf ihr Klingeln öffnete, war mindestens siebzig Jahre alt, und sie trug die schlichte, schwarzweiße Tracht ihres Ordens. Ein hölzernes Kruzifix hing um ihren Hals, am Ringfinger der linken Hand trug sie einen schmalen Goldring. Sie führte sie durch die Stille eines schmucklosen Korridors und klopfte an dessen Ende leise an eine gewölbte Tür.
    »Ja, herein, bitte«, sagte eine Frauenstimme.
    Schwester Annette Ryan…
    »Bitte nennen Sie mich Annette«, sagte sie sofort.
    … war eine große, schlanke Frau Ende Fünfzig, schätzte Carella, die maßgeschneiderte Hosen, einen hellblauen Baumwollpullover und Wanderschuhe mit flachen Absätzen trug. Sie hatte hohe Wangenknochen und einen üppigen Mund, ergrauendes, kurz geschnittenes rotes Haar und Augen von der Farbe des Rasenstreifens, der in dem Kreuzgang hinter den gewölbten Bleiglasfenstern ihres Arbeitszimmers schimmerte. Sie stellte die Nonne, die ihnen die Tür geöffnet hatte, als Schwester Beryl vor, vielleicht aus Achtung vor ihrem Alter, und bot den Detectives dann Tee an.
    »Ja, bitte«, sagte Brown.
    »Bitte«, sagte Carella.
    »Wie hätten Sie ihn gern?«

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