Big Bad City
schnappen, werde ich ihm die Kekse in den Hals stopfen.« Sie zögerte kurz, und dann fuhr sie fort: » Werden Sie ihn schnappen?«
»Wir werden es versuchen«, sagte Meyer.
»Ja, aber werden Sie ihn schnappen?«
»Wir werden die Liste an sämtliche Pfandleihen in der Stadt verteilen, wer weiß, vielleicht ruft uns ja jemand an?« sagte Kling in die Luft.
»Außerdem«, sagte Meyer, »nehmen wir täglich jede Menge Verhaftungen vor, die mit dem Fall zuerst einmal nichts zu tun haben. Aber vielleicht verpfeift ihn ja einer der Brüder, wer weiß?«
»Wie meinen Sie das?«
»Diebe sprechen miteinander, erfahren alles mögliche, das sie dann manchmal benutzen, um mit uns einen Handel zu schließen.«
»Zum Beispiel?«
»Zum Beispiel könnte dieser Typ, der Kekse auf dem Kissen zurückläßt, ja mal erwähnt haben, daß er vor zwei Tagen in einer Wohnung an der South 20th war«, sagte Kling.
»Jemand hat Ihnen das tatsächlich gesagt?«
»Nein, das war nur ein Beispiel.«
»Sie sagen also, daß es reine Glückssache ist, das sagen Sie.«
»Nein, keineswegs«, sagte Kling. »Keineswegs«, sagte Meyer.
»Hier muß es ein Echo geben«, sagte Annie. »Was ist es denn, wenn nicht reine Glückssache? Sie schicken eine Liste an die Pfandleihen und hoffen, daß irgendein Pfandleiher meinen Saphirring wiedererkennt und Sie anruft. Oder daß Sie irgendeinen Vergewaltiger oder wen auch immer verhaften, einen Bankräuber, und hoffen, daß er seinen besten Freund über die Klinge springen läßt, den Cookie Man…«
»Cookie Boy.«
»Niedlich«, sagte sie wieder und verzog erneut das Gesicht. »Was ist das also, wenn nicht reine Glückssache?«
»Tja, ein gewisses Glück gehört dazu«, gab Meyer ihr recht. Der freundliche Zahnarzt.
»Aber wir führen natürlich auch Ermittlungen durch«, sagte Kling.
»Was für welche denn?«
»Tja, es würde den ganzen Tag dauern, Ihnen alles zu erklären.«
Darauf gehe ich jede Wette ein, dachte sie.
»Für mich sieht es so aus«, sagte sie, »als könnte ich meine Sachen abschreiben.«
»Vielleicht überraschen wir Sie ja«, sagte Kling und lächelte.
»Überraschen Sie lieber Mr. Cookie«, sagte sie.
Die Nachricht von der Frau namens Annette Ryan lag auf Carellas Schreibtisch, als sie zum Revier zurückkamen. Sie besagte, sie könne die tote Nonne identifizieren, deren Foto sie an diesem Morgen im Fernsehen gesehen habe, und bat um einen Rückruf. Als er sie um zwei Uhr an diesem Nachmittag erreichte, erfuhr er, daß Annette Ryan Schwester Annette Ryan war, Mary Vincents geistliche Führerin, seit sie vom Mutterhaus des Ordens in San Diego in die Stadt gekommen sei. Carella fragte sie, ob er sie aufsuchen dürfe, und sie nannte ihm die Adresse ihres Klosters in Riverhead. Er legte den Hörer auf und drehte sich zu Brown um, der sich gerade hinter seinem Schreibtisch häuslich einrichtete.
»Mach es dir nicht zu bequem«, schlug er vor.
Den Honda, den Sonny Cole fuhr, hatte ihm ein neunzehnjähriges Mädchen geliehen, das er vor drei Monaten kennengelernt hatte. Er hatte sich in den letzten vier Wochen immer mal wieder mit ihr getroffen, war mit ihr ins Kino gegangen und so, der übliche Scheiß, wenn man miteinander ging. Sie lutschte ihm schon mal den Schwanz, wenn ihre Mama nicht zu Hause war, ließ ihn aber nicht richtig ran, hatte Angst, schwanger zu werden. Mit Nutten war es viel einfacher, da konnte man auf dieses beschissene Rumbalzen verzichten und war keinen Einschränkungen unterworfen. Wenn Sonny eins haßte, dann Einschränkungen.
»Was willst du von diesem Mann?« hatte Coral ihn gefragt. Der vollständige Name, den ihre Mama aus den Südstaaten ihr gegeben hatte, lautete Coralee, aber sie hatte ihn in der Minute, in der sie fünfzehn wurde, zu Coral abgekürzt. Coral war Studentin im vierten Semester an der Ramsey University; sie wollte später mal zum Fernsehen. So sauber wie der erste Zahn eines Babys. Und mach’s sauber, Mann, denn dich werden sie sich zuerst vorknöpfen. Saubere Knarre, keine Partner, rein, raus, war schön, Sie kennengelernt zu haben.
»Er schuldet mir Geld«, sagte Sonny. »Wenn er spitzkriegt, daß ich hinter ihm her bin, haut er aus der Stadt ab.«
»Und deshalb mußt du ihn in meinem Wagen verfolgen?«
»Jedenfalls in irgendeinem, den er nicht kennt. Wäre aber nett, wenn du mir deinen leihst.«
»Warum gehst du nicht einfach zu ihm und forderst das Geld von ihm zurück?«
»So funktioniert das nicht,
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