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Big Bad City

Big Bad City

Titel: Big Bad City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ed McBain
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sagte sie.
    »Und den Namen und die Telefonnummer der Mutter Oberin in San Diego.«
    »Ja, sicher«, sagte Annette.
    »Sie haben gesagt, Sie wären Marys geistliche Führerin gewesen«, sagte Brown. »Was meinen Sie damit?«
    »Ihre Beraterin, ihre Lehrerin, ihre Freundin. Jeder Mensch braucht jemanden, mit dem er gelegentlich mal sprechen kann. Auch religiöse Frauen haben Probleme. Wir sind nämlich auch nur Menschen.«
    Religiöse Frauen, dachte Carella, fragte aber wieder nicht nach.
    »Wann haben Sie sie zum letzten Mal gesprochen?« sagte er.
    »Vorgestern.«
    »Am vergangenen Donnerstag?« sagte Brown überrascht. »Ja.«
     
    Sie hatte also einen Tag, bevor sie ermordet worden war, ihre geistliche Führerin aufgesucht. Beide Detectives fragten sich, warum. Brown nahm den Ball auf.
    »Hatte sie ein Problem?« fragte er.
    »Nein, nein. Sie wollte sich nur mal unterhalten. Wir haben uns alle paar Wochen gesehen. Entweder sie kam zum Abendessen hierher ins Kloster, oder wir haben uns in der Stadt getroffen.«
    »Dann war das also kein ungewöhnlicher Besuch?«
    »Keineswegs.«
    »Sie hatte nichts bestimmtes im Sinn?«
    »Nein.«
    »Keine geistlichen Probleme?«
    »Jedenfalls hat sie keine erwähnt.«
    »Schien sie überhaupt irgendwelche Sorgen zu haben?«
    »Sie kam mir wie immer vor.«
    »Hat sie irgendwelche seltsamen Anrufe erwähnt?«
    »Nein.«
    »Oder Drohbriefe?«
    »Nein.«
    »Ist jemand um ihr Haus geschlichen?«
    »Nein.«
    »War jemand mit ihrer Arbeit als Krankenschwester unzufrieden?«
    »Nein.«
    »Vielleicht ein Verwandter oder Freund eines Patienten, um den sie sich gekümmert hat?«
    »Nichts dergleichen…«
    »Irgend jemand mit einer kleinen Beschwerde…«
    »Sie hat nichts dergleichen erwähnt.«
    »… oder der sich ein wenig über sie geärgert hat?«
    »Niemand.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was sie gestern abend im Grover Park zu suchen hatte?«
    »Nein.«
    »Hat sie erwähnt, daß sie in den Park gehen wollte?«
    »Nein.«
    »War das ungewöhnlich für sie?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Quer durch die Stadt zu diesem Park zu gehen? Sich dort auf eine Bank zu setzen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie das getan hat.«
    »Sie hat nicht gesagt, daß sie vielleicht zum Beten dorthin gehen wollte?« fragte Brown. »Oder zum Meditieren oder so?«
    »Nein, sie hat morgens zu Hause gebetet. Immer eine halbe bis dreiviertel Stunde, bevor sie ins Krankenhaus ging. Und sie ging ein- oder zweimal die Woche zur Messe.«
    »Wohin genau?«
    »Die Kirche?«
    »Ja.«
    »Our Lady of Flowers. Wenn Sie wollen, gebe ich Ihnen auch die Adresse. Und den Namen des Gemeindepfarrers.«
    »Bitte«, sagte Carella.
    Annette erhob sich fast majestätisch und glitt durch den Raum, als trüge sie noch immer den Habit. Sie öffnete die Schublade eines langen Tisches und nahm ein in Leder gebundenes Adreßbuch heraus. »Bitte finden Sie den Täter«, sagte sie über die Schulter, als sie das Buch durchblätterte.
    Es klang fast wie ein Gebet.
     
    Um fünf Minuten nach drei waren sie zurück im Revier und riefen das Mutterhaus in San Luis Elizario an. Die Frau, mit der sie sprachen, stellte sich als Schwester Frances Kelleher vor, Assistentin der Mutter Oberin. Sie war schockiert und bestürzt, als sie von Mary Vincents Tod erfuhr, und entschuldigte sich für die Abwesenheit von Schwester Carmelita, die zur Zeit in Rom weilte.
    »Wir erwarten sie in drei Tagen zurück, falls Sie es dann noch einmal versuchen wollen«, sagte sie.
    Carella strich sich das Datum im Kalender an: 25. August.
    »Eigentlich«, sagte er, »suchen wir ihre nächsten Verwandten, um sie zu benachrichtigen. Haben Sie vielleicht Informationen über ihre Familie?«
    »Ganz bestimmt«, sagte Schwester Frances. »Ich verbinde Sie mit der Registratur.«
    Die Nonne in der Registratur meldete sich mit einem fröhlichen »Louise Tracht, guten Morgen!« und fügte dann sofort hinzu: »Oh, es ist ja schon zehn nach zwölf.«
    »Dann eben guten Tag«, sagte Carella, stellte sich vor und erzählte ihr praktisch dasselbe, was er gerade Schwester Frances mitgeteilt hatte. Erneut eine schockierte Reaktion, wenngleich Schwester Louise eingestand, daß sie Mary gar nicht so gut gekannt hatte. »Ich sehe mal in ihrer Akte nach«, sagte sie und legte den Hörer für vielleicht zwei oder drei Minuten beiseite. »Beide Eltern sind tot«, sagte sie, als sie sich wieder meldete, »aber ich habe eine Adresse und Telefonnummer von einem Bruder in Philadelphia,

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